Der Junge mit dem Herz aus Eis

Es lebte einst in einem fernen Land,
ein Kind mit Haaren so weiß wie Schnee. Ein Junge von nur 13 Jahren,
alleine in der Welt. Er durchstreifte das Land auf der Suche nach
jemandem, der ihm seinen Wunsch erfüllen konnte. Doch egal wie lange
er durch die kalten und düsteren Wälder und Täler des Landes
streifte, nie fand er diesen Einen.


Einst kam er in ein Dorf inmitten eines
kahlen Waldes. Das Dorf war bedeckt von einer dicken, weißen Schicht
aus Pulverschnee und mit jedem Schritt wirbelte Flocken auf, die sich
hinter ihm wild tanzend wieder zu Boden senkten. Er klopfte an die
Türen der Häuser, seine Finger ganz blau von der Kälte und wenn
sich die Türen öffneten und er seine Frage stellte, so schloss man
sie wieder. Und so lief er weiter, seine eisblauen Augen starr auf
den von Schnee bedeckten Boden gerichtet. Er lief und lief, bis er
zum nächsten Dorf kam, wo Alles wie Immer geschah.


Mit der Zeit schien ihm die Kälte
nichts mehr auszumachen und er beobachtete immer länger die fröhlich
umherfliegenden Flocken die seine Schritte im Schnee erschufen.
Beobachtete ihre makellose glitzernde Oberfläche, ihre unbeschwerte
Art sich bewegen zu können und empfand Trauer wenn sie wieder zu
Boden fielen. So ging der Junge durch das nächste Dorf, doch klopfte
er nicht an Türen und sprach mit niemandem, sondern starrte nur auf
seine Füße. Und wieder lief er weiter. Mit der Zeit fing er an, die
Städte und Dörfer zu ignorieren, durch die er ging und lief nur
noch um des Laufens willen. Seine Haut wurde blässer, seine Lippen
blau und seine Haare durchzog eine silbrige Schicht aus Eis. Aus der
Ferne hielten ihn viele für einen Geist und versteckten sich in
ihren Häusern, doch er lief einfach weiter. Er fing an, den
Schneeflocken Namen zu geben: Es gab die, die sofort wieder zu Boden
sanken, diese nannte er "Schläfer". Die, die sich träge
vom Wind trieben lassen nannte er "Träumer". Und denen,
die sich wie im Takt einer geisterhaften Melodie bewegten gab er den
Namen "Tänzer". So lief er weiter und Träumer, Schläfer
und Tänzer folgten ihm. So kam es eines Tages wie es kommen musste
und der Frühling brach herein. Der Schnee fing an zu schmelzen und
bildete kleine Rinnsale aus kristallklarem Wasser. Der Junge starrte
auf seine Füße, doch weder Träumer, Schläfer, noch Tänzer waren
geblieben. Sie alle hatten ihn verlassen und geblieben war nur die
Kälte. Der Junge fing an zu weinen. Rinnsäle aus kristallklarem
Wasser flossen seine Wangen herab und mischten sich mit denen auf dem
Boden. Er fing an zu schluchzen, doch kein Laut kam aus seinem Mund.
Erschrocken griff sich der Junge an den Hals: Er hatte vergessen wie
man sprach. Durch den Verlust seiner Freunde und seiner Stimme
verzweifelt, schrie er laut auf, doch der einzige Ton der erklang,
war der seines eisigen Herzens, das in tausend Scherben zerbarst. Ein
klarer, reiner Ton, in einer Welt, die weder Schläfer, Träumer,
noch Tänzer enthielt. Die Frühlingssonne wärmte nun das Herz der
Welt, doch eine leere Welt war es. So schmolz die letzte Flocke, weiß
wie Schnee, schmolz und wurde eines der vielen Bäche die ins Tal
flossen. Rauschend und schnell, Alles ignorierend an denen sie
vorbeikamen. Und wieder lief er weiter...



Nachwort:
Ist jetzt vieleicht keine GW1/2 Geschichte, aber ich hab sie einst geschrieben als ich Nachts in den Eishöhlen in Hoelbrak war. die Atmosphäre war so schön :)
Naja wer Barde/Geschichtenerzähler ist, darf sich gerne dieser Story bedienen! Aber wenn ihrs kopiert, schreibt, dass es von Eden Feathergreen ist (Mein "Künstlername")