Es ist kein Sinnbild

"Ehrwürd'ger." Thrym neigte sein Haupt gen des alten Schamanen, als er zu diesem an den Schrein trat. "'ch komm', weil..." Der Alte sah zu ihm auf, blickte Thrym aus zwei starren, milchig weißen Augen entgegen und fiel dem Kerl ins Wort. "Das musst du mir nicht sagen, Kind der Geister. Ich habe von deinem Besuch geträumt." Der Blonde schwieg, blickte den Schamanen mit einer Mischung aus Erstaunen und Verwunderung an. Der Alte lachte. "Setz dich. Ich werde dir helfen." Es dauerte eine Weile, ehe Thrym sich wieder gefangen hatte und mit einem dumpfen Ton auf dem staubigen Boden neben Hogni Platz nahm. Als er den Mund öffnen wollte, kam ihm der Alte zuvor. "Du bist hier, weil du dir erhoffst, dass ich dir eine Lösung aufzeigen kann, nicht? Du willst, dass ich dir das Ziel zeige?" Thrym nickte.


Wie konnte der Schamane dies wissen? Er hatte in der Tat ein Problem - mit sich selbst. Und er suchte sowohl nach sich selbst als auch nach seiner Legende. Vor einer ganzen Weile war er schon einmal bei Hogni gewesen, hatte diesen um einen Blick in die Zukunft gebeten. Was dabei herausgekommen war, war nicht das, worauf er gehofft hatte. Hognis Runen kündeten von Tod, der Sehnsucht nach den Geliebten, dem Zusammenhalt des Rudels und etwas, das er verloren hatte. So wirklich hatte Thrym es nicht glauben wollen, doch auch die Karten der Finsterfrau hatten dieselben Worte gesprochen wie die Runen.


Er hatte zahllose schlaflose Nächte mit den Gedanken an die Zukunft verbracht. Thrym hatte sein Rudel im Stich und Yria mit ihrem ungeborenen Kind alleine im Norden gelassen. Und dies sollte die Strafe dafür sein. Das Leben seines Kindes? Seines Weibs? Von da an war er jeden Tag am Schrein des Wolfs gewesen, hatte ihm ein Opfer dargebracht und zu ihm gebetet, dass er sein Weib und Kind beschützen möge. Doch Bruder Wolf schwieg seitdem und nicht nur das - er erschien ihm ferner als je zuvor. Deswegen war er heute hier, bei Hogni.


Und der starrte ihn nur wortlos an. Eine ganze Weile - keiner von beiden sprach einen Ton. Der Alte war es, der die Stille durchbrach. "Was suchst du, Kind der Geister?" Thrym musste kaum überlegen. "Me'ne Legende." Hogni schien keine Einwände zu haben, er lächelte sogar. "Wer bist du? Und was ist deine Legende?"


"'e kennst m'ch...", wandte Thrym ein. Doch Hogni hob nur die Hand, gebot ihm zu schweigen. "Antworte, Kind der Geister."


Der Blonde schluckte. "'ch b'n Thrym. Meine Elt'rn sin' Blakkar un' Hrista. 'ch trag' viele Nam'n, doch Úlfshammar hab'ch m'r verdient. Me'ne L'gende... die such'ch." Der Schamane deutete auf die Brust des Gegenüber. "Du trägst ein besonderes Hautbild, wenn ich mich nicht täusche. Was ist darauf zu sehen?" Thrym zog sich den Stoff von der Brust und betrachtete besagtes Hautbild. "'n Wolf mit'm Hamm'r 'm Maul. Und'n Spruch... Meinst'e... Me'ne L'gende is's Kämpf'n?" Sein Blick hellte sich auf.


Hogni starrte ihn nur an. "Die Antwort auf diese Frage solltest du selbst kennen. Doch wenn du glaubst, dass dies deine Legende ist, beantworte mir eine weitere Frage. Welcher Wolf kämpft mit einer Waffe? Hat er nicht seine Zähne?" Der Blonde schwieg, antwortete dann zögernd. "Es is'n Sinnbild..."


"Ist es nicht. Dieses Bild sagt mehr über dich aus als es jeder Mund dieser Welt könnte. Dieses Bild hast du nicht zufällig gewählt. Und erst recht nicht, weil es schön aussieht. Es ist kein Sinnbild." Der Alte schloss die Augen. "Geh jetzt. Und komm zu mir zurück, wenn du eine Antwort auf meine Frage gefunden hast."

Kommentare 1

  • Nein, es ist kein Sinnbild sondern ein Hautbild! *gacker*
    'schuldigung... ^^ Ich mag deine Geschichten. Und mit dieser vereinst du zwei Charaktere die für sich schon echt stark sind. Freue mich darauf, wenn ich erfahren darf was das Bild tatsächlich für eine Bedeutung hat. :)