Flüchtlingsrast - Flamme und Frost im Borealiswald

  • Die zweite Fluchtwelle aus dem Norden hat zur Fassnacht Rekkins Rast überrollt. Hatte man letzte Woche noch geglaubt, das Schlimmste überstanden zu haben, ist man nun am Waldboden der Tatsachen angekommen: Das Zeltdorf um die Rast hat sich in seiner Größe verdoppelt, so vermutlich auch die Anzahl der Insassen. Man sagt, rund zwei Hundertschaften lagern nun um die Wirtshütte herum. Genau ist es schwer zu sagen, Norn zu zählen ist keine leichte Aufgabe.

    Der Hüttenwirt hat ein Jagdverbot im Borealiswald ausgesprochen. Die Wildbestände wurden zum Überleben der ersten Fluchtwelle bereits dermaßen zusammengeschossen, dass nun die Gefahr droht, der gesunden Tierwelt des Waldes auf lange Jahre hinaus ernsthaft zu schaden. Noch sieht ein jeder Norn die Notwendigkeit ein, noch wird sich - ganz untypisch - an dieses Machtwort gehalten. Fraglich ist, wie lange diese Einstimmigkeit unter den versammelten Norn anhalten wird. Kommt erst der Hunger zurück, sind alle Machtworte für den ohnehin schon sturen Nornengeist vergebens.

    Die Flüchtlingsschar ist bunt und abgerissen. Es fehlt an Kleidung, an Schlaffellen, an Jagdbögen, Waffen und den Kleinigkeiten des täglichen Lebens wie Nadeln, Löffeln, Bindfaden, Lappenpuppen für die Kinder. Viele sind mit nichts mehr als sich selbst aus dem Norden angelangt und nur die Hälfte konnte in den Wochen vor Fassnacht bisher halbwegs versorgt werden. Noch gibt es Nahrung: Brei, Salzfleisch, Brot und Wurzeln machen die sonst in der Rast so üppige Verpflegung aus. Doch man sieht schon wieder die dunklen Schatten unter den Augen der Legendenköchin, das unruhige Suchen ihrer Augen, woraus sie die nächsten nahrhaften Mahlzeiten wohl bereiten wird.



  • Bis in die frühen Morgenstunden wurde am gestrigen Abend im Flüchtlingsdorf gefeiert. Das Johlen und Singen zahlreicher, fröhlicher Norn klang bei Morgengrauen erst aus. Soviel Freude inmitten all des Elends! Wie kommt's?

    Freunde aus Nah und Fern haben sich eingefunden und allerlei Hilfreiches mitgebracht. Man munkelt von zwanzig Säcken Getreide aus dem Königintal, einem riesigen Haufen Pelze und Felle, kistenweise Kleinkram, Metfässer angeblich so hoch wie ein kleiner Zittergipfel. Es heißt, all die Gaben sind zwei besonderen Seelen zu verdanken: Die löwensteiner Brustwirtin Aanika Weisspelz und Rekkins Rast eigene Schnapsträgerin, Varda "Sechsbrand" Wildherz, haben beim letzten Spendenabend im "Löwenschatten" so viele bedauernswerte Leute mit Schlägen und Brustentzug gedroht, dass ein jeder freiwillig sein letztes Hemd hergab. Und so stiefelte am Abend des Donner-Tages eine dick beladene und enorm feierwütige Karawane durch das Portal und hinunter zur Wirtshütte im Borealiswald. Norn, Menschen, Sylvari, Charr - alle waren gekommen mit ihren Gaben und ihrer Fröhlichkeit.

    Tief gerührt gaben sich die Wirtsleute selbst. Man hat es verdächtig schwimmen sehen in den gelben Wolfsaugen des Hüttenwirts Eik Johansson - und nicht nur, weil er mehr als eine Schnapsrunde durch das Zeltdorf machte, um alle zum Abendfeuer zu laden. Auch die Legendenköchin Brea Spurenleser sah man des Öfteren verstohlen die endlich wieder lächelnden Backen wischen. Es wurde eine Menge geherzt, gedrückt, geknutscht und gestrahlt an diesem Abend. Die versammelten Völker konnten gut beobachten, was für butterweiche Herzen unter den rauen Polterschalen der Norn schlagen. Aber nicht nur dies, auch eine der volkstypischen Schlägereien konnte bestaunt werden. Halbnackt und in guter Laune gingen zwei Norn mit Namen Bjorn und Mjönir eine gute Stunde unter Johlen und Vergnügen der Umstehenden aufeinander los. Erst, als einer der beiden verzweifelt und weibisch nach Met schrie, ging die fröhliche Keilerei auseinander. Zum Leidwesen der anwesenden Weiber haben die beiden sich danach auch wieder angezogen. Irgendwann.

    Spätnachts wurde noch ein Geisteropfer gebracht. Hüttenwirt Johansson und eine Meute von Wolfsanhängern vernichteten eigenkehlig sechs Flaschen Winterbeerenbrand. Auf die Rast, das Rudel, den Wolf, die Welpen, die Geister, die Wolke da oben, den Stein da drüben, Aanikas Brüste, Breas Hintern - auf absolut alles wurde getrunken und dem Feuer ein Schluck für die Nebel gegönnt.

    Eine Weile wird die Stimmung bestimmt halten. Ein satter Bauch und ein Lager zum Schlafen sind wichtig - aber nichts wären sie ohne die Hoffnung, so wärmend, dass sie den größten Mut wieder zurückbringt...

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