Vom Götterfelser Stadttor ist es nur ein kurzes Stück zu dem Lagerplatz in Shaemoor. Der Weg war uns beschrieben worden und in der Tat nicht schwer zu folgen - schon nach kurzer Zeit leiteten uns die Geräusche der Fahrenden. Spielende Kinder, Unterhaltungen, alltägliche Arbeiten wir das Trockenklatschen von Wäsche, Handwerksarbeiten und wir meinten, auch das ein oder andere musikalische Talent zu erkennen. Ein Stück nach Westen von der Hauptstraße stand es dann: Eine Sammlung von bunt angemalten Wagen, ebenso bunten Zelten, die einen ungefähren Kreis bildeten stand am Fluss bei der Wassermühle. Man sieht schon ein paar Darsteller und Verkäufer, doch dafür haben wir heute leider keine Zeit.
Hier sind wir heute mit einer der Fahrenden verabredet. Wir treffen uns in ihrem Zelt, welches sie neben ebenso ihrem Wagen - wenn auch geteilt mit ihrem Zwillingsbruder - aufgebaut hat. Magische Runen, Symbole der Götter zieren beides. Adriana lässt uns herein und auch dort ist es beinahe wie in einer der fantastischen Zaubergeschichten: Überraschend geräumig ist es doch ziemlich vollgestapelt. Der Boden ist mit einigen Teppichen ausgelegt, darauf verschiedene mal runde, mal sechseckige Tischchen mit allerlei Schälchen für scheinbar okkulte Rituale. Standregale sind mindestens ebenso gefüllt und man wundert sich, dass sie nicht zusammenbrechen. Ketten und Bändchen hängen vom Zeltgestänge - unsere Tochter stört sich nicht einmal an den Tierschädeln. Zum Glück lässt sie sich mit nur ein paar Kleinigkeiten ablenken, eine Puppe unserer Gastgeberin ist heute ihr Lieblingsspielzeug.
Adriana selbst ist eine junge Frau mit schulterlangem, schwarzem Haar samt dazu passend geschminkten Lippen. Sie trägt leichte Stoffe und ein paar Schmuckstücke - Creolen und einige Armreife, welche bei ihren Bewegungen ab und an klirren und klimpern. Wie sagt man so schön? Eine Wahrsagerin wie aus dem Bilderbuch.