Aufgeregt tapste ich die Rampe in Richtung Rauchheim hinunter. Es war ein angenehmer warmer morgen. Es würde ein schöner Tag werden.
Das würde er auch, wenn es in Strömen geregnet hätte. Fast zwei Jahre war es her, dass ich Veikko das letzte Mal besucht hatte und nun würd ich ihn wieder für einen kleinen Spaziergang von seinem Primus ausleihen. Es war Broxx's Idee gewesen ihn zu besuchen. Er würde ihn gerne kennen lernen, hatte er gesagt. Also machten wir uns nun auf den Weg zum Fahrar der Blut-Legion.
Broxx wartete draußen, während ich das Fahrar betrat, zwei kurze Worte mit Himmelsauge wechselte und er dann Veikko zu uns rief.
Mein Sohn war sichtbar gewachsen. Die Arme waren kräftiger, der Kopf etwas größer und schwerer. Er reichte mir nun bis an die Brust.
Er schien sich zu freuen mich zu sehen und so nahm ich ihn an seiner Pranke, die mittlerweile so groß war wie meine, und verlies mit ihm das Fahrar um ihm Broxx vorzustellen.
Veikko schaute etwas schüchtern zu Broxx hoch, ging aber einen Schritt vor und salutierte höflich.
"Sieg, Legionär." erklang seine noch recht junge Stimme.
Broxx verschränkte die Arme und sah ihn ernst an, seinen Salut musternd. Ich erkannte in seiner Mimik, dass es nur gespielt war und grinste in mich hinein.
"Sieg durch Blut, Veikko. Das geht aber ordentlicher. Immerhin stehst du hier vor einem Legionär!" sprach Broxx.
Veikko zog die Luft aufgeregt ein und salutierte sofort erneut, diesmal betont gerader.
"Mach ihn nicht noch unsicherer." kicherte ich und legte meinem Sohn eine beruhigende Pranke auf die Schulter. Ich hoffte, dass er seine Unsicherheit bald ablegen würde.
Broxx nahm sofort eine lockere Haltung an und beugte sich etwas zu dem Jüngeren hinunter. Spielerisch boxte er ihn gegen die Schulter. "Sieht doch schon viel besser aus, eh? Ich mach ihn nicht unsicher, ich verbesser ihn nur."
Veikko senkte etwas schüchtern den Kopf und rieb sich die Schulter, wo Broxx's Pranke ihn traf, dann schaute er abwartend zu mir hinauf.
"Keine Angst, Broxx ist eigentlich ganz nett."
"Es freut mich, euch kennenzulernen, Legionär." sprach Veikko höflich mit seiner noch sehr weichen Stimme. Doch es war hörbar, dass sie in den nächsten Jahren noch etwas tiefer werden wird.
"Kannst mich einfach Broxx nennen, solange ich nich' im Dienst bin."
Wir setzten uns zum Feritas See in Bewegung. Veikko lief zu meiner Rechten und Broxx links von mir. Broxx fragte meinen Sohn, wie es im Fahrar lief...was sie gerade machten. Die Beiden schienen sich zu meiner Erleichterung gut zu verstehen. Ich hatte es bei Broxx auch nicht anders erwartet. Seine ruhige und ehrliche Art passte zu der von Veikko. Dass mein Sohn noch sehr schüchtern sein würde, hatte ich mir gedacht.
Veikko schien interessiert daran, dass Broxx ein Kampfmagier ist. Ich hatte ihn von Anfang an so erzogen, dass er in Magie nichts abwertendes sehen würde. So wird er es leichter mit seinen Kameraden haben, auch, wenn er selbst keine magischen Fähigkeiten besaß. Er kam vom kämpferischen her ganz nach seinem Vater. Den Charakter hatte er aber größtenteils von mir.
Wir ließen uns auf den Hügeln am See nieder und ich schob Veikko zwischen mich und Broxx damit die beiden sich weiter unterhalten konnten. Es reichte mir vollkommen, einfach nur im Gras zu sitzen, meinen Sohn und mein Männchen zu beobachten. Die Morgensonne schenkte uns bereits ein paar warme Strahlen und ich genoss diesen kleinen Ausflug in vollen Zügen. Veikko wurde etwas lockerer, erzählte von einigen Kameraden im Fahrar, vom Primus und von den Übungen.
Broxx erklärte ihm, dass man es als Magier nicht immer einfach hat. Ich sah ihm an, wie er Veikko ein Stück seiner Lebenserfahrung mit auf dem Weg geben wollte. Er wusste, dass auch er Veikko so schnell nicht wieder sehen würde und da wollte er dem Sohn seines Weibchens so viel wie möglich beibringen. Es erfüllte mich ein Stück weit mit Stolz, die Beiden so zu sehen. Die vielleicht wichtigsten Charr in meinem Leben. Veikko würde mich für immer an Zorak erinnern. An eine schöne Zeit, die ich ewig in Erinnerung behalten werde.
Und Broxx? Broxx ist der Neuanfang. Das wichtigste Stück meiner neuen Familie.