Ein weiches, warmes Gefühl machte sich breit. Noch war es Dunkel, aber dennoch fühlte er sich sicher. Es war seltsam. So hat er es sich eigentlich nicht vorgestellt. Der Tod sollte eisig sein, nicht warm. Angst hatte er keine, er ließ es einfach zu, einfach fallen lassen und doch blieb etwas zurück. Das Kinderlachen, er würde es vermissen. Das liebliche Gesicht der kleinen um das sich nun das Leben dreht. Sie hätte es so gewollt, das er bleibt, das er seine Arbeit vollendet welche sie begonnen hatte, ebenso alleine wie er nun. Sie hatte es geschafft, nun musste er den Rest machen, auch wenn es gerade so verlockend war einfach loszulassen, diese Wärme die ihn umfing war angenehm. Er lag im Eis, das wusste er, doch umso dankbarer war er das ihm sein Verstand etwas anderes vorspielte, es hätte schlimmer sein können und doch lag er nun hier, am Ende von dem was eins der Anfang gewesen war. Die letzten Reste seiner einstigen Familie die sich so gegen ihn gewandt hatte liegen im Gebäude hinter ihm. Er ist das was übrig geblieben ist und auch er wird bald zur Vergangenheit gehören.
Es war ein Gedankenwirrwar welches ihn traff, gar nicht in der Lage einen zu erfassen. Es fühlte sich an wie ein Ritt auf mehreren Pferden zugleich wobei man immer wieder auf ein anderes aufsprang. Es war seltsam zu wissen das man stirbt und dennoch so friedlich hier zu liegen, nicht in der Lage sich zu bewegen und die Möglichkeit zu haben einfach loszulassen, einfach zu gehen. Dennoch lastete eine Bürde auf seinen Gedanken. Die Bürde des Vater seins, das wozu er und Aria sich verpflichtet haben und auch wenn es so leicht wäre loszulassen, so konnte er nicht.
Es war ein Kampf, den Drang zu gehen niederzuringen und sich zu zwingen die Augen zu öffnen, raus aus der warmen Welt, hinein in die Kalte wo sein Körper noch im Schnee lag. Es wartete nur Eiseskälte und Schmerzen auf ihn, wahrscheinlich auch der Drang der Ohnmacht den er auch jetzt noch spüren konnte, doch dem er nicht nachgeben wollte. Es war wie ein Kampf gegen hohe Wellen inmitten einer stürmischen See die sich ihm offenbahrte. Ein Kampf den er gewinnen musste, egal wie sehr sein Verstand sich wünschte zu gehen, endlich Ruhe zu finden, so sehr wünschte er sich auch für Elaine da zu sein und er nahm die Kälte und den Schmerz in Kauf wenn er dafür seine Pflichten erüllen kann.
Doch es war umsonst, die Wärme und das angenehme Gefühl verschwanden nicht, wollte nicht weichen und auch wenn er sich anstrengte. Es kam einfach nicht, es wirkte als hätte er innerlich eigentlich schon aufgegeben. Er versuchte sich zu Bewegen und seinem Körper ein Signal zu schicken das er sich Bewegen wollte ehe er das Rascheln vernahm als sein Arm sich bewegte, dann das komische Gefühl als wäre er zugedeckt. Sein Atem stockte kurz und sogleich schlug er die Augen auf. EIne Zimmerdecke, kein freier Himmel. Wände, statt eines Waldes. Er sah sich kurz um ehe er merkte das er in seinem eigenen Schlafzimmer war. Sofort richtete er sich auf, Gedanken eines Traumes der gar nicht so stattgefunden hatte erwachten als eine Möglichkeit in seinem Verstand ehe er schon die Schmerzen im Bein und dem Oberkörper spürte. Doch kein Traum, aber wie kam er hier hin? Es gab eigentlich nur eine Möglichkeit. Sie hatte ihm geholfen. Und so sehr er den Gedanken daran hasste, umso dankbarer war er dafür das er nun hier lag und nicht draußen im Schnee, immerhin hätte es ihn schlimmer treffen können.
Sein Blick geht auf den kleinen Nachttisch an seinem Bett, ein kleiner weißer Briefumschlag war dort zu sehen, auf ihm stand "Weißer Rabe", ein Name den nur noch einer kannte. Er musste ihn nicht öffnen, er wusste schon was dort drinnen stand, sie waren Quitt, eine Hand wusch die andere.
Er ging auf einem schmalen Draht, von einer Seite zur anderen, es war knapp, ein Drahtseilakt, aber Elaine war es wert gewesen. Er war froh das es vorbei war, die letzten Verblendungen ausgelöscht wusste er was nun wichtig war. Und die Frau die ihn scheinbar gerettet hatte?
Sie war nun so frei wie er.