Rabengeschnatter

11.März
Sucht man dieser Tage nach der Rabenschamanin so sucht man vergebens, bleibt das Feuer im Kräuternest kalt und die großen Tore sind verschlossen. Nichteinmal beim Schrein wird man sie finden, munkelt man so doch, dass sie erst kürzlich auf einem gutbeladenem Karren, gezogen von einem sehr kleinem Dolyak und in Begleitung ihres Gefährten, gesehen wurde, auf dem Weg weiter nach Norden.
Jene die es wissen dürften, künden von froher Nachricht.. soll sie doch nur auf einer Bundreise sein, nachden die Geister sie und ihren Kerl gesegnet haben... und wird sicher in einger Zeit wieder zurück sein.

05.April
Seit zwei Abenden kann man wieder Licht in der Kräuterhütte entdecken, sowie Rauch aus dem Schornstein aufsteigen sehen. Die Zeit der kalten Feuerstelle ist wohl vorbei und so manch einer hat sicher den Staub aus dem großen Tor herauswirbeln gesehen. Gefolgt von dem Rabenweib, welches die Felle nach draussen gebracht hatte, um sie auszuschütteln und aufzuhängen.
Auch war Besuch am Abend zu sehen und der Geruch nach Tee - und seltsamerweise verbranntem Fisch - zog sich über den Weg zur Hütte, sowie hoch zum Rabenschrein.

11.Mai - Rauch und Raben

Schwer ist dieser Tage zu sagen, was genau in dem Nest der Rabenschamanin vor sich geht.
Manch verängstigtes Kind könnte von einem riesigen Raben sprechen, welcher einen ganzen Minotauren durch den Wald geschleppt haben soll und auch die schwarzen Vogelschwärme des Schreines sammeln sich um die Hütte und beobachten mit wachsamen Augen das tun des Weibes, welches ein und aus geht, als würde sie Bruder Rabe selbst führen und ihr den Weg weisen.
Dunkler Rauch steigt aus dem hohen Schonrstein auf, unentwegt und ohne Pause. Trägt den Geruch von verbranntem Fleisch und Kräutern mit sich, welcher aus nächster Nähe eher in der Nase beisst, als angenehm zu sein.

Und nur spät, und wenn der Mond oben am Himmel steht, werden die Gesänge in diesen Nächten hörbar, die aus dem Nest kommen.
Einem Ritus gleich und sicher dem ein oder anderem Schamanenohr nicht unbekannt...

14. Juli - Krähen sind keine Singvögel

Seit fast einem halben Mond hat man die Rabin nun nicht mehr an der Kräuterhütte gesehen. Zuletzt, als man sie sah, brannte noch ein Scheiterhaufen vor dem Nest, auf dem gerüchteweise die Leichen von fünf Svanir gelegen haben sollen. Doch keine Rona war danach zu finden, um auch danach fragen zu können. Kein warmes Feuer war in der Hütte zu sehen und nur sporadisch schauten die Schamanen des Rabenschreines nach dem Rechten, wie sie es immer taten, wenn sie einige Tage fort war.

Doch die Stille des Nests wird in dieser Nacht noch getilgt. Rauch kommt aus dem hohen Schornstein und sogar der Geruch nach frischer Salbe findet einen Weg in den Wald, könnte man, wenn man genau hinhört, sogar jemanden singen hören. Nur ist es kein Weib, welches da die rituellen Töne anschlägt, sondern ein Kerl, mit tiefem Bass und dem ein oder anderem doch leicht schiefem Ton, welcher ihn nicht zu stören scheint.
Graues langes Haar ziert seinen Kopf, mit dem herben Zügen und blassen Augen, welche von etlichen Falten umrahmt sind. Ein alter Mann fürwahr, doch immer noch kräftig und bei bester Gesundheit.

Den Neugierigen welchen wird er sich vorstellen. Leif Dronsson ist sein Name, Rabe von Geburt an und in dessen Diensten. Die Rabin selbst bat ihn um Hilfe und Unterstützung, solange sie dem Ruf der Familie folgt. Nur die wichtigsten Gesuche würde er an sie weiterleiten, müssten alle anderen sich mit ihm begnügen, bis sie wieder in der Hütte stehen wird.

So ist zumindest wieder Leben in der Kräuterhütte und jeder der Hilfe oder heilende Kräuter benötigt, wird nicht mehr vor verschlossener Tür stehen müssen..

Lange hat man die Rabenschamanin nicht mehr am Schrein und auch an ihrem Nest nicht gesehen. Der alte Norn, Gerüchten nach ihr Großvater, hegte und pflegte ihre Stätte und auch die Raben die dort ein und ausflogen.
Doch erst letzte Nacht, so man wenige Stunden vor Sonnenaufgang noch wach war, konnte man sie erblicken. Das großgewachsene und kräftige Weib, welches gleich zwei gesunde Kinder auf einen Schlag geboren haben soll, wie sich mit Mühe und Not den Weg zum Schrein hinaufschleppte. An ihrem Gurt baumelten Äxte, ungewohnt wo sie sonst ihren Stab bei sich trägt, von denen noch das Blut tropfte.
Ihr Gang war schleppend, zog sie gar ein Bein nach und ihre lederne Tracht schien, so wie sie, einiges abbekommen zu haben.

Vor dem großen Raben angekommen fiel sie auf ihre Knie und legte dem Geist etwas dar, hängte einen alten, großen Traumfänger auf, welcher prunkvoll mit Leder und Knochen geschmückt wurde. Doch für ein normales Auge werden die üblichen Federn fehlen, trotz baumelnder Bänder.
Hin und wieder jedoch, könnte man im Wind ein Schimmern erkennen, wie bei Rabengefieder welches im Sonnenlicht reflektiert.

Erst nach Augenblicken des Gebets und der Bitte an den Geist, erhob sich das Weib und schlurfte davon, zurück auf den Weg in den Norden und nach Hause.