*Schmatzend zogen sich die Stiefel aus dem Matsch, um dann, wie von Grenth gejagt, über den Waldboden zur rennen. In den Stiefeln steckte ein glatzköpfiger kleiner Mann, der noch in der Blüte seines Lebens war.
Sein brauner Mantel samt passender Lederkleidung, war mit Dreck und Staub bedeckt. In seinen Händen umklammerte er ein aufwendig hergestelltes Gewehr, während auf seinem Rücken ein schwerer Rücksack thronte.
Der Mann war anscheinend trainiert darin, mit so einer Waffe umzugehen und dabei so viel zu tragen. Bäumen, Büschen und Erdlöchern wich er schnell aus, wobei er den Kopf tief hielt.
Hinter ihm durchbrachen immer wieder seine Häscher das Walddickicht. Mehrere Männer in rotbraunen Uniformen einer Militär- oder Söldnereinheit. Ihre Rufe,die Geräusche ihrer Stiefel sowie das gelegentliche abfeuern einer Pistole oder eines Gewehrs, trieb den Gejagten zu Höchstleistungen.*
*Die Bäume endeten abrupt. Hier wurden die stummen Bewohner der Wiesen und Wälder gefällt, um in ein nicht weit entferntes Sägewerk gezogen zu werden. Die Spuren dieser alltäglichen Arbeit sowie das Sägewerk selbst werden mehr als deutlich zu erkennen. Wäre es nicht schon spät am Abend gewesen, hätte die Glatze wohl noch Leute hier arbeiten gesehn.
Hektisch orientierte sich der kleine Mann neu, um dann direkt auf das Werk zu zurennen. Hinter ihm durchbrachen die Häscher gerade die Waldline. Gewehre und Pistolen donnerten auf. Ihre tödliche Geschosse pfiefen dem Gejagten um die Ohren, während er von kleineren Arbeitsstellen über gefällte Baume und Bretterhaufen zum Werk weiterrannte.
Kurz vor dem Werk durchschlug ein Geschoss seinen Rucksack. Aus dem Gleichgewicht gebracht fiel der Mann in den Matsch. Stettiger Regen sowie das Fehlen von Wurzelwerk hatten den Boden sehr gelockert. Sicher wäre er im Sommer festgebacken und spröde gewesen, leider waren die Jahreszeiten und das Wetter wohl gegen den kleinen Glatzkopf.*
*Zumindest dämpfte der Matsch den Aufschlag etwas, als der Mann mit dem Kopf voran aufschlug. Hinter ihm beschleunigten die Verfolger nun. Ihre Waffen waren leer gefeuert, doch hoben sie die Bajonette an den Gewehren kampfbereit an, während andere Kurzschwerter zogen, die eben noch an ihren Seiten gehangen hatten, wo nun die leeren Pistolen eingehakt waren.
Glatze rappelte sich wieder auf und versuchte das Sägewerk noch zu erreichen.*
*Seine linke Streckte sich nach dem Tor des Werks auf, welches nur angelehnt war. Ein kräftiger Stoss, ein weiter Schritter und drin war er. Direkt rannte der junge Mann weiter zu einer der Leitern, die höheren Etagen führten. Im Gebäude hingen Werkzeuge an Wänden, Baumstämme lagerten an trockenen Stellen und Bretter waren zu ordentlichen Stapeln getürmt.
Das Gewehr in der Linken, die Sprossen der Leiter in der Rechten kletterte der Mann immer weiter rauf, bis er am höchsten Punkt des Werks war.
Hier führten alle Seilzüge zusammen, um in eine komplizierte Verknüpfung von Gewichten und Gegengewichten sowie Hebeln zu enden.*
*Die Jäger waren derweil ebenfalls im Werk angekommen. Schnell erkannten sie, wo ihre Beute hingeflüchtet war. Unter Anfeuerungen und Drohungen erklommen sie Etage, für Etage. Nun konnte man ihre Lederrüstungen gut erkennen. Jeder von ihnen trug einen Stahlhelm, mit anhebbaren Schlitzvisir, während auf der Spitze ein Metalldorn saß.
Sie waren nicht mehr weit vom Glatzenmann entfernt. Diese hatte schon seinen Rucksack runtergenommen, um ihn zu durchwühlen, wie ein hungriger Dachs.*
"Nun, packt ihn endlich!" schrie einer der ersten Jäger, wobei provozierend sein Bajonett auf das Opfer richtete.
*Ihre Beute hatte nun etwas gefunden, was er für wirkungsvoll genug hielt, um es den Gegner zu zeigen. Eine breiter Ledergürtel an dem viele faustgroße Metallzylinder hingen. Der Mann schlug auf einen bestimmten Punkt auf die Köpfe der Zylinder, was in deren Inneren ein Zischen auslöst.
