Sonnig war der Tag, an dem sie den Hain verließen. Sie, das sind Chrysanthéa und Chrysanthyr, zwei Sylvari, die sowohl die Samenkapsel als auch den Traum teilten. Ein Zwillingspaar, deren Blätter von einem so intensiven Gelb waren, dass schon ihr Mentor behauptete, das läge an der vielen Sonne, die ihre Knospe abbekommen habe.
Damals erwachten sie zur Abendstunde im frühen, noch warmen Herbst, als jener die Bäume allmählich in ein goldenes Gewand hüllte. Die Sonne stand tief und begrüßte sie mit ihrem rotgoldenen Licht. Alles war schön, so wie es war, und Niemals hätten sie sich träumen lassen, dass sich dies jemals ändern würde.
Das ist nun schon zwei Jahre her. Eine Zeit, in der sich ihr Mentor ihrer annahm, und ihnen all das lehrte, was sie wissen mussten. Auch unterrichtete er sie in ihrer Begabung, der Magie. So gab er ihnen auch mit auf den Weg, dass das Leben ein ständiger Prozess des Lernens sein würde, und dass sie niemals ausgelernt haben würden.
Sie hatten viele Freunde im Hain. Zeichnete sich der Eine durch seine schweigsame, ruhige Art aus, die ihn so manches Mal fast desinteressiert wirken ließ, so wog die Andere dies mit ihrer aufgeweckten Neugier und Quirligkeit wieder auf. Nichts konnte die beiden trennen. Alles hätte so weiter gehen können, hätte es jenen Tag nicht gegeben, an dem ihre geliebte Mutter dem Angriff einer neuen Bedrohung ausgesetzt war.
Die Schwäche, die sie davon trug ließ den Beiden keine Ruhe. Sie waren sicher, dass es einen Weg geben musste, etwas dagegen zu tun. Der Angriff kam von außen, also lag die Lösung vielleicht auch irgendwo in Tyria. Sie musste nur gefunden werden. Und so machten sie es sich zu Ziel, mehr über all das heraus zu finden, was die Welt im Augenblick wandelte, und vielleicht, ja vielleicht fanden sie auch eine Lösung. Etwas, dass den blassen Baum wieder erstarken ließ.
So verabschiedeten sie sich von ihren Freunden und ihrem Mentor und packten ihre wenigen Habseligkeiten zusammen mit etwas Proviant in eilig beschaffte Rucksäcke. Hauptsächlich Geschenke von Freunden. Hier ein Stein, dort ein Blatt, oder aber auch ein Insekt, eingeschlossen in funkelndem Harz. Alles Dinge, die sie an ihr Zu Hause und ihre Freunde erinnern würden, wenn sie weit fort waren.
Bald machten sie sich auf den Weg, mit nichts weiter als ihren Rucksäcken, ihren Stäben und einer Karte, die ihnen einst ein älterer Sylvari schenkte, der von einer längeren Reise in den Schutz des Haines zurückkehrte. Geld hatten sie keines, also mussten sie sich zu Fuß durchschlagen. Die Reise war lang und dauerte einige Tage. Auch war sie nicht ungefährlich, aber die Beiden ließen sich durch nichts entmutigen. Wenn der eine schlief, hielt der andere Wache. Oder aber sie halfen einem Bauern auf dem Feld, um einen sicheren Schlafplatz zu erhalten.
Eines lauen Abends erreichten die schließlich die Menschenstadt Götterfels. Man sagt, die Menschen wüssten viel, und bewahrten noch mehr Wissen auf. Ein guter Punkt also, um mit den Nachforschungen zu beginnen, auch wenn sie nicht recht wussten, wonach sie genau suchten. Es war nebensächlich. Sie würden lernen, zu suchen, zu finden, die richtigen Fragen zu stellen und noch vieles mehr.
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