Ausgabe 1337/01 - Adriana

  • 4978-logo-freie-zeitung-von-l%C3%B6wenstein


    Vom Götterfelser Stadttor ist es nur ein kurzes Stück zu dem Lagerplatz in Shaemoor. Der Weg war uns beschrieben worden und in der Tat nicht schwer zu folgen - schon nach kurzer Zeit leiteten uns die Geräusche der Fahrenden. Spielende Kinder, Unterhaltungen, alltägliche Arbeiten wir das Trockenklatschen von Wäsche, Handwerksarbeiten und wir meinten, auch das ein oder andere musikalische Talent zu erkennen. Ein Stück nach Westen von der Hauptstraße stand es dann: Eine Sammlung von bunt angemalten Wagen, ebenso bunten Zelten, die einen ungefähren Kreis bildeten stand am Fluss bei der Wassermühle. Man sieht schon ein paar Darsteller und Verkäufer, doch dafür haben wir heute leider keine Zeit.


    Hier sind wir heute mit einer der Fahrenden verabredet. Wir treffen uns in ihrem Zelt, welches sie neben ebenso ihrem Wagen - wenn auch geteilt mit ihrem Zwillingsbruder - aufgebaut hat. Magische Runen, Symbole der Götter zieren beides. Adriana lässt uns herein und auch dort ist es beinahe wie in einer der fantastischen Zaubergeschichten: Überraschend geräumig ist es doch ziemlich vollgestapelt. Der Boden ist mit einigen Teppichen ausgelegt, darauf verschiedene mal runde, mal sechseckige Tischchen mit allerlei Schälchen für scheinbar okkulte Rituale. Standregale sind mindestens ebenso gefüllt und man wundert sich, dass sie nicht zusammenbrechen. Ketten und Bändchen hängen vom Zeltgestänge - unsere Tochter stört sich nicht einmal an den Tierschädeln. Zum Glück lässt sie sich mit nur ein paar Kleinigkeiten ablenken, eine Puppe unserer Gastgeberin ist heute ihr Lieblingsspielzeug.


    Adriana selbst ist eine junge Frau mit schulterlangem, schwarzem Haar samt dazu passend geschminkten Lippen. Sie trägt leichte Stoffe und ein paar Schmuckstücke - Creolen und einige Armreife, welche bei ihren Bewegungen ab und an klirren und klimpern. Wie sagt man so schön? Eine Wahrsagerin wie aus dem Bilderbuch.

  • Amelie + Arthur (A+A): Also, Dein Name ist Adriana. Wie alt bist Du? Und wo kommst Du her?


    Adriana: Mein genaues Alter und meinen Geburtsort kenne ich nicht. Ich bin in dem Wagen geboren, den ihr draußen gesehen habt, genau wie mein Bruder. Er hat unserer Mutter gehört. Sie hat nicht gern über unser Alter gesprochen, weil man dann hätte zurückrechnen können, wie alt sie selbst war. Ich denke, ich werde jetzt um die achtundzwanzig sein.


    A+A: Gibt es denn einen Ort, den Du Heimat nennen würdest? Oder ist Deine Heimat da, wo Deine Familie ist?


    Adriana: Ich würde sagen, mein Bruder ist meine Heimat. Mein Heimathafen… Wir sind Zwillinge. Aber er ist derjenige, der besorgt, was wir brauchen. Der die Verantwortung übernommen hat, als es sinnvoll erschien. Nicht, dass ich deshalb bevormundet werden würde oder nicht meinen Teil beitragen. Es ist einfach nur ein gutes Gefühl, dass es ihn kümmert, wie es mir geht.



    A+A: Also ... ist die Heimat nicht nur, wo euer Wagen ist, sondern auch, wo Dein Bruder ist. Und der Rabe? Mir ist aufgefallen, dass er dir auch nahe ist - was hat es damit auf sich?


    Adriana: Die Norn, die mir das Runenwerfen beigebracht hat. Sie war eine Rabenschamanin. Er blieb zurück, als sie ging. Sie folgte dem Ruf, als die Norn gegen Jormag zogen. Ich glaube, sie wusste, dass ich traurig darüber war, obwohl mir klar war, dass es genau das war, was sie wollte. Und dass sie bereit dafür war. Anders als ich. Sie gab mir den Auftrag, auf ihn Acht zu geben. Es hat ein bisschen gedauert, bis ich begriffen habe, dass sie ihn wohl eher hier ließ, damit er auf mich aufpasst…


    A+A: Das ist ... in der Tat etwas traurig, aber gleichzeitig schön. Und kam sie nach dem Kampf gegen Jormag zurück?


    Adriana: Nein. Aber ich glaube auch nicht, dass sie das vorhatte. Dieses Umherziehen war nichts für sie. Sie sagte immer, eine Norn brauche eine Heimstatt. Eine Aufgabe. Ich weiß nicht, ob sie damit für alle Norn sprechen wollte oder vor allem für sich. In jedem Fall hat sie nicht gezögert, als es in den Kampf ging.


    A+A: Und es war ja erfolgreich. Am Ende jedenfalls. Jormag wurde besiegt, und alle Opfer, die gebracht wurden, verdienen die höchste Ehre und alle Lieder, die wir über sie singen können. Auch dank Aurene, sicherlich. Kannst Du sagen, was Aurene dir bedeutet? Oder auch euch?


    Adriana: Aurene… ehrlich gesagt, ich weiß gar nicht so viel über sie. Nur die Geschichten, die man eben so hört. Ich wünschte, das wäre anders.



    A+A: Ihr habt es euch hier hübsch gemacht ... Habt ihr vor, hier länger zu bleiben?


    Adriana: Mindestens bis zum Frühjahr, ja. Wir hatten viel Pech in den letzten Wochen mit dem Wetter und dem, was einem auf der Straße nun einmal so begegnet. Daher hat unser Anführer entschieden, an einem sicheren Ort zu bleiben, bis wir unsere Vorräte aufstocken und die notwendigen Reparaturen durchführen konnten.


    A+A: Kannst Du ein bisschen mehr erzählen, was ihr so macht? Was ihr verkauft, was ihr aufführt?


    Adriana: Ich werfe Runensteine und fertige Talismane. Manchmal singe ich auch, wenn wir einen Festtag begehen. Mein Bruder legt das Tarot. Andere machen Seife, fertigen Lederwaren, lesen aus der Hand, tanzen. Manche führen akrobatische Einlagen auf oder verkaufen Schnitzwerk. Wir sind keine Jahrmarkttruppe, auch wenn unsere Straßenkünstler natürlich gern dort auftreten, wo viele Menschen zusammenkommen. Manche von uns sind auch einfach Familie und Freunde und kümmern sich um die Wagen, die Tiere oder passen auf die Kinder auf.


    A+A: Das klingt wie ein kleines Dorf, das umherzieht. Ihr habt alles miteinander und durcheinander. Seid ihr eine bunte Gesellschaft?


    Adriana: Sehr bunt, ja. Und nicht immer läuft alles reibungslos. Unterschiedliche Temperamente, unterschiedliche Meinungen ... Ich mag das. Wir sind noch nicht lange so viele. Es war Ronan, unser Anführer, der die vielen, kleineren Grüppchen zusammengebracht und davon überzeugt hat, dass so ein reisendes Dorf, wie du es sagst, sicherer für alle ist. Außerdem bringen viele Fahrende auch viele Talente zusammen. Einer hat immer eine Idee. Oder noch einen Hammer.



    A+A: Ist es ein schönes Leben? Gefällt es dir, würdest Du dir irgendetwas anders wünschen?


    Adriana: Natürlich habe ich mich auch schon mal gefragt, wie es sein muss, fest an einem Ort zu wohnen. Nicht ständig meine Sachen ein- und auspacken zu müssen, das Zelt auf- oder abbauen. Aber davon abgesehen ... ich habe Nachbarn, wie andere Menschen auch. Lebe in einer Gemeinschaft. Gleichzeitig sehe ich vieles, das andere nie zu Gesicht bekommen werden. Menschen vertrauen mir ihre Sorgen und Zukunftsängste an oder stellen meinen Runen Fragen, die sehr wichtig und persönlich für sie sind, gerade ‚weil‘ ich nicht bleibe. Weil sie keine Angst haben müssen, sich mit dem, was ich mit ihnen gemeinsam gesehen habe, ständig konfrontieren zu müssen. Ich gehe zusammen mit ihnen durch Freude, Leid und Hoffnung ... und dann verschwinde ich. Genau wie die Gefühle irgendwann verschwinden. Die Situationen enden, in denen sie gesteckt haben. *dabei lächelt sie warm* Das ist ein Privileg, das mir einfach geschenkt wird, weil ich tue, was ich tue.


    A+A: Das ist eine sehr interessante und spannende Einstellung zu eurem Leben. Es zeigt durchaus, wie viele Gedanken Du dir über dich und Deine Begebenheiten gemacht hast. Ich finde das eine tolle Idee hinter dem Ganzen.



    A+A: Aber ich höre da raus, Du willst - zu heutiger Zeit - daran nichts ändern. Könnte es etwas geben, was dieses Leben doch auf den Kopf stellen könnte?


    Adriana: Die Zukunft ist ein fragiles Gebilde. Einen Blick auf sie zu werfen, meißelt sie nicht in Stein. Aber wir sollten uns bewusst sein, das alles, was wir darin zu sehen glauben, unsere Erwartungshaltung und unser Verhalten beeinflussen wird. Egal, ob wir auf etwas hinzuarbeiten versuchen oder es verhindern möchten: wir werden nicht mehr so frei und unbeeinflusst handeln, wie er es getan hätten, wäre uns nicht bewusst gewesen, wo es enden könnte.


    A+A: Eigentlich ist das dann ja ein Rat, dass man nicht nach der Zukunft zu genau fragen sollte?


    Adriana: Die Zukunft ist gar nicht das, wofür die meisten zu uns kommen. Die Runensteine helfen auch dabei, Vergangenes zu bewältigen oder die Gegenwart zu gestalten. Besser zu verstehen, was gerade in uns vorgeht und an welchem Punkt in unserem Leben wir stehen. Über die Tarotkarten ergründet mein Bruder zum Beispiel Beziehungen, unterstützt dabei, die innere Führung wiederzufinden oder Entscheidungen zu treffen. Manchmal geht es auch schlicht um die eigene, meditative Mitte. Oder darum, wer wir sind, wenn wir es selbst nicht schaffen, ehrlich in den Spiegel zu blicken.


    Die Runen und Karten antworten nicht mit Ja oder Nein - was soll ich tun? Wenn du dir ihre Weisheit wirklich zunutze machen möchtest, fass dir ein Herz und stell eine konkrete Frage: Was wird auf mich zukommen, wenn ich ihn verlasse? Wie wird sich mein Geschäft entwickeln, wenn ich in diesen Handelszweig investiere? Wie werde ich mich fühlen, wenn ich diese Stellung annehme?


    A+A: Freiheit ist ja auch Löwensteinern immer sehr wichtig. Was bedeutet dir Freiheit? Was heißt das Wort für dich?


    Adriana: Meine Freiheit ist mir sehr kostbar. Selbstbestimmung. Eigenverantwortlichkeit. Diese Dinge besitzen einen großen Stellenwert in meinem Leben.



    A+A: Jetzt ist es passiert. Während Deiner Recherchen stößt Du tatsächlich auf eine riesige Verschwörung: Dein Volk, wird von Hylek kontrolliert und sein Schicksal von ihnen gelenkt! Allerdings erfährst Du auch, dass sie davon überzeugt sind, dass Dein Volk ausgelöscht wird, wenn sie sich nicht um euch kümmern. Enthüllst Du die Verschwörung?


    Adriana: *lacht* Also wenn all das, Drachen, der zornige Gott, der Weiße Mantel, Scarlet Dornstrauch, die Ätherklingenpiraten, der Angriff auf Löwenstein, die Vernichtung der Paktflotte passiert ist, weil die Hylek dachten, ‚sonst‘ würden wir ausgelöscht ... Dann würde ich sagen: gut gemeint, aber schlecht gemacht.


    A+A: Vielleicht haben sie Aurene erschaffen um uns alle zu retten?


    Adriana: Wenn sie Aurene erschaffen hätten, müsste man ihnen wohl sehr dankbar sein. Ich denke, ich würde zu euch kommen und die Schattenflamme um Rat fragen. Ihr scheint eine Menge Erfahrung mit anderen Völkern zu haben. Und mit den großen Ereignissen unserer Zeit. Wenn so viele betroffen wären, würde ich die Entscheidung jedenfalls nicht allein treffen, nur nach meinem eigenen Gefühl. Was für eine ungewöhnliche Abschlussfrage.


    A+A: Eine seltsame Frage muss wenigstens zum Abschluss sein! Danke! Wir fanden es ein wirklich schönes und interessantes Gespräch. Danke für Deine Zeit und den Einblick in Dein Leben.


    Adriana: Ich glaube, ich habe noch nie so offen einfach über mich gesprochen. Vielen Dank, dass ihr damit dem ganzen Lager die Chance gebt, etwas Aufmerksamkeit zu erfahren. Das ist sehr wertvoll für uns.

  • OOC


    1. Wie bist Du zum GW2 RP gekommen?
    2. Was spielst Du gerne? Was macht Dir Spaß?
    3. Gibt es besondere "red flags" für Dich im RP?
    4. Du hast eine wunderschöne RP-Insel entdeckt, auf der Du Deine eigene Gesellschaft aufbauen kannst, mit Deinen eigenen Regeln. Was wird die erste Regel sein, die Du aufstellen wirst?


    1. It's a long story. Eigentlich stamme ich aus der Pen & Paper-Ecke.
    2. Ich entwerfe gerne Plots und schmeiße Charaktere hinein, die mich reizen. In der Regel ungefragt, aber viele RPler stehen dem erstaunlich offen gegenüber. :) Es ist großartig, was Spieler Episches aus kleinen Angeboten machen. Eine tolle Erfahrung.
      Dichte Atmosphäre ist mir wichtig. Am wohlsten fühle ich mich zu zweit oder zu dritt in intensivem, immersivem Spiel.
    3. Emotionale Manipulation. Rollenspiel ist ein Hobby. Keine Waffe.
    4. "Stellt euch vor, es war nicht persönlich gemeint."


    Vielen Dank Rabenvogel :)

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!