Wasser. Reinigende Kraft, uralte Macht. Heilung.
Man hatte ihr damals im Hain gelehrt, dass Wasser das Element der Heilung war. Wasser beruhigte, kühlte, lebte. Durch den Traum lag ihr der Umgang mit dem Lebensfluss und lehrte sie zur Elementarheilerin. Wasser war Leben, Erde schützte das Leben und Luft war der Atem, die Quelle des Lebens.
Feuer war bloss Energie. Feuer war die zerstörerischste Kraft unter den vieren. Seine Hitze versengte Körper und Geist. Es verbrannte die Erde zur Einöde und die Luft erfüllte es mit giftigem Rauch. Es zerstörte alles Lebendige und liess nichts als kalte Asche zurück.
Ein wandernder Blick zeigte das zur Einöde gewordene Schlachtfeld, welches vor ihr ausgebreitet dalag. Vor den Toren der Festung der Wachsamen. Die Erde war verseucht und verbrannt und viele Leichen, teils die Soldaten der Wachsamen, teils die der Diener Zhaitans, dem Alt-Drachen, türmten sich meterhoch. Langsamen Schrittes bewegte sich der dünne Körper der Heilerin zu einem Toten. Die Spuren der Gegner waren auf dem riesenhaften Nornkörper sichtbar. Es war Laduf, ein Krieger, den sie mochte und der ihr vor einigen Stunden noch versprach, er würde die Schlacht mit Sicherheit überleben, damit er seine Legende erweitern konnte. Der wutverzerrte Blick, welcher mit dem typischen Stolz eines Norns gemischt war, sprach den Band der letzten Gefühle. Sie stand wieder auf und richtete den Ihrigen über die verbreiteten Gefallenen. Die Flammen leuchteten in der Ferne. Die Überlebenden fingen an die Toten zu verbrennen, als das sie nicht wiederauferstehen von Zhaitan gerufen. Sie selbst gehörte innerhalb der Vigil als Heilerin sowie der Seelsorge an, ausserdem leitete sie den Trupp der elementaren Magier. Ihren Stab aus der Rückenhalterung nehmend, streckte sie ihre behandschuhte Hand dem Himmel empor. Die Konzentration liess sie einige Ellen in die Luft schweben, der Stab als Verbindungsstück zur Erde. Ein Bild von flammendem Gestein, welches unaufhaltsam auf die Erde fällt, bildete sich in ihrem Kopf. Neben ihr schlug ein tonnenschwerer Steinbrocken auf und zermalmte den verderbten Körper ihres Freundes. Die Hitze der züngelnden Flammen, die es aus dem Stein trieb, glühte bereits auf ihrer Haut. Unerbittlich versengten sie den zerschmetterten Körper zu Asche. Unerbittlich wurde ein Teil ihres Lebens herausgerissen und verbrannt. Verbrannt bis nichts mehr erkenntlich war.
Einzig ihre Erinnerung würde nicht im Feuer untergehen. Eine Träne rollte über ihre Wange.
Doch ohne Zerstörung entstände kein neues Leben. Asche machte das Land wieder fruchtbar. Manchmal musste man mit Etwas ein Ende setzen um Heilung zu erfahren. Feuer würde die Toten verbrennen und ihre Körper vor dem verderblichen Einfluss schützen.
Feuer war wie Wasser. Es konnte reinigen und es heilte die Trauer.
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