''Pech gehabt!''

Sie reibt sich die Augen. Schon wieder hat sie einen
verdammten Kater von der letzten Nacht. Wie oft will sie
denn bitte noch sosaufen gehen
und so aufwachen? Scheinbar ist es ihr egal.
Die violett-wirkenden Seelenspiegel werden geöffnet und
mustern das Zimmer. Auf dem Boden, ihres nach Alkohol
stinkenden Hauses liegen viele verschiedene Whiskey- und
Rumflaschen, die alle leer sind. ''Oh Mann ey'', zischt sie
leise und streckt die Arme in die Höhe. Mit den Händen, die
mit vielen kleinen feinen Narben übersäht sind, streicht sie
sich dann durch das blaue Haar und massiert sich selbst den
Nacken. ''Hm'', brummt sie leise und realisiert erstmal, dass sie
wirklich wach ist. Lange schlafen tut sie schon lange nichtmehr,
selbst wenn sie einen großen Wert darauf legt. Wie lange hatte sie
nun gepennt? Fünf oder Sechs Stunden?Gut möglich, aber nicht
wichtig für sie, schließlich ist sie nichtmehr am Schlafen. Der
Blauschopf steht von seinem Bett auf und wirft sich das dünne
Leinenhemd über. Leicht bekleidet geht sie die Treppe runter.
Unten angekommen achtet sie diesmal ganz genau darauf nicht auf einer
Flasche auszurutschen. Den Flaschen gekonnt ausgewichen geht sie
zum Schrank rüber und holt eine Wasserflasche heraus Durstig kippt
sie sich einen Teil des Inhalts, der Flasche, runter und
wischt sich dann mit dem Handrücken den Mund ab. Schon macht sie es sich dann
auf einem ihrer rustikalen Holzstühle bequem und stellt das Wasser auf dem
Tisch neben sich ab. Schläfrig gähnt sie und streckt sich erneut, ehe der Blick
bei einer Narbe auf ihrem Oberschenkel hängen bleibt. Es ist eine hässliche
Narbe, die selbst jetzt noch der Frau, zu der sie gehört, einen Schauer über
den Rücken laufen lässt. Es ist einige Zentimeter lang und stammt von einem
Dolch. Aber wie es wohl dazu kam ... ?





Vor ein paar Jahren ...
Ein Schlag ins Gesicht und sie
kippt mit dem Stuhl um. Sie fällt genau auf ihre mit einer Eisenkette
gefesselten Arme. Vor Schmerz stöhnt sie auf, der Schädel brummt und die Sicht
ist leicht verschwommen. Der Stuhl wird wieder aufgestellt und sie schüttelt
den Kopf. Sie fasst sich wieder und die Sicht wird wieder klar. Wo ist sie? Wie
ist sie hergekommen? ''Also blauer Schlaftod ... so nennen sie dich
doch, oder? Seit du Rinnek und deine tollen Mitstreiter umgebracht hast, hm?'',
brummt der Mann, der vor ihr steht. Sein Haar ist schulterlang und pechschwarz.
Seine Lederrüstung so dunkel wie seine Frisur. Er trägt keine Handschuhe, warum auch
immer. In den Händen hält er einen einfachen, relativ stumpfen Eisendolch
dessen Klinge er mit den Fingern nachfährt. Der Blauschopf atmet schwer und
linst auf die eigene durchschossene Schulter. Eine Kugel hatte sie durchbohrt,
als sie unachtsam war und den Leuten, mit denen sie zusammengearbeitet hat,
vertraut hat. Aus heiterem Himmel knallten sie sie ab und schlugen ihr nen
Knüppel ins Gesicht. Und voilá, schon war sie hier, an einen Stuhl gekettet und
mit verarzteter Wunde.''Jetzt erzähl mir doch, warum hast du die Bande
umgebracht und was weißt du über meine tollen Freunde, die mir so gut
Konkurrenz machen? Ich mein, du hast doch schließlich auch das ein oder
andere Mal für die gearbeitet. Da haben sie doch dir bestimmt was erzählt ...'', säuselt
er leise vor sich hin und legt dabei den Kopf quer. In der Hand noch immer den Dolch.
Der Soziopath wirkt fast schon friedlich auf diese Art und Weise, wenn er denn
einen nicht gerade foltern würde.
''Was willst du?'', hechelt sie leise und lupft die Braue. Kurz knirscht der
Kerl mit den Händen, ehe er sich die beiden Hände reibt um sich zu beruhigen.
''Ich habe dich gefragt, warum hast du die Bande, zu der du gehört hast, heimtückisch
umgebracht und was weißt du von meiner Konkurrenz?!'', spricht er und wird gegen Ende des
Satzes immer lauter und energischer. Die ein oder andere Ader auf seinem Kopf ist
sogar dabei auch zu sehen. Die Faust fest geballt. Der Blauschopf spuckt dem Kerl
ins Gesicht und hebt kurz das Kinn an um zu zeigen, wie arrogant sie doch ist.
''N' Dreck werd ich dir Sack sagen'', zischt sie noch leise. Rival, der schwarzhaarige
Kerl, wischt sich mit der Hand die Spucke ab und schaut auf seine Hand.
''Weißt du was ich nicht leiden kann?'', frägt er sie neugierig,
kein Zorn in seiner Stimme. Die Ruhe vor dem Sturm.
Er macht einen großen Schritt näher an den Stuhl und drückt seinen Daumen in
den Durchschuss von Dakouter. Laut fängt sie an zu schreien, doch vergebens.
Niemand hört sie. Die Muskeln angespannt, der Blick gen steinerne Decke gerichtet,
kreischt siegefesselt auf dem Stuhl und krümt die Finger.
''Unverschämte Frauen, die nicht wissen wann man aufhören sollte Müll zu
reden!'', brüllt er leise und zieht auch schon seinen Finger heraus.
Einige Tränen kullern die Wange der Frau herunter. Das schwere Atmen hat sich
nicht geändert. Leicht wimmernd sitzt sie auf dem Stuhl und schaut auf ihre
Füße, die Augenweit aufgerissen.
''Was sagst du jetzt?'', verschränkt er die Arme vor der Brust. Das Blut des
Blauschopfs am Daumen stört ihn nicht sonderlich. ''Was soll ich dir sagen Rival?!'', brüllt
sie nun laut und versucht nicht weinen.
''Ich hab sie umgebracht, weil ich wollte. Ich hatte Gründe!'', verdeutlicht sie ihre Aussage
und wirkt erbost. Die Augenbrauen zusammenzogen, es hat fast einen verzweifelten
Eindruck. ''Und von deiner elendigen Konkurrenz weiß ich auch
nichts, weil ich verdammt nochmal keine Fragen stelle, wenn mir jemand nen
Auftrag gibt'', flüstert sie nun wieder und lässt den Kopf fallen. Müde. Sie ist müde.
Müde von den Schmerzen und davon zu leiden.
''Jetz lass mich doch bitte ... Rival'', flehnt sie ihn an. Eine weitere Träne läuft ihre
Wange herunter.
''Du lügst'', spricht er nur kalt und zieht ihr die hautenge Hose etwas herunter, sodass ihre
Schenkel frei sind. Sie versucht sich irgendwie zu wehren, indem sie wild mit ihren Füßen
tritt. Doch es bringt nichts. Ehe sie sich versieht packt er sie schon an der Kehle und drückt
mit ganzer Kraft nur die Spitze seines Dolches in ihren linken Oberschenkel. Unter Schmerzen
versucht sie zu schreien, während das Messer sich weiter nach unten bahnt. Keinen Einzigen
Ton bekommt sie heraus, sein Griff ist zu stark.Nachdem er fertig ist lässt er wieder los und zieht
den Dolch heraus. Die rote Lebensflüssigkeit des Blauschopfs verteilt sich langsam auf den Stuhl
und tropft hier und da mal auf den mit Steinen gepflasterten Boden. Nun fängt sie an zu Brüllen
und rüttelt an der Eisenkette rum. ''Sei verdammt nochmal ruhig!'', schreit Rival und holt mit seiner
Rechten aus. Der Blauschopf verstummt und zuckt zusammen.
Ein zufriedenes Lächeln schleicht sich auf seine Lippenund er wischt das Blut an der Klinge
mit Hilfe von Daks Kleidung ab. Friedfertig fängt er an zu summen und dreht sich um zu gehen.
''Nathan, kümmer dich bitte um sie. Und zähl die Stunden mit wielange sie schläft. Soviele Stunden
wie sie schläft, so oft schlag ich sie dann ins Gesicht, ja?'', spricht er höchst erfreut klingend und
stapft aus dem Zimmer heraus.

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