*Die folgende Geschichte entfällt dem Raster der Authentizität, wie dies bereits die Überschrift suggeriert und ist nicht im Kanon meiner anderen Geschichten anzusiedeln. Ferner beinhaltet sie zahlreiche Figuren, welche grob an bestimmte Rollenspielcharaktere angelehnt sind, doch von diesen inhaltlich wie konzeptionell mitunter stark abweichen und keinerlei repräsentativen Anspruch besitzen.
Kