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Stumm erklangen die Schritte auf dem Boden, als sie den Hain verliess und sich in Richtung der Ogham-Wildnis wendete. Leise plätschernd ging der leichte Nieselregen nieder auf die in schwarz-weiss-blau gehüllte Sylvari
Bald jährt sich der Tag…
Ihre Füsse in den Stiefeln platschten bald schon durch die seichten Lachen, die sich auf dem Trampelpfad gebildet hatten. Irgendwo unter ihr rumorten die Würmer durch deren Tunnel. Aber sie nahm weder die Nässe, die sich in ihre Stoffkleider sog, noch das Tröpfeln aufschlagender Regentropfen wahr.
Ob es richtig war, was ich zu tun gedenke?
Sie kannte ihre Art. Zerstören oder Heilen, darin war sie gut.
Aber Erschaffen?
Sie seufzte, es klang wie eine kühle Brise durch Eichenblätter, wenn im Herbst die Blätter fielen. Ankündigung des nahen Winters. Sie erinnerte sich an das Gespräch, dass sie vor einiger Zeit mit einem Zweitältesten führte.
„Möchtest du deine Ruhe finden, dann tu es“, sprach die tiefe, männliche Stimme des Sylvari vor ihr.
Das leichte Beben des Bodens vibrierte in ihrem Inneren, als eines der mächtigen Moosherzen des Gartens an ihr vorüber stampfte. Doch die schwarzen Löcher blickten auf den wassergetränkten Boden.
Ob sie mir überhaupt je verzeihen?
Ohne es zu merken, fand sie sich dabei wieder, am See des Wasserfalls Steine zu sammeln. Eine Umhängetasche aus festen Blättern gefertigt wurde mit jenen, säuberlich abgeschliffenen Brocken befüllt. Dann begann sie zu suchen.
Ein Platz… Ihr Lieblingsplatz wäre versteckt und weiter oben. Schaffte sie es?
Doch ihr Körper begann schon die riesigen Wurzen hinaufzuklettern. Das Moos war rutschig und die Steine in ihrer Tasche schwer. Öfters konnte sie sich nur in letzter Sekunde halten. Diese eine Kletterei verbrauchte so viel von ihrer Energie. Sie zog sich mit letzter Kraft auf den herausstehenden Felsen. Müde und energielos schwankte sie.
Nur noch ein paar Schritte… Dann war sie da…
Ein Felsvorsprung, bewachsen mit schillernden, grossen Blättern. Entkräftet sank die Riesin auf die Knie. Trotz der Müdigkeit begann sie die Steine aufzutürmen und nahm dann ein grobgezimmertes Holzschild hervor. Die schwarzen Löchern betrachteten die eingeritzte Namen darauf.
Terry Prachett | Kurrtik | Friola Tirendottir | Soryn Tar | Araz Dunkelzahn
Mit der Erinnerung kam der Schmerz und mit jenem ihre Tränen… Schluchzend umarmte sie das Schild. Gute Kameraden, ein zusammengewürfelter Trupp von den drei unterschiedlichen Orden. Doch führte sie diese damals an und es sollte ihr Verderben sein.
Angstschreie, alt-stimmiges Lachen, Todesschreie, wahnhaftes Lachen. Feuer, Verbrennen, Schmerz, Spass…
Zu kraftlos, um der Erinnerung zu trotzen, weinte sie stumm. So lange war es her… Doch brannte diese Narbe, als hätte sie sich entzündet und schwärte noch immer.
Ob man ihr jemals verzeihen würde? Ob die fünf Kameraden ihr jemals verzeihen würden, wenn sie von oben sahen, was ihre Mörderin tat? Für sie.
Sie beruhigte sich ein wenig. Die Tränen rannen noch immer wie kleine Bächlein aus ihren schwarzen Löchern, als sie das Schild zwischen die aufgestellten Steine ins Erdreich steckte. Die Riesin betrachtete das einfache Denkmal, vor welchem sie nun kniete.
Welches sie erschuf…
Eine ungewöhnlich warme Brise erwärmte ihre Rinde, als ein einzelner Sonnenstrahl sich durch die Wolken kämpfte. Für einen Moment wirkte es so, als ob die Welt trotz aller Dunkelheit und nassgrauer Betrübnis, sich einen einzelnen Augenblick dem Licht und dem Feuer zuwendete. Ein Zeichen von oben.
Sie heissen es gut, was ich für sie tue.
Die spröden Lippen rissen sich zu einem sanften Lächeln.
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