Ein Strahl der warmen Frühlingssonne fiel durchs geöffnete Fenster. Suchte sich seinen Weg durch das kleine Schlafzimmer und machte ein paar wenige umherirrende Staubkörner sichtbar. Um sich letztendlich auf dem Antlitz der jungen, schwarzhaarigen Frau niederzulassen und diese zu zwingen ein Auge halb zu öffnen.
Ein gequältes Stöhnen entfuhr Sheilas Kehle. Zum normalen Eisblau der Augen gesellte sich ein feuerroter Ton. Blutunterlaufen huschte der Blick durchs Zimmer - wer hatte überhaupt die Vorhänge aufgezogen? Ziellos und verquollen wanderte er weiter über die kleine Kommode und die zwei darauf untergebrachten Blumen - eine Ringelblume und einen Krokus zur Tür.
Das viel zu gut gelaunte geträllerte “Guten Morgen!”, das aus dem Nebenzimmer erklang zwang die kleine Dame dazu sich mit einer Hand die Haare aus dem Gesicht zu streichen und mit der anderen die leichte Leinendecke näher an ihr Kinn zu ziehen.
Langsam aber sicher tröpfelten die Erinnerungen an den Vorabend wie Tropfen in den See ihres Bewusstseins. Lediglich ein Pressen der Hand an den Kopf war die Folge. Zusammen mit einem noch langgezogeneren Seufzen.
“Dein Bad ist fertig.”, erklang es wieder aus dem Nebenzimmer. Und noch weiteres Geplapper, das Sheila nicht verstand.
Es roch nach Gebäck - für Sheilas langsamen Verstand nicht genauer definierbar.
Vorsichtig und langsam öffnete sich das zweite Auge.
“Bei den Sechs…”, seufzte die Schwarzhaarige. Ein Pochen machte sich in ihrem Kopf breit. Zog sich den Nacken hinunter und machte es ihr furchtbar schwierig sich zu konzentrieren oder auch nur einen klaren Gedanken zu fassen. Als wäre sie in Watte gepackt. Und doch drang jeder Schritt ihrer blonden zeitweisen Magd wie hundertfach verstärkt an ihre Ohren.
Der weckende Lichtstrahl war schon ein Stück weiter gezogen, als Sheila es letztendlich über sich brachte die Decke zurück zu schlagen und sich aufzurichten. Auf die Bettkante gesetzt stützte sie die Ellbogen auf ihre Oberschenkel und den Kopf auf die Handflächen. Ein kleines Häuflein Elend rieb sich die Augen. Erst als sie spürte wie diese brannten, erinnerte sie sich auch an die Ursache dafür.
Männer.
Ihr fiel wieder ein, warum sie sich akribisch aus solchen Problemchen herausgehalten hatte. Und wie übermütig sie im Rausch gewesen war. Nicht übermäßig selbstbewusst. Aber zu Aktionen fähig, die sie nüchtern nie auch nur im Ansatz gewagt hätte.
Ein Schluchzen entfuhr ihr. Allerdings fachte es den Kopfschmerz nur so sehr an, dass sie sich mit tiefen Atemzügen zur Ruhe zwang.
Ein verletztes Tränchen fand trotzdem den Weg über ihre Wange, als sie sich erhob. Mit dem Handrücken wischte sie über die Nase und schniefte, während ihre Beine sie unsicher durch den Raum trugen.
Auf Höhe der Kommode hielt die kleine Frau jedoch abrupt inne. Die angerotzte Hand löste sich schwungvoll von der Nase, wischte über die Kommode und stieß den fröhlich hellgelben Blumentopf mit einer Ringelblume darin hinunter. Klirrend brach das Gefäß, verteilte Scherben auf den dunklen Dielen und ließ die Blume geknickt in einem Erdhaufen zurück.
Die sonst so fröhliche junge Frau schenkte ihr gar keine weitere Beachtung. Sie stakste aus dem Zimmer - Richtung Bad. Allerdings wurde sie von dem blond gelockten Plappermaul abgefangen, die besorgt, vom klirrenden Zubruchgehen alarmiert, aus der kleinen Küche zu ihr geeilt kam.
“Ach, Spatz.”, entrüstete Trixie sich mit mehr als nur ein bisschen Mitleid in der Stimme. Als wäre der reine Anblick der Kleineren der Beiden nicht schon mitleiderregend genug.
“Komm..”, begann sie dann weiter zu reden. Aber Sheila hörte gar nicht zu. Fast apathisch ließ sie sich ins Bad und in die Badewanne bugsieren.
Tief seufzte sie, den Blick zur Decke gerichtet und vom angenehm warmen Nass umfangen. Dann schlossen die Lider sich über die geröteten Augen und der Schlaf gönnte ihr erneute Ruhe vor den Gedanken, die sie plagten.
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