Es war ein wundervoller Augenblick als ich ihr den Dolch reichte.
Ihre grünen Augen strahlten mich an und erinnerten in ihrer Farbe an eine weite Wiese im Sommer.
Auf welcher sich das Gras sanft in den Wind legte, stetig neue Halme wuchsen und kein einziger Schatten das gesamte Bild störte.
Ihre langen schwarzen Haare fügten sich dem Spiel, vereinzelte Stränen wehten flüchtig durch ihr blasses, schmales Gesicht, die Lippen zum Lächeln geformt und die Augen ganz auf das kalte Eisen gelegt.
Denn so, durch ihren Blick, denn dieser wollte, sah ich wieder die Wirklichkeit.
Die weitläufige Wiese war nicht mehr als ein grauer Haufen Schutt und Erde.
Kein einziger Busch konnte hier wieder wachsen, nicht gestört durch Schatten, welche durch naheliegende Explosionen, erst garnicht entstehen konnten.
Ihre Haare waren durchnässt und liessen nicht dich Möglichkeit sich in den peitschenden Wind zu legen. Zu schwer ihr Gewicht. Ihr Gesicht geschmälert durch Hunger und ihr Lächeln nicht mehr als ein Funken Hoffnung.
Zwischen Verzweiflung und Tatendrang, steckte sie nickend die Waffe weg. Rechts am Gurt fand der Dolch Platz. Denn Ringe gab es hier nicht. Dieses Schlichte Geschenk musste reichen und tat Wirkung.
Die knochigen Finger, verschrumpelt, durch Unmengen von Wasser, welche der Himmel unermüdlich hergab, griffen nach meinen Händen.
Ein tiefes, müdes Atmen folgte Ihrerseits und sie antwortete: "Ja!"
Für mehr, blieb auch keine Zeit.
So riss ein grollendes Donnern die Szene ab. Wir blickten uns um, griffen nach den Waffen.
Hektisch schwärmte der Trupp aus, zerrüttet durch Horden von Untoten.
Diese stinkenden Missgeburten, ganze Berge von ihnen füllten Schützengräben.
Und wir mitten drin,..
Ich zog schwerfällig, mit meinen vollgesogenen "Klamotten", selbst die Brustplatte setzte bereits Rost an, Disrun auf die Beine. So fest sie konnte umklammerte sie mit der Rechten ihr Schwert.
Ich, mit der Linken, mein Gewehr und wir setzten uns, so zügig uns möglich in Bewegung. Die Stiefel beider, standen vor Schlamm. Schritt zu halten mit den Kameraden, welche Orientierung suchten. Fiel schwer.
Immer wieder hellte der sonst so wolkenbedeckte Himmel auf. Nicht durch die Sonne. Geschosse, welche regelmäßig den Weg auf das Feld fanden. Ein kurzer, greller Blitz, nur einen Wimpernschlag später ein Donnern ´, Erde, Stein und Fleisch, eben was im Weg stand, fetzte vom Boden und der kürzlich erhellte Himmel, wurde überschattet von einer Wolke aus Dreck und Blut, dass sich wie ein Sprühnebel verteilte. Dahinter der Klang von klirrendem Stahl. Schwerter, Äxte, Hämmer und das ohrenbetäubende Rattern, der Ketten, modernster Dampfgetriebe, charrischer Kriegsmaschinerie.
Immer wieder suchten wir den Blickkontakt, denn Hand in Hand konnte man nicht verbleiben.
Gestört wurde dieser meist von diesen perversen Körpern, mal weiss, mal blau und ledrig.
Die Mäuler, grunzend, weit aufgerissen, die Nägel gebrochen und wo eigentlich die Augen, blieben oft nur leere Höhlen.
Nur einen Weg gab es im Geschehen, den Kontakt wieder herzustellen,..die Knochen zu Brechen, das faule Fleisch beseitigen, ihre modrigen Köpfe rasch von deren abartigen Körpern zu trennen.
Doch irgendwann wurde es ruhig. Kein Blitz, kein Donnern, niemand der schrie. Auch das verstörende Rattern,....verstummte.
Der Regen füllte die Krater mit Wasser, welches sich zügig in eine trübe Brühe verwandelte und zog
die Dreckwolke gen Boden.
Sichtbar, ein gewohnter Anblick: Kaum konnte man unterscheiden, wer, was, war. Tot, sahen doch alle gleich aus. Gestapelte Körper, weitläufig geschlitzt und gestochen. Tiefe Wunden offenbarten sich durch allerhand Methoden. Überlebende Verbündete, tapfere Krieger, Soldaten, Söldner wie ich, ..einer von Vielen. Alles was die freien Völker hergeben konnten.
Oftmals nicht mehr als Kanonenfutter für eine weitere Offensive. Doch unter all den Seelen, fehlte mir eine besonders. Disrun war es, von der jede Spur fehlte.
Schweren, müden Körpers, quälte ich mich, verzweifelt durch die leblosen Kadaver.
Gar jeden einzeln, drehend, gab es nicht im Ansatz, auch nur Ähnlichkeit von einer jener, mit ihr.
Zwei Tage, setzte ich einen Fuß vor den anderen, ich konnte spüren wie Blasen platzten und sich Steine weit in die mitgenommenen Stiefel bohrten.
Jede Bewegung wurde träger, die Hände stets steifer, die Lippen blau im kalten Nass.
Der Magen machte sich bemerkbar in den Tagen, zwischen Toten zurückgelassen.
Stündlich hätte ich kotzen können, doch es kam nur gallige Herbe.
"Hallo mein Freund"entkam es mir auf einen Kameraden blickend, wobei der Fokus deutlich mehr,
auf seiner Pistole lag. Der Gegenüber, bereits zum Sterben verurteilt, sah wortlos zu mir auf.
Sein Blick sagte mir mehr als es hätten Worte tun können.
Es war blanke Angst, als ich mir seine Waffe schnappte. Das Gewehr bereits leer geschossen, kam es mir gerade recht. Meine Situation war immerhin noch günstiger, als die seine.
Die rechte Hand legte sich um den Griff, der Zeigefinger schob sich, beim Zielen, auf dessen Haupt, gen Abzug und es folgte ein derber Knall.
Der vom Hunger geplagten Sicht reduziert, trat die Kugel aus und traf die zerkratzte Wange des sterbenden Kameraden.
Ein zweiter Schuss setzte nach und gab ihm den Rest, welcher für mich unverdorbenes Fleisch bedeutete.
Hastig zog ich ihm den Brustpanzer vom Körper und meine Hand fur zum Stiefel.
Dort angekommen nahm ein Messer, den Platz der Pistole ein und wanderte langsam zum Bauch des Toten. Der Speichel lief mir förmlich im Mund zusammen und auch die Fähigkeit zu sehen, stärkte sich bei der Gier, endlich wieder was im Magen zu besitzen.
So folgte ein direkter Einstich in die Bauchdecke, mit einem gewissen Elan war es mehr ein Reissen, als ein Schneiden um das Gewebe herauszutrennen.
Stück um Stück geschah es. "Warum der Bauch?" fragte ich mich. Diese Frage kaum fertig gestellt kam auch schon die Antwort:"Was beim Schwein schmackhaft ist, wird mir auch hier nicht schaden!" Wanderte ohne Unterlass der erste Fetzen, sogar noch leicht gewärmt, gen Mund.
Von laben, konnte nicht die Rede gewesen sein, denn kaum darauf gebissen und zwanghaft, versucht zu schlucken, überkam mich ein Würgen. Es war das Fleisch! Welches einst mit mir Kämpfte und nun in seiner Gehässigkeit den letzten Kampf antrat. Den Kampf mit mir! Den Kampf , einen Weg hinaus zu finden. Doch ich gab nicht auf entgegen der Kotze tretend, welche mir bis in die Nase schoss, würgte ich es immer und immer wieder hinunter,..und am Ende blieb es wo es sollte.
Gierig, vom Hunger getrieben, krallte ich mir einen Fetzen nach den anderen. Bei jedem hielt mich der erneute Kampf wach und beiläufig eilten meine Blicke über das Grab. Nirgends, wohin man auch sah, gab es ein Anzeichen dafür sie zu finden.
Den letzten Bissen getan, den letzten Fetzen hinunter gewürgt, löste sich das Messer aus meinen schmutzigen Fingern und das Haupt, dreht sich erneut zur Waffe.
Auf allen Vieren kroch ich dorthin, schnappte sie mir, fest in die Rechte. Ein leerer Blick lag auf dieser, welche ich noch einige Augenblicke in der Hand wippen lies.
Es war mir nach schreien, heulen, doch Tränen gab es nicht und so biss ich auf den kalten Lauf.
Die Sicherung gelöst, überkam mich ein Lachen, wodurch sich die Zähne nur noch fester auf das Eisen pressten. Und doch, folgten dann vereinzelt Tränen, bewusst den Moment mit Humor zu nehmen, legte sich einmal mehr der Zeigefinger an den Abzug und drückte ab.
Kein Knall ertönte, nur ein leises Knacken. Die Munition war aufgebraucht, hätte sie für uns beide reichen können.,..öffnete sich der Mund, die Hand entkrampfte und das Ding, ging zu Boden.
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Hannah
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