Ohne große Umschweife warf er den Gürtel, danach den Männeren entgegen. Panik brach unter den Leuten in dem Werk aus und sie versuchten dem Gegenstand, der ihnen entgegen fiel, zu entkommen.
In dem allgemeinen Gewirr löste sich ein Schuss und durchschlug den Körper des Glatzenmannes. Überrascht sackte dieser auf die Knie. Seine Hände umklammerten den Bauch bereich, wobei er seinen Rucksack umstieß und das Gewehr über den Rand rollte. Aus dem Rucksack fielen viele verschiedenen Gegenstände, die gut einem Pionier hätten gehören können. Darunter waren auch weitere Zylinder, Kugeln und Recktecke aus Metall sowie Leder.*
*Nach dieser gefühlten Ewigkeit explodierte der Gürtel, den die Glatze geworfen hatte, mitten unter den Häschern. Rüstungen, Fleisch, Knochen...alles wurde in einer Wolke aus messerscharfen Splittern zerfetzt. Leider detonierten auch einpaar der Gegenstände aus dem Rucksack, als sie tief unten auf dem Boden des Werks aufschlugen. Grünlicher Nebel, Flammen sowie Lichtblitze erblühten fast zeitgleich. Das Feuer griff direkt um sich, als weitere fallende Gegenstände es nährten. Das Sägewerk wurde von dem Feuer erfasst. Der Brand war perfekt.*
*Der junge Mann im höchsten Stockwerk zog sich zu einer fensterlosen Öffnunge, wo wohl sonst, mit Hilfe von Seilen und Balken, Baumstämme oder andere schwere spärrige Dinge hochgezogen wurden.
Unter ihm breitete sich das Feuer immer weiter aus, während der Rauch schnell das Werk füllte. Mit aller Kraft, die er noch hatte, stemmte er sich über den Rand der Öffnung, schaut in den Nachthimmel und packte das Seil am Hebebalken. So gut er konnte wickelte er es sich um die Hand, um sich abzuseilen. Seine Wunde blutet im langsam die Lederkleidung voll, während er dem Feuer zu entkommen versuchte.*
*Die letzten Meter lies er sich in den Matsch fallen, wobei er unsanft mit dem Rücken aufschlug. Stöhnend rollte er sich herum, wohl um sich in den Wald zurück zu schlagen, doch ein Fuss wurde auf seinen Nacken gepflanzt sowie sein Gesicht in den Dreck gedrückt.*
"Wer ist das, Soldat?"
"Keine Ahnung, Sir! Er ist wohl angeschossen und aus dem Sägewerk gefohlen!"
"Hat er den Brand gelegt?! Ich hänge ihn auf!"
"Schweigt, Landpackt! Ein Brandstifter würde sich wohl nicht selbst anschießen, nachdem er das Feuer gelegt hat!"
"Aber..mein Lord...mein Sägewerk!!"
"Ruhe! Soldat, sammeln sie den Mann auf und schaffen sie ihn zu einem Heiler!"
"Sir, ja, Sir!"
*Die Glatze wurde unsanft von dem Soldaten aufgehoben, welcher ihn von dem brennden Werk weg schleifte. Ein weiterer Soldat kam hin zu, um seinen Kameraden beim tragen des Verwundeten zu helfen. Die Reise nahm die Glatze nur noch in Ausschnitten wahr. Oft war wurde ihm schwarz vor Augen.*
"Schneller..der blutet den scheiß Boden voll!"
"Danke, dass du mir das sagst, wo es mir schon an der Seite runterläuft...IDIOT!"
"Da hinten..."
"Türe..!....sofort muss er behandelt werden!"
"Bei den Sechs....Weiß nicht....Herr Od..."
"Wasser, Tücher, macht ihn frei!...Götter..."
"Leb....Der Marsh..."
"Kan....Raus wenn ihr nichts tut!...verdammt!"
"Herr Odtuk, er wird schwächer..."
"..Prister...schnell...Magie...vielleicht..."
*Nur noch Bruchstücke von Gesprächen oder gar Sätzen kam in seinem Verstand an. Die immer wieder auf kommende Schwärze macht es ihm unmöglich zu erkennen, wer da war, wo er war und was los war.
Schmerzen spürte er zwar immer noch, doch sie wurden immer dumpfer. Allgemein entglitten ihm immer weiter seine Sinne. Sein Leben ran ihm durch die Finger, doch er hörte etwas ganz deutlich in seinem Verstand. Das hämmern, zischen, wummern und knarren von einer Maschine, von der einen Maschine.*
"Gottmaschine, ich, dich, da...hören kann, will, immer....immer.....im..."