Kinderlachen

Der Sommer näherte sich dem Ende. Es war einer jener Tage, an denen die Sonne sich noch einmal in ihren ganzen Pracht zeigte. Selbst die flauschigen Schäfchenwolken, welche hier und da den Himmel bedeckten, wagten sich nicht, ihr den Glanz zu nehmen. Die Reflexe der Sonnenstrahlen tanzten über die Wasseroberfläche, reckten sich bis hin zu den Wasserwolken rund um die Tonteich-Fälle. Warme Temperaturen verlockten dazu, sich noch einmal im kühlen Nass auszutoben, ehe die Kälte bringende Herbstzeit hereinbrach.
Hand in Hand liefen sie zum Wasser hin. Hand in Hand sprangen sie hinein. Es platschte und spritze, als der bis dahin noch glatte, ruhige Wasserspiegel brach und um die beiden Mädchen herum unruhige Wellen schlug. Helles, ausgelassenes Kinderlachen erfüllte die Luft, nachdem die zwei wieder an der Wasseroberfläche waren. Sie drückten sich gegenseitig unter Wasser, tauchten, tobten und neckten einander.


Rialeth wälst sich unruhig von der einen Seite auf die andere. Zwischendurch ein wacher Moment - die blonde Schönheit blinzelt, durch halb gesenkte Lider huschen die Smaragde umher. Da übermannt sie auch schon wieder die Müdigkeit, reißt sie zurück in den Schlaf und den Traum.


"Schau nur!" Forderte die sinnliche Stimme des jüngeren Mädchens. Sie war hochgewachsen und gertenschlank, das hüftlange, dunkelblonde Haar klebte feucht am Körper. Vereinzelt perlten Tropfen über die bronzene Haut. Sie war unmittelbar neben dem Wasserfall an Land getreten. Der Fels schimmerte hier und da verräterisch im Licht der Sonne. Und doch so verlockend, so einladend mit den Vorsprüngen. Das andere, ältere Mädchen, weilte noch im Wasser, reckte gerade den Kopf aus dem Wasser, als sie die Worte der Anderen vernahm, welche unverkennbar ihre Schwester war. Ihre Haut und Haare wiesen einen ähnlichen Farbton auf. Auch die markanten, doch durchaus hübsch anzusehen Gesichtszüge glichen einander. Der Kopf ruckte in die Richtung, aus welcher die Stimme drang. Und augenblicklich nahm Missmut Einzug in die Mimik. Eine raue Männerstimme pochte mahnend in ihrem Schädel: 'Und dass ihr mir nicht auf die Idee kommt, beim Wasserfall zu klettern!' Was das Mädchen vor sich erblicke, erfüllte sie mit Sorge und Unbehagen. Die große Blonde machte sich, wider der väterlichen Warnung, daran, einen der Vorsprünge zu erklimmen. Auch den nachdrücklichen Bitten und Appellen ihrer Schwester wurde keine Beachtung geschenkt. Das unbeschwerte Lachen der Jüngeren nahm den Worten die Wirkung. Einer Welle gleich, welche auf den Strand zurollt und dort brandet.


Feine Schweißperlen benetzen inzwischen die goldbraune Haut der Frau. Beide Lider zucken, werden wieder und wieder fest zusammen gekniffen. Der Traum ruft einen Teil ihrer Vergangenheit in Erinnerung, welche sie tagtäglich zu verdrängen und in den Schatten ihrer guten Laune zu stellen versucht.

Während sich das Mädchen im Wasser dem Ufer näherte, hatte jenes an Land beinahe den ersten Vorsprung erreicht. Ein Fehltritt auf dem glitschigen Untergrund. Jäh erstarb das Kinderlachen. Ein Schrei. Ein Fall. Vergeblich hatte sie noch versucht, den Halt wiederzuerlangen. Mit einem dumpfen Geräusch schlug der Kopf auf den Felsen auf.


Rialeth schreckt auf, der Atem rast. Mit offenen Augen starrt sie ins Dunkel vor sich. Auch im wachen Zustand sieht sie noch immer die Bilder vor ihrem inneren Auge. "Ein Traum." Schluchzt sie leise. "Nur ein Traum." Benommen schlüpft sie in die Kleidung, schlurft in Richtung Zimmertür. Blendet die anderen Schlafenden gänzlich aus. Raus, nur raus. Kurze Zeit später tritt der Blondschopf mit hochgeschlagenem Kragen in die kühle Nacht hinaus.

[align=center][font='Comic Sans MS, sans-serif']| Rialeth Fuinwar |
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[color=#990000]Ein Geist ohne Bestimmung wandelt auf dunklen Pfaden.

Kommentare 1

  • Ich liebe das Spiel, das sich aufgrundlage dieser Geschichte in Ebonfalke ergeben hat. <3