Im sanften Zwielicht des flackernden Kerzenscheins kratzte seine Feder über den reinweißen Papierbogen. Bronzene Briefbeschwerer hielten die sich wölbenden Ecken nieder. Die kleinen, gravierten Mursaat-Masken, die darauf abgebildet waren, weckten stets auf ein Neues die Bewunderung des Inquisitors. Oder so zumindest verstand er sich zu inszenieren. Das feine Schaben des Federkiels begleitete die geschwungenen Lettern, welche er auf das Briefpapier fegte wie ein Pinsel die Striche eines begnadeten Malers. Der Bewunderung würdig, natürlich.
So fest saß ihm das komplexe System aus codierten Buchstaben inzwischen im Mark, dass es ihn eine Minute oder zwei gekostet hätte, seinen Geist wieder auf die Ebene simplen neu-krytanischen Schriftbildes herab zu senken. Bewundernswert. Und glücklicherweise nicht erforderlich. Godfrey tauchte den Federkiel ins Tintenfass und ließ die königsblaue Tinte einen Moment lang abtropfen, um möglichst wenige Spritzer auf dem Papier zu erzeugen, als er den in Codesprache verfassten Brief schwungvoll und in angemessener Ausführlichkeit unterzeichnete. Er bewunderte auch die fertigen Zeilen, die, so befand er mit sarkastischem Schmunzeln, kaum präziser und konkreter hätten formuliert werden können.
ZitatRühmet die Unsichtbaren, mein lieber, treuer Mister Kell,
denn ich bin sicher, dass ihre strahlenden Finger beschirmend über unseren Operationen schweben. Mit Freuden vernehme ich, dass der Waffenhandel realistische Aussichten auf Erfolg genießt. So sehr es mir vielleicht auch zuwider ist, mit Piratengelump zu kooperieren, wird sich die Verbindung doch gewiss als hilfreich erweisen und kann später jederzeit in aller Diskretion gekappt werden. Wozu ich anmerken möchte, dass es in Eurer vollen Befugnis liegen soll, den Mann unauffällig zu beseitigen, sollte er Verdacht über unsere Ziele schöpfen oder sich als verräterisches Element verdächtig machen. Im Rahmen der Vernunft sei dies jedoch gediegen zu vermeiden, solange es nicht ausdrücklich notwendig ist.
Ich wünsche, sobald sich Fortschritte abzeichnen, einen umfassenden Bericht über Natur, Qualität und Zustand der zu schmuggelnden Ware. Versucht, den finalen Handel weit genug heraus zu zögern, dass wir abzuwägen vermögen, wie viel von unseren geheiligten Finanzen wir unter logischem Gesichtspunkt entbehren können. Sollte der Mann jedoch ein zu geschickter Handelspartner sein, so zahlt ihm, was sich als erforderlich erweist und sich im Rahmen der bereits durch mich zur Verfügung gestellten Gelder bewegt. Allzu viel Zeit können wir nun auch nicht erübrigen.Eure Formulierung zum Bericht aus Götterfels erscheint mir ausweichend, mein geschätzter Mister Kell, und wenn mir Eines missfällt, werter Freund und Glaubensgenosse, so sind es Untergebene, die sich nicht klar auszudrücken wissen oder dies garnicht erst versuchen. Darin entsteht allzu oft die Wiege des Verrates und der Verheimlichung, wie Ihr unzweifelhaft zur Genüge wisst. Ich bin mir jedoch äußerst sicher, dass ein frommer Diener der Inquisition des Weißen Mantels wie Ihr es seid, nie im Leben je auf solche unwürdigen Abwege geraten täte. Aus diesem Grunde bin ich bereit, Euch großzügig mit Gnade zu bedenken und Euch die Möglichkeit einzuräumen, Euren Bericht über die Erfolge der Spitzel so bald wie möglich zu präzisieren. Sollte dies nicht erfolgen, so sehe ich mich gezwungen, an unproduktiven Elementen Eurer Truppe ein Exempel zu statuieren.
Über die Fortschritte unseres Neuzugangs möchte ich unverändert auf dem Laufenden gehalten werden. Sobald er ein wenig Mumm entwickelt hat, wird sich entscheiden, ob er für Kampfeinsätze zu verwenden ist oder nicht.
Gezeichnet,
Godfrey
Disziplinar- und Propagandabeauftragter der heiligen Inquisition vom Orden des Weißen Mantels
Er ließ das Geschwafel kurz trocknen, bevor er den Schrieb gefaltet in einen Briefumschlag gab, etwas Siegelwachs erhitzte und den finalen roten Klecks mit einem blanken Stempel ohne Erkennungszeichen festdrückte. Dann lehnte er sich seufzend zurück, angelte sich sein noch halb volles Glas Rotwein und reichte den Brief zwischen Zeige- und Mittelfinger zur Seite fort.
Sein stummer, hünenhafter Freund trat aus den Schatten, um die Gabe entgegen zu nehmen und sich damit auf den Weg nach draußen zu machen. "Ihr könnt dann den Boten reinschicken!", tönte ihm Godfrey hinterher, der es selbst fast vergessen hätte. Der schlaksige Riese nickte einzig wortlos und duckte sich unter dem Türsturz hindurch, an dem der Knauf seines gescheideten Bidenhänders dennoch entlang schabte. Dann war er für eine Weile verschwunden. Der Inquisitor seufzte ein weiteres Mal und nippte gemächlich vom Wein. Dennoch erlaubte er sich, seine erhabene Fassade einen Moment lang zu vernachlässigen, während der Verschworene nicht länger im selben Raum war. Er presste die Lippen missbilligend aufeinander und starrte voll Ungeduld zur Tür hinüber. Der jüngst eingetroffene Bote aus dem Westen konnte nur entweder besonders gute oder besonders schlechte Neuigkeiten bedeuten, und der Inquisitor war für keine Form der Aufregung in Stimmung.
In mürrischer Unruhe sah er sich ziellos um, obwohl er die kleine, vermeintliche Jagdhütte und ihr rustikales Interieur inzwischen zur Genüge kannte. Er trank den Wein viel zu schnell und trommelte mit den Fingern über die vor Abnutzung bereits wieder polierte Arbeitsfläche des altmodischen Schreibtisches.
Als die Tür sich dann plötzlich doch schneller als vermutet wieder öffnete, spürte er sich zusammen zucken und fürchtete beinahe, man hätte es gesehen. Doch der abgerissene, wettergegerbte Kerl, den sein vermummter Hausriese jetzt hinein führte, hielt das Haupt in Demut gesenkt. Der Verschworene begab sich wieder in den Hintergrund, wo er zur hünenhaften Schattengestalt wurde und sein mächtiges, gescheidetes Zweihandschwert in perfekter Wachtpose vor sich aufstellte. Der Mann, den er hinein geführt hatte, trat indessen vor. Tatsächlich erkannte Godfrey ihn. Ein Bandit, der früher im Urwald vor der Festung der Treuen stationiert gewesen war. Er hätte ihn zwar nicht beim Namen nennen können, doch Godfreys Gedächtnis für Gesichter war stets gut gewesen. Die Müdigkeit und der Straßendreck waren dem Boten deutlich anzusehen, und so bot er ihm in ausschweifender Gestik einen Platz an. "Bitte mein Freund, setzt Euch, setzt Euch. Ihr müsst eine enorm beschwerliche Reise hinter Euch haben. Ich bin Inquisitor Godfrey."
"Für die Unsichtbaren, Sir.", erwiderte der Mann aus rauer Kehle, während er sich auf einem der gegenüber stehenden Stühle niederließ. Das Holz knirschte etwas morsch, doch der Bandit sah trotz kräftiger Statur nicht so aus, als würde er den Stuhl bald zum Einsturz bringen. "Ich habe bereits genügend Erholung im Lager Eurer Leute gefunden."
"Für ihren unsterblichen Ruhm. Und das ist erfreulich, dann können wir gleich zur Sache kommen?"
"So ist es, Sir."
"Bestens.", schmunzelte Godfrey und wusste, dass ein Mann wie dieser die Falschheit seines Lächelns niemals durchauen würde. Der Verschworene, andererseits... "Was habt Ihr zu berichten?"
"In erster Linie soll ich Euch diese Nachricht hier persönlich überbringen." Der grimmige Botenläufer sprach nicht mehr als dies, griff in seine Westentasche und zog einen von vielen Tagen der Reise angeknitterten Briefumschlag hervor. Er beugte sich vor und reichte ihn über den Tisch.
Der Inquisitor nahm den Brief milde überrascht entgegen, nachdem er ihn eine Weile lang nur betrachtet hatte. Ein Brief aus dem Dschungel, an ihn persönlich? Von wem konnte der sein? Ein Vorgehen dieser Art bedeutete einen gefährlichen Verstoß gegen zahllose Sicherheits- und Geheimhaltungsprotokolle, es sei denn die Nachricht war von wirklich außergewöhnlicher Wichtigkeit. Dass die Neuigkeiten nicht unbedeutend sein würden, damit hatte er gerechnet. Dies hier jedoch erschien nun geradezu offensiv. Er brach das Siegel, öffnete den Briefumschlag und zog das angeschlagene Stück Papier hinaus, welches sich darin befand. Nach kurzem Zögern faltete er es auf.
Stille legte sich über den Raum, während seine Augen über die Zeilen glitten.
ZitatAn Seine Exzellenz, Inquisitor Godfrey Strayne, im göttlichen Namen der Unsichtbaren,
frohlocket und wisset, dass ein heiliges Wunder vollbracht wurde. Unser verwundeter Gott, Lazarus der Schreckliche, ist durch die frommen Bemühungen und das große Martyrium unserer Brüder und Schwestern zu neuem Leben erweckt worden. Eine neue und glorreiche Ära bricht an, in der die Getreuen des Weißen Mantels sich aus den Schatten erheben und wieder dem allmächtigen Wort der Unsichtbaren folgen können.
Unser Herr und Meister verlangt, dass wir uns unter seinem Banner sammeln und unser Auge auf die tugendhaften Ziele richten, die Er für uns vorgesehen hat. Einstweilen ist der krytanische Thron für uns nicht länger wichtig. Der verräterische Beichtvater, Caudecus Beetlestone, wird als Ketzer exkommuniziert. Sein profanes Machtstreben ist ungöttlich, und alle, die ihm weiterhin folgen, werden den Tod finden.
Jauchzet und verbreitet die Kunde, denn unsere Zukunft ist eine strahlende. Weitere Botschaften im Namen des Schrecklichen werden folgen.
Gesegnet seien alle, die mit uns stehen,
Bruder Zev
Godfrey las die wenigen Sätze mit starren Gesichtszügen ein zweites Mal. Dann ein drittes. Er brauchte einen Moment, um zu begreifen. Doch als es soweit war, fuhr ihm ein kalter Schauer der Panik den Nacken herunter. Nein. Das konnte nicht wahr sein. Das konnte es sehr wohl, und er wusste es, aber doch nicht so. Es musste ein blasphemischer Scherz sein. Mit jeder verstreichenden Sekunde aber wurde ihm klarer, dass es keiner war. Sein Herz raste, und plötzlich schien der Alkohol wie eine Faust in seinem Hirn einzuschlagen. Es verlangte ihn nach mehr davon, er würde es brauchen. Ein Teil von ihm wollte in freudiger Extase ausbrechen, doch dem Rest saß der Schock so tief in den Knochen, dass er sich kaum vom Fleck rühren konnte. Er hatte die dritte Möglichkeit vergessen - gute und schlechte Neuigkeiten. Was von beiden nun überwog, das konnte sein Hirn noch nicht erfassen.
...unser verwundeter Gott, Lazarus der Schreckliche, ist zu neuem Leben erweckt worden ... der verräterische Beichtvater, Caudecus Beetlestone, wird als Ketzer exkommuniziert...
Er atmete tief durch, in dem Wissen, dass er seine Gesichtszüge noch völlig unter Kontrolle hatte. Einen Blick zum Verschworenen untersagte er sich strikt, als er einen schnellen Entschluss fasste und die Augen mit einem wissenden Schmunzeln gen des Botengängers hob.
Der Mann schmunzelte zurück und schwieg in andächtiger Erwartung.
"Nun, das ist... unerwartet früh.", gluckste Godfrey in Perplexion und blinzelte. "Ich... tue mich schwer, meinem Enthusiasmus den richtigen Ausdruck zu verleihen, so überwältigt bin ich." Und das war nichteinmal die Unwahrheit.
"Ich weiß genau, was Ihr meint, Sir. Bald schon werden wir unsere Bestimmung wirklich antreten, bald schon wer..."
"Habt Ihr weitere Instruktionen erhalten?", unterbrach er den Mann. "Was ist der nächste Schritt im Schlachtplan?"
"Nein, Sir, noch nicht. Die Kunde verbreitet sich, zumindest in unseren versteckten Reihen, nur langsam, das Terrain ist weiterhin heikel, und ich muss noch weitere Unterschlüpfe aufsuchen."
"Natürlich.", schnaufte der Inquisitor, der für einen Moment in gedankenverlorener Ehrfurcht die Brauen wölbte. "Eine bedeutende Pflicht, auf die ich Euch sogleich wieder entsenden werde. Doch nicht, ohne dass Ihr mit mir auf diese wunderbare Entwicklung angestoßen habt."
Er überging das erstaunte Blinzeln des Boten, das ohnehin rasch in ein angetanes Grinsen überging, tauschte den gelesenen Brief in seinen Fingern gegen das jüngst geleerte Weinglas und erhob sich. Die Schritte führten den Inquisitoren zu der kleinen Anrichte in einer Nische des ansonsten bäuerlich eingerichteten Raumes. Er griff ein weiteres Glas ab, das ihm viel zu fragil und stilvoll erschien, um es einem grobschlächtigen Menschen wie diesem Handlanger überhaupt in die schwieligen Griffel zu geben, doch besondere Anlässe ließen auch ihn die Dinge weniger eng sehen. Mit dem Rücken zu den anderen stehend, schenkte der Inquisitor sich selbst nach und dem Überbringer der Botschaft überhaupt erst ein. Nicht mehr als einen vernünftigen Schluck für jeden.
"Ein solcher Anlass muss gefeiert werden.", verkündete Godfrey, indem er die Karaffe behutsam wieder abstellte, um mit aufrechten Schritten nochmals den Raum zu durchmessen. Er reichte dem Banditen das zweite Weinglas. "Bald schon wird der Weiße Mantel sich zu neuer Größe erheben, und wir lassen all die kleinliche Plänkelei hier hinter uns."
"Trinkt Euer Henker nicht mit uns?", erkundigte sich der Mann, indem er das Glas entgegen nahm und sich des Anstandes halber erhob. Sein tumber Blick glitt zu der großgewachsenen Gestalt im Hintergrund, doch der mächtige Krieger in seiner langen, dunklen Lederkluft schwieg nur und starrte sie aus blassvioletten Augen an, die im Sitzschlitz seiner Maskierung hervor stachen.
"Er trinkt nicht.", erklärte der Inquisitor lächelnd. "Eine der vielen Enthaltsamkeiten seines Eides. Zum Wohle."
"Auf die Unsichtbaren."
"Auf die Unsichtbaren.", echote Godfrey, und sie stießen zusammen an.
Es war ein unangenehmer und bizarrer Moment, als sie tranken. Dieser Mann war eigentlich ein Nichts, kaum mehr als ein Bauer auf dem Schachbrett, und Godfrey selbst ein König im Vergleich zu ihm. Sie wussten es beide, und das ließ den Augenblick nur merkwürdiger werden, während die Schweinsäuglein des Boten über den Rand des Weinglases gen Inquisitor glotzten, als hofften sie dort irgendeinen Aufschluss darüber zu finden, wie er sich in dieser Situation weiter verhalten sollte. Godfrey war sein Blick in diesem Moment so sehr zuwider, dass er es keine Sekunde länger ertragen mochte. Seine Laune schlug um.
"Na was steht Ihr denn jetzt noch da und glotzt wie ein Trampel, Ihr Idiot!", keifte er schrill, dass einige rote Tropfen flogen. Dabei schwenkte er das geleerte Weinglas verärgert. "Worauf wartet Ihr denn? Hinaus mit Euch, zurück an die Arbeit, macht Euch auf den Weg! Oder denkt Ihr vielleicht, dieses ganze Manöver fädelt sich in irgendeiner Weise von alleine ein?!"
Erschrockener hatte er selten einen Mann zucken sehen, und das angereichte Glas fand so rasch seinen Weg auf die Tischplatte, als hätte der Bandit sich daran die Finger verbrannt. "Nein! Ja. Äh..", stammelte der ungewaschene Kerl. "Herr Inquisitor, ich werde sofort.."
"Hinaus mit Euch, Ihr Faulpelz, bevor ich Euch für Euren Müßiggang richten lasse! Hinaus!"
Der Mann war noch schneller zur Tür hinaus geflüchtet - nicht ohne diese in einem Moment des akribischen Verharrens sorgfältig hinter sich zuzuziehen - als sein Spatzenhirn vermutlich darüber nachzudenken vermochte, dass er sich eigentlich Nichts zuschulden hatte kommen lassen. Godfreys Nasenflügel zuckten, und während er sich selbst beruhigte, atmete er tief durch. Seine Finger fanden ihren Weg zu dem seidenen weißen Halstuch, das er stets trug. Er zog es sich aus dem Kragen und schüttelte es schwungvoll über das Handgelenk aus. Es war nun mit kleinen Weinflecken besprenkelt, doch das scherte ihn wenig, als er sich damit den Schweiß von der Stirn tupfte. Woher auch immer der plötzlich gekommen war.
Der Verschworene starrte ihn jetzt an, und Godfrey musste nichteinmal hinsehen, um das zu bemerken.
"Was, wollt Ihr mir auch noch auf die Nerven gehen?"
Er bekam, wie zu erwarten, keine Antwort.
"Ah, natürlich, wie vergesslich von mir.", zischte Godfrey in überzeichnet zynischem Ton, und sein Blick ruckte nach links gen des riesenhaften Schemens. Nur widerwillig schwenkte sein Tonfall ins Erklärende um: "Die Truppen setzen sich in Bewegung, mein Freund. Unser Aufstieg an die Macht steht bevor. Das bedeutet, man verlangt von uns, dass wir schneller arbeiten, und noch effizienter als zuvor. Und bevor Ihr fragt - ja, ich stehe nun unter einem gewissen Leistungsdruck."
Natürlich wusste er, dass der verhüllte Riese ohnehin nicht gefragt hätte, doch mit jedem weiteren Wort fand eine gewisse Beherrschung ihren Weg zurück ins Herz des Inquisitors. Der Henker legte lediglich den Kopf schräg und behielt beide Hände auf der Parierstange seines senkrecht gestellten Bidenhänders. Godfrey fragte sich, ob der Mann hinter verschlossener Tür vielleicht Gespräche mit seiner Waffe führte.
"Mehr Ergebnisse, mehr Ergebnisse, mehr Ergebnisse! Das ist jetzt gefragt."
Schweigen.
"Ich übersetze-" Er engte entnervt die Lider. "Ab nach draußen mit Euch. Die Männer sollen auf ihren nächsten Einsatz ausrücken, und es ist mir verdammt nochmal egal, auf was für einen!"
Und damit löste der Verschworene sich in eisernem Gehorsam von der Wand, das riesige gescheidete Schwert in der Rechten, und öffnete linkshändig die Tür, um ins Freie zu treten. Er tat es naturgemäß ohne die Hektik seines Vorgängers, und Godfreys Blick konnte sich für einen kurzen Augenblick im umliegenden Waldidyll verlieren. Dann schlug die Tür wieder in die Angeln, und er war allein mit der stummen Hoffnung, dass seine Lüge nicht aufgefallen war.
Ein tiefes Stöhnen ermächtigte sich seiner, und er stützte sich an dem Schreibtisch ab, um nicht zu wanken. Irgendwie fand er seinen Weg zurück zur Anrichte und füllte das Glas beinahe randvoll mit Wein. Mit zitternden Fingern überprüfte er die winzige, leere Kapsel, welche er Momente zuvor unbemerkt aus seinem Ärmel geschüttelt hatte. Zwei, drei Tropfen, mehr waren nicht darin gewesen. Eine Investition im Wert mehrerer Goldmünzen. Anderthalb Stunden oder zwei, dann würde der Botenläufer irgendwo im Wald elendig und unter schwerer Atemnot verrecken. Das Gift war flüchtig, die Wölfe würden ihn fressen und Niemand würde Verdacht schöpfen.
Doch wie es jetzt weitergehen sollte, das vermochte der Inquisitor des Weißen Mantels nicht zu sagen.
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