Schatten

Schatten


Sie wusste nicht, was sie bewogen hatte ausgerechnet heute das Anwesen der Altfürstin von Gwynthshire zu betreten.
Nicht, dass es ihr verboten wäre, von wegen! Wer würde ihr verbieten Familieneigentum zu betreten? Das Eigentum ihrer Großmutter. Aber es fühlte sich seltsam an. Die Eingangshalle in weiß und blau, fast wie sie selbst es bevorzugte, nur mit mehr Gold, mehr Porträts, mehr von allem. Mehr Adel.


„Sie ist die Tochter einer Barons und einer fürstlichen Prinzessin, Mutter. Was erwartest du, dass sie wirklich den Weg eines Seraphen oder einer glänzenden Klinge antritt? So wie Margarete? So wie du?“


Damals hatte sie oben auf der Galerie gestanden und sich hinter den Steinsäulenversteckt, in den Schatten gedrückt, wie es sich für eine Baroness ganz sicher nicht gehörte. Vor allem für eine Baroness im Alter von zweiundzwanzig Jahren.


„Mutter, du musst doch einsehen, dass es einen Unterschied zwischen ihr und Margarete gibt. Zwischen ihr und Marianne. Wie Margarete sagte… Gold taugt nicht für Schwerter.“


Siekannte ihren Onkel gut. Jedes Detail seiner Mimik, jeder Blick, jede Veränderung der Haltung. Ein Fürst, wie er im Buche stand. Oder wie er in seinen jungen Jahren in einem Buch gestanden hätte. Jetzt, kinderlos und über fünfzig war der Fürst gezeichnet vom Leben und gezeichnet von der eigenen Zeit im Dienste der Krone.


Langsam erklomm Marena die Treppe und trat hinter die altbekannte Säule. Heute war das Anwesen leer. Die Gwynthshires besuchten die Hauptstadt nicht mehr und wenn sie es taten, dann sicher nicht das Anwesen der Altfürstin. Nur durch das Buntglasfenster über dem Eingang drang Licht in den Raum, brach sich im verstaubten Kronleuchter und zeichnete Bilder an die Wände.


Sie ließ sich auf dem ebenfalls verstaubten Boden nieder und zog ein Notizbuchhervor, einige Seiten verblätternd. Es war nicht so, als hätte das Gespräch mit Richter Nasoni nicht geholfen die richtigen Fragen zu finden. Aber hatte es ausgereicht? Was, wenn sie etwas übersehen hatte? Was, wenn alles am Ende keinen Sinn ergab?


Natürlich, irgendetwas würde Sinn ergeben, irgendeinen Bindfaden an Wissen fand man immer. Aber umso länger sie die Situation durchdachte, umso mehr sie versuchte sich vorzubereiten, umso mehr trat ein Gedanke in den Vordergrund:


Warum war sie ausgerechnet im entscheidenden Moment gescheitert?


Gedankenloszog sie das kleine Fläschchen mit der heißen – mittlerweile kalten – Schokoladehervor und öffnete es, um zumindest einen kleinen Schluck zu kosten. Mittlerweile war es häufig geworden, dass jemand irgendetwas schokoladiges in ihrem Bürovorbei brachte und wenn die Kleinen Gaben von Kollegen kamen, wagte sie sogar diese zu probieren.


Was wohl alle dazu trieb, ihr immer Schokolade zu geben? Fast als hätten sie einen Sinn dafür entwickelt. Wann immer die Ratsherrin für Sicherheit und Verteidigung schlechte Laune hatte war der Schlüssel „irgendwas mit Schokolade“.
Marena ließ das Notizbuch neben sich fallen. Vielleicht war es die Tatsache, dass das Getränk mittlerweile kalt war, oder dass jemand anders sich die Mühe gemacht hatte es ihr zu bringen, doch im Gegensatz zu den enormen Mengen an Süßspeisen und süßen Getränken, die sie über den Wintertag verdrückt hatte, schmeckte die kalte Schokolade tatsächlich ein bisschen wie eine Belohnung.


„Wenn das so weiter geht… muss Lando sich um die Versorgung der krytanischen Bevölkerung mit Zucker sorgen.“ Murmelte Marena in die staubige Stille. Und fast bildete sie sich ein, dass ihre Mundwinkel kurz zuckten.

"Das nächste Mal fliehen wir nach dem Essen!"
"So unfähig beim Teekochen zu sterben bin ich nicht!"
"Ich wurde nicht vergiftet ich... War nur zur falschen Zeit am falschen Ort... GUT! Ich wurde vergiftet!"
"Magier... Die überheblichsten Wesen des Universums. Ich darf das sagen... Ich bin Elementarmagierin."
"In Bjora waren es mehr Pfeile, in Kryta treffen sie besser."
"Was interessiert es dich, was es mich interessiert?"
~ Marena Éconde



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