Ebonfalke
„Ich schwör es dir haha ha. Ehrlich, Brego. Der Seraphenlümmel hat sich total fertig machen lassen. Von einer Frau ! Einer Frau ! Haha ha. So ein Vogel, eh. Ein Blinder mit Krückstock hätte gesehen, dass das ne Falle ist. Aber nicht dieser Held da. Ich sag es dir, der Boss hätte ihm auch in den Kopf schießen können. Hätte der nicht gemerkt. Der hätte vermutlich weiter geseibert und ihm wärs gar nicht aufgefallen. So ein Schlack! Ich kann mich gar nicht mehr beruhigen haha ha haha. Alles solche Torfnasen! Und dann, das war ja noch gar nicht das beste. Dann ist der in die Lampe. Ne, halt. In den Hals. Hals heißt der Laden. Jedenfalls ist der dann da rein und hat die arme Leyla ne Hure genannt. Also voll. Ich habe ihn so ausgelacht. So eine Pfeife. Und dann sind sie knutschen gegangen.“ Viel zu nüchtern schloss sie ihren Bericht und griff nach dem Schnapsglas des anderen. Brego hinderte sie nicht daran. Er war noch drei Schritte weiter hinter ihr und musste Hals, Hure und Torfnase in eine sinnvolle Reihenfolge bringen.
„Ich hasse diese Stadt so sehr. Das kannst du dir gar nicht vorstellen. Löwenstein war ja schon schlimm...Aber Fels. Scheiße. Der Boss muss echt nen Problem mit mir haben, dass der mich da stationiert hat. Ich meine...he ? Was soll das bitte? Ich will in mein verregnetes, kaltes, schmockiges Ascalon und mich da im Dreck wälzen und nicht in dieser -mir scheint die Sonne aus dem Arsch-Stadt verrotten.“ Sie schnaufte und hob das Glas an ihre Lippen. Der dunkle Fliederblick stierte Brego einen Moment an, ehe der Inhalt, ein alter Ascalone, in ihrem Rachen verschwand. „Brrrr. Da muss mehr Salz dran. He! Cloud! Machst du mir noch einen, Schatz?“ Sie hob fragend die Brauen und legte dabei das entzückendste Lächeln überhaupt auf. Cloud, eine mittelalte Frau mit graublondem Haar, brummelte irgendwo im Hintergrund. „Wieder mit Zwiebel?“, rief sie zu dem Paar an dem kleinen Tisch herüber. Die Flasche mit dem Kartoffelschnaps hatte sie dabei schon in der Hand. „Klar! Muss ich dir echt sagen wie das geht ? Zwiebelring, Messerspitze Salz, Kartoffelschnaps! Eh! Eh Cloud, haha ha. Wer lebt in Fels ? Du oder ich? Pfah. Dass die nicht weiß wie das geht.“ Der letzte Teil richtete sich an Brego. Der nickte bloß.
„Du bist keinen Deut besser, mein Lieber. Wie geht’s Asjenka? Ist sie wieder auf den Beinen ? Was macht die Kleine ? Ich war viel zu lange weg. Immer nur diese Anstandsbesuche hier.“ Anklagend verdrehte sie die Augen. Er hörte ihr gar nicht richtig zu und sie wusste das. Konsterniert rümpfte sie die spitze Nase. Sie wollte den Mund gerade wieder öffnen und dem Kerl etwas um die Ohren feuern, sie hatte es sich schon genau zurecht gelegt, als die Türe zu dem heimeligen Gemeinschaftsraum sich öffnete und ihre Aufmerksamkeit sich auf ein neues Ziel verlagerte.
„Oh, he Boss. Hallo? Guck mal, ich bin wieder da. Toll was ? Endlich ist die gute Seele in dieses Haus zurück gekehrt. Na sag schon ! Du hast mich vermisst. Klar hast du mich vermisst.“„Halts Maul, Trixie.“ Er lachte grimmig und schenkte dem kleinen Tisch in der Ecke, an dem Brego und die Frau saßen, nicht einmal einen Blick. Cloud war sein Ziel und der Drink, den sie gerade bereitet hatte. „Dank dir, Liebes. Du bist zu gut.“ Ein Luftkuss ging auf die Reise, wurde von einer glücklichen Cloud gefangen und in den Eimer mit den Abfällen unter der Theke fallen gelassen. „Heheha haha. Die Strafe dafür, dass du dir ihr Geseiere hast anhören müssen?“ Brummig hob er das markante Kinn und strich sich überlegen mit zwei Fingern über die Kehle. „Trixie.“ Ihr Name aus seinem Munde reichte vollkommen aus sie aufmerken zu lassen. Sie grantelte mit ihm, folgte aber artig seinem Ruf und bewegte sich an seine Seite. Neben ihm ließ sie sich auf einen der Barhocker nieder, schlug die Beine übereinander und öffnete den Mund. Sein Finger auf ihren Lippen ließ sie schweigend hocken. „Nur die Fakten, meine Süße. Sei so gut.“ Sie nickte, hatte verstanden. „Ich war jetzt gut zwei Wochen als Kormirpriesterin unterwegs. Rurik hab ich durch. Salma auch. Im Ossa bin ich nur hie und da mal gewesen. Die Oberstadt hat richtig viel her gegeben. Die Masche hat gezogen, aber ich bin aufgeflogen. Nein! Hahaha nicht ich. Also nicht wirklich. Aber es gab Nachfragen. War besser, dass ich verschwinde. Die haben so nen armen Tropf verprügelt. So einen Priester. Einen echten mein ich. Total gut.“ „Trixie...“ „Jaja, Boss. Zahlen. Uhm...das waren so um die vier Gold irgendwas. Grigorji hat die Liste und den Beutel. Reicht für die einzelnen Komponenten.“ „Gut. Weiter.“ „Die Rotröcke waren wieder beim Haus in Beetletun. Aber ich glaub, dass die nix haben. Die sind auch bei der Grenthschlampe gewesen. Aber die weiß ja auch nichts. Keine Ahnung. Ich denk da müssen wir uns keine Sorgen drum machen.“ „Haltet trotzdem ein Auge drauf. Kein Risiko.“ „Klar, Boss. Der Kleine hat sich auch schon eingegliedert.“ „Hmhm. Das dachte ich mir.“ „Ich bin mir aber nicht sicher ob er das packt. Ist sein erster Einsatz. Immerhin hat er das mit den Kopfgeldjägern raus bekommen. War von denen eigentlich schon einer hier ?“ „Nein. Sonst noch was ?“ „Uhm...nein, ich denk nicht. Also ich meine: Nein. Hat sich was am Plan geändert ? Nicht? Gut. Wird richtig einfach mit dem. Der geht ja so gut wie gar nicht mehr vor die Türe. Ein Schuss vielleicht. Oder eine Granate. Die war ja bei der Apotheke schon gut. Das sollte reichen.“ „Hmhm. Tu was du musst.“ Damit zog er sich den Flachmann aus seiner Weste, schraubte ihn auf und trank. „Boss?“ „Ja?“ „Alles in Ordnung bei dir?“ Ihre Augen lagen auf der Silberflasche. „Mach dich an die Arbeit.“ Es war nicht die Antwort, die sie hatte haben wollen, aber es war eine,die sie verstand. Sie hüpfte von ihrem Hocker und machte sich auf den Weg. „Trixie?“ „Hum ? Ja, Boss?“ „Dean ist tot. Find raus was da passiert ist.“ „Dean ? Der Hurenwirt?“ „Hmhm.“ „Wieso ist der wichtig ?“ „Familiensache.“ „Achso. Klar, Boss.“ Sie wechselte einen langen Blick mit Brego, den das gar nicht interessierte und dann machte sie sich auf den Weg. Sie hatte auf einen Tag Urlaub gehofft, aber den bekam sie nicht. Also griff sie sich ihren Mantel, den Rucksack und das Gewehr und brach auf.Erst als sie fort war, meldete Brego sich glucksend aus seiner Ecke zu Wort.
„Eh Boss.“ „Ja ?“ „Weißt du was sie zu dem Kerl gesagt hat, dem du ins Bein geschossen hast?“ „Ne...“ „Der hat Leyla ne Hure genannt. Und dann wollte er sie küssen. Und dann Trixie so zu dem : Mach mal Minne. Gut was ?“ „Brego?“ „Ja, Boss?“ „Halts Maul.“
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