Sein Herr war entsetzlich. Mit seinem reinen, unschuldigen Gesicht und seiner wunderbaren, unberührten Jugend, barg er doch etwas in sich, das den Butler zugleich aus Furcht erstarren und ihn den Anderen auch vergöttern ließ. Im Grunde wollte er ihm lediglich mit dem Auskleiden behilflich sein und den kostbaren Degen samt Gurt lösen, da zog sein Dienstherr auch schon blank. Glänzender Stahl zischte durch die Luft. Die scharfe Spitze strich über Devins Jochbein, unterhalb des linken Auges hinfort. Kühl fühlte es sich im ersten Moment an, was sich in ein leichtes Brennen verwandelte. Ein seltsames Gefühl der Angst überkam ihn. Sich zu regen nicht im Stande, verweilte der junge Mann ihm weiterhin gegenüber. Der Adlige lächelte. Seine Lippen kräuselten sich hämisch. "Du blutest.", sagte er belustigt, machte Devin auf etwas aufmerksam, das ihm längst klar war und doch keine Beachtung fand. Ergeben und beschämt zugleich senkte sich sein Haupt. Hätte er sich wehren sollen oder hätte man damit nur alles schlimmer gemacht? Er fand es niemals heraus, denn jede Laune wurde mit schier irrsinniger Hingabe erduldet.
Einige Wochen später. Devin sah sich sein Spiegelbild an, fuhr mit dem Zeigefinger über die kaum sichtbare Narbe unterhalb seines Auges und lächelte bitter. "Er hat eine Aufgabe für mich." Eine grauenvolle Faszination lag in diesen Worten. Sie bargen jedoch auch Hoffnung. Er dachte sie bei Nacht und sie verwirrten ihn bei Tag. Als wäre er dadurch vergiftet worden. Man hatte noch Verwendung für ihn. Vorerst.