Vorwort:
Die Idee hatte ich schon länger, wußte nur nicht wie ich es am Besten aufschreibe. Jetzt einfach mal gemacht und mit viel Mut und Herzrasen hier veröffentlicht, da ich nicht sicher bin ob überhaupt verständlich ist worauf ich hinaus will...Direkt eine Charaktergeschichte ist es nicht, da sie eher von meiner Sirdis erzählt wird, als das es sich um ein Ereignis im Leben meines Charakters handelt. Es ist auch mehr wie ein Märchen gehalten. Nun gut, genug geschwafelt, wird eh nur noch wirrer als es eh schon ist...ich hoffe dem ein oder anderen gefällt es trotzdem.
Der Wolf und die Nachtigall
Eine kühle Nacht in den Zittergipfeln. Zwei Nornfrauen sitzen an ihrem Lagerfeuer. Die eine dunkel mit honigfarbenem Haar, welches im Glanz der Flammen wie Seide schimmert, die andere blaß, fast ein wenig unscheinbar, mit roten Locken. „Nal, du solltest ein wenig schlafen, ich übernehm' die erste Wache“, die Blonde stochert leicht mit einem Stock in der Glut und fixiert ihre Gegenüber aus goldenen Augen. Diese schüttelt nur leicht den Kopf: „Kann nicht, Sir. Bin zu verwirrt von dem ganzen hier...“ Die mit Sir angesprochene nickt sachte: „Hast ja recht, aber es bringt uns nichts wenn du morgen völlig übermüdet bist. Soll ich dir eine Geschichte erzählen? Vielleicht kannst du dann schlafen.“ Ihr Begleiterin grinst leicht: „Kannst es ja mal versuchen, ob eine deiner Gute-Nacht-Geschichten was bringt.“ Darauf beginnt das Goldauge mit leiser Stimme zu erzählen..
>Einstmals lebte in diesen Bergen ein Wolf. Alleine war er, anders als andere Wölfe zog er die Einsamkeit dem Rudel vor. Nächtens streifte er durch die dunklen Wälder, über die verschneiten Schneefelder, ziellos schien sein Wandern, so schnell wie er kam, verschwand er auch wieder...Eines Nachts, er schlich durch das Unterholz, vernahm er eine Stimme, so klar wie das Kristall des Eises auf den Seen, die eine wunderbare, doch seltsam traurig anmutende Melodie sang. Neugier und vorsichtig folgt er dem Klang. Nach einer Weile erreicht er eine Lichtung. Dort sah er sie, im Licht des Mondes stand sie dort, das Gefieder silbrig illuminiert, ein fast zerbrechlich anmutendes Wesen. Die dunklen Augen der Nachtigall wurden seiner gewahr, doch hielt sie nicht inne, sang weiter ihr Lied. So standen sie sich gegenüber, der Wolf und die Nachtigall, wie lange sie so dar standen ist nicht gewiss. Als ihr Lied endete, sie einen Schritt auf ihn zu tat, riss er sich von ihrem Anblick los, rannte in das Dunkel des Waldes, fort nur fort von diesem seltsam betörenden Wesen.
In der darauf folgenden Nacht zog es ihn wieder an jenen Ort, auch wenn sich alles in ihm dagegen sträubte, so wollte er sie doch wiedersehen. Als er bei der Lichtung ankam, stand sie schon dort, so wie die Nacht davor. Ein freudiges Erkennen lag in ihren Augen, als sie ihn sah. „Ich habe dich erwartet“, flüsterte die Nachtigall leise und begann wieder zu singen. Unfähig ihr zu antworten, starrte der Wolf sie nur an. Auch dieses Mal ergriff er die Flucht, als ihr Lied endetet. Fast schon enttäuscht blickte sie ihm nach.
So ging es viele Nächte, wieder und wieder trafen sie sich auf der Lichtung, und mit der Zeit begann sich ein zartes Band zwischen ihnen zu weben.
Doch da war noch der Minotaur. Nächtelang beobachtete er Wolf und Nachtigall. Und was er sah, das gefiel ihm nicht. Schon lange begehrte er die Nachtigall, doch hatte sie ihn immer wieder abgewiesen. Und nun sollte dieser sprunghafte Wolf, der nicht einmal ein Rudel, keine Heimstatt besaß bekommen, nach dem es ihm verlangte? Als eines Nachts der Wolf der Nachtigall nun seinen Antrag unterbreitet sie zum Weib zu nehmen und sie diesen annahm, zerbrach die mühsam errichtete Barriere die seine Wut zurück hielt. Schnaubend und mit vor Wut aufgerissenen Augen, brach er aus dem Unterholz und fiel den Wolf in wilder Raserei an. Dieser, von der Attacke überrascht wehrte sich aus Leibeskräften, konnte schließlich dem Minotauren die Kehle zerreißen. Blutbeschmiert stand er neben der Leiche, seine Blicke suchten die Nachtigall die das Schauspiel entsetzt beobachtet hatte. Mit einem Lächeln ging er einen wankenden Schritt auf sie zu, doch sie starrte ihn nur weiter mit vor Angst und Sorge geweiteten Augen an. Er tat noch einen weiteren Schritt, bemerkte dann das sie nicht ihn direkt ansah, sondern auf seine Seite starrte, das Entsetzen in ihren Augen dieser galt. Verwundert blickte der Wolf an sich hinunter und wurde nun erst der Wunde gewahr die der Minotaur ihm in die Flanke gerissen hatte. Ein Keuchen entrang sich seiner, er blickte wieder auf zur Nachtigall die aus ihrer Schockstarre erwachte und auf ihn zulief, Tränen stiegen ihr in die Augen. Dies war das Letzte was er sah. In dieser Nacht hauchte auch der Wolf auf der Lichtung sein Leben aus. Die Nachtigall breitete weinend ihr Gefieder über ihrem toten Geliebten aus, das helle färbte sich rot von seinem Blut.
Im Licht der Morgensonne fand die weise Eule die Körper der drei auf der Lichtung. Über den Tod ihres Gefährten hatte auch die Nachtigall wohl ihren Lebenswillen verloren, und starb unter den Augen der Eule in den ersten Sonnenstrahlen des neuen Tages an gebrochenem Herzen. Die Eule verfügte das der Wolf und die Nachtigall gemeinsam verbrannt werden sollten, damit sie zumindest im Tode vereint wären. Noch heute erinnern die Lieder einiger Skalden an die Beiden, auf das ihre Legende nicht verloren ginge. Der Minotaur aber wurde an einem unbekannten Ort verscharrt auf das niemand mehr jemals sich seiner erinnern sollte, seine Legende vergessen würde, denn mehr als ein Mörder war er nicht...<
So beendet die Blonde ihre Geschichte, während die Rothaarige ein wenig traurig in die Flammen blickt: „Sir, bei allen Geistern...du solltest mich nicht deprimieren sondern müde machen...“ sie seufzt leise, legt sich dann zum schlafen neben das Feuer und murmelt noch kaum hörbar, „meinste da draußen gibt es auch irgendwo einen Wolf für uns Zwei?“ ehe sie sanft in das Land der Träume entgleitet. Die Blonde lächelt leicht und wispert leise, wissend das ihre Begleiterin sie eh nicht mehr hört: „Sicher Nal, den gibt es bestimmt, irgendwo in diesen Bergen gibt es ihn....und nun schlaf... und träum von deinem Wolf...“