Nur ein Traum

Mit müden Augen sah Nell der jungen, blonden Frau entgegen die gerade dabei alles für morgigen Tag vorzubereiten. Sie selbst hatte wieder auf dem Bett Stellung bezogen, das Bett das ihr die letzten Tage als Zufluchtsort diente, jeden Tag den sie voller Hoffnung darauf verbracht hatte das jemand kam, irgendwer, irgendein Zeichen außer dem Karamell das vor einigen Tagen auf ihrem Bett lag. Sie konnte nicht einmal mehr genau sagen wie lange es denn schon her war. Mit Jossica konnte sie seitdem nicht mehr sprechen, ständig war einer der Gardisten in der Nähe die angeblich für ihre Sicherheit sorgten und jeder Tag verlief gleich, Essen mit Rheylas und ansonsten wurde sie in ihrem Zimmer eingeschlossen. Mit einem Schnauben wandte sie den Blick zu dem gerüsteten Mann, sie wusste genau das er nur den Befehl hatte dafür zu sorgen das sie nichts Dummes tat, vor allem das sie sich nicht einfach aus dem Staub machte.
“Lord Lerryn wird euch in einer Stunde zum Essen abholen lassen, ihr solltet etwas Hübsches anziehen und auch etwas von dem Parfüm auflegen welches ich euch aus der Stadt mitgenommen habe, Milady” unterbrach die Blonde ihre Gedanken, nach einem höflichen Knicks verließ sie auch schon das Zimmer. Die schwere Tür fiel zurück in ihr Schloss und Nell blieb alleine zurück, eingesperrt, wie gewohnt.
Sie lehnte sich in das weiche Kissen zurück, ihre Hand schob sich in die Tasche des Kleides welches sie trug, eines ihrer neuen Kleider, wie alle anderen war auch dieses aus feinsten Stoffen gefertigt und fühlte sich wie ein Fremdkörper auf ihrer Haut an, unerträglich, einengend als würde es ihr nach und nach die Luft zum Atmen nehmen. Langsam hob sie ihre Hand auf Augenhöhe und sie betrachtete die kleine Phiole die sie zwischen zwei Fingern hielt. Die klare Flüssigkeit darin schwappte träge hin und her. “Es wäre so leicht...so leicht” wisperte die Rothaarige mit einem Blick auf das tödliche Gift in ihrer Hand, dann schüttelte sie jedoch den Kopf und verstaute die Phiole in ihrem Nachtkästchen. Schließlich erhob sie sich seufzend und ging auf den großen Schrank zu an dessen Tür ihr Kleid für morgen hing, weiß und aus feinster Seide, ein Traum für jede Frau könnte man meinen, Nell jedoch verzog ihr Gesicht beim Anblick und schnell öffnete sie die Schranktüren um wahllos eines der Kleider die dort fein säuberlich hingen, heraus zu nehmen und sich umzuziehen. Mit ebenso verzogenem Gesicht nahm sie auch den nächsten Rat von Jossica an und trug etwas Parfüm auf. Etwas hatte sie in den Tagen hier gelernt, schnell gelernt. Wenn sie nicht tat, was Rheylas wollte, so würde Athes dafür leiden müssen, nein nicht sie selbst sondern jemand anderes.
Nach einer Weile, mochte es eine Stunde oder mehr gewesen sein, klopfte es an der Tür. Nell schnaubte verächtlich, klopfen bei einer abgeschlossenen Tür die sie selbst nicht einmal öffnen konnte war nun wirklich absurd aber der feine Herr hatte sich doch noch etwas von seiner Höflichkeit bewahrt. Kurz nach dem Klopfen trat er auch schon ein, wie immer strahlte er als er sie sah. “Nell, meine Liebste, du siehst bezaubernd aus. Heute ist ein besonderer Abend, weißt du und ich habe eine Überraschung für dich.” weiter strahlend ging er auf sie zu und nahm ihre Hände. “Eigentlich wollte ich damit bis morgen warten aber ich denke du solltest es heute noch sehen.”
“Ich kann es kaum erwarten.” entgegnete sie ihm mit einem halbherzigen Lächeln auf den Lippen, diese falsche Lächeln standen ihr einfach nicht, eine Tatsache die der blonde Magier stets gekonnt ignorierte oder einfach nicht wahrnahm.
“Na komm mit, ich will dich nicht länger auf die Folter spannen.” und so führte er sie, flankiert von den Gardisten die Treppe hinab in den Eingangsbereich des Anwesens und von dort aus ging es weiter nach unten, in den Keller. “Ich darf Athes wieder sehen?” fragte sie ihn und nun bekam sie doch etwas wie Vorfreude, immerhin war ihr dieser Wunsch seit Tagen verwehrt geblieben und sie wollte sich einfach nur davon überzeugen das es ihm gut ging.
“Besser, kleine Nell, viel besser.” Mit einem Lächeln auf den Lippen nickte er dem Gardisten zu, der daraufhin die Tür zu dem Kellerverließ öffnete. Mit einer ausschweifenden Handbewegung deutete Rheylas in den Raum hinein. “All deine Freunde sind hier, sie bedeuten dir doch so viel, nicht wahr? Und sie werden alle da sein, wenn unsere Hochzeit stattfindet.” Nell wurde schlagartig blass und ihre Knie zitterten das sie befürchtete den Halt zu verlieren als sie in das Verließ sah und ihr Blick von einem zum anderen ging
- Athes - Lair - Al - Shakti - Sate - Dit - Kor - Fjola - Cara - Mel
“Du wirst mir eine gute Frau sein, nicht wahr, Liebste?” vernahm sie wie durch einen dicken Schleier die Stimme von Rheylas und brachte nicht einmal ein Nicken zustande.

Schreiend, zitternd und verschwitzt erwachte sie...