Taktischer Vorteil

Es war ein Sommertag, wie so viele andere zuvor. Sanft wehte ein warmer Wind über das Gras vor dem Anwesen der Familie Hawtrey und trug das helle Kinderlachen in die weiten Ascalons hinein. Die drei Brüder spielten mit langen Stöcken die sie in der Nähe gefunden hatten Soldat, Hugh war der älteste von Ihnen und damit automatisch der Hauptmann, Niran und Kaden seine getreue Kompanie, und dann war da Esme. Esme lächelte schief und hielt sich mit beiden Händen an dem Stock fest, während ihre Brüder wild um sie herum rannten, wild fuchtelte das kleine Mädchen mit dem Stock vor sich hin und traf dabei gekonnt einen ihrer Brüder am Schienbein. Niran heulte laut auf und rieb sich mit der Hand über die getroffene Stelle. “Guter Treffer, Soldatin", entgegnete Hauptmann Hugh seiner kleinen Schwester, die wieder nur breit lächelte.

Der Wind wehte wieder und leise raschelten die Blätter im Wind, als man vom kindlichen Soldatenspiel plötzlich zum ernsten Fangen wechselte. Die Jungs wuselten wieder hin und her, doch für Esme war das ganze nicht so leicht wie gedacht. Sie seufzte leise und gab ihr Bestes, aber gegen den taktischen Vorteil ihrer Brüder kam sie nicht an. Wieder entglitt ihr ein Seufzen, ehe sie bemerkte, dass sich fremde Finger mit ihren eigenen verwoben. “Na komm, wir sind jetzt ein Team!”, Niran grinste breit und zog Esme an der Hand mit sich mit und mit ihrer Geheimwaffe, hatten die anderen gar keine Chance mehr.

Niran blinzelte einige Male, der Sommerwind auf seiner Haut war verflogen und das herbstliche Grau von Götterfels hatte ihn eingeholt. Jetzt war er es, der zu Seufzen begann und schließlich an Esmes Türe klopfte. Augenblicke vergingen, doch niemand schien zu öffnen. Abermals klopfte der Schönling an der Türe, doch Esme schien tatsächlich ausgeflogen zu sein, so legte er die Packung Schokolade nur auf die Treppenstufen, ehe er mit beiden Händen in der Tasche und fröhliches Lied pfeifend wieder seiner Wege ging.