Schuldgefühle

Allmählich hatte sie sich abgefunden dass das Personal immer kam und ging. Auch wenn es ihr immer noch nicht so ganz in den Sinn kam wie sie es immer "einfach so" machten. Doch das hatte sie nicht mehr zu kümmern. Der Blick der jungen Lady lag wie so oft auf den schweren Vorhängen an ihren Fenstern. Groß waren sie, damit auch viel Licht in ihr Gemach kehrte. Besonders jetzt wo es früher dunkel wurde und die Tage kürzer. Der Winter zog langsam ein. Auch das Feuer in ihrem Zimmer prasselte unaufhörlich. Hatte sie ja die Dienerschaft angewiesen es etwas wärmer zu gestalten. Devin selbst hatte dafür gesorgt dass sie eine wunderbar weiche und fluffige Daunenbettdecke bekam.


Sie nahm derweil in einem Sessel vor dem Kamin platz und besah sich die Flammen. Hier und dort ein Gedanke an die vergangenen Tage und Wochen. Insbesondere ein Abend an dem sie wirklich dachte, sie wäre verrückt geworden, brannte sich dabei in ihre Gedanken. Der Abend an dem gleich zwei das Haus verließen. Sie fand es schade, auch wenn sie wohl bei beiden einen nicht sehr guten Start hatte. Aber es war nun mal so, dass sich niemand die Mühe gab sie wirklich kennen zu lernen. Ein trauriges Lächeln schlich sich dabei auf ihr Gesicht. "Du bist eine Frau. Nutze dies aus." .... von wegen. Wer auch immer ihr diese Flausen in den Kopf gesetzt hatte, hatte dafür gesorgt dass sie sich sogar blamierte. Aber sie konnte die Schuld nicht einfach wo anders suchen. Nicht schon wieder. So ließ sie besagten Abend noch einmal Revue passieren und befand ihn eindeutig für ... ärgerlich. Aber was sollte sie schon machen, es war passiert. Sie waren weg - und die Schuld, ja die Schuld. Sie mochte es nicht die Schuld zu suchen. Weder bei anderen noch bei sich selbst. Dort spiegelte sich das junge Alter Madeleines wieder. Sie war in so vielen Dingen einfach ein verzogenes Gör, dass wenn es seinen Willen nicht bekam eben mit anderen Mitteln versuchte an diesen zu kommen. Weil sie nicht wusste wie man es sonst machte. Immer bekam sie alles. Immer war sie das Küken in der Familie gewesen. Das kleine Mädchen.


Und sie wusste dass es nicht gut war. Sie wusste, dass sie es ändern musste. Aber wie sollte sie etwas ändern, was andere scheinbar schon einfach in ihr sahen. Dieses verzogene Mädchen. Das Mädchen, dass einfach verurteilt wurde obwohl man sie nicht kannte.


"..Sei hübsch..und tu das, was dir dein Bruder und dein Vater sagen. Und wenn sie einen guten Mann für dich finden. Dann sei auch nett zu ihm. Schweige. Lächle .. sei eine gute Frau." ..das waren die Worte ihrer Tante..kurz bevor sie im Anwesen in Götterfels ankamen. So oft hatte Dane gezweifelt ob sie stimmten. Besonders als sie sah wie viele Frauen dort hohe Posten hatten. Wie eigenständig sie waren. Und ihre Familie..so konservativ. Die Rollenverteilung war dort immer klar. Nun galt es abzuwägen..sollte sie weiterhin das störrische Gör mimen oder es einfach geschehen lassen. Sollte sie nun wirklich ein stilles Heimchen werden? Vielleicht war es wirklich besser so..und sie musste ihr Temperament einfach hinunterschlucken.


Dabei wäre sie so gerne mit den Pferden davongeritten. In die Freiheit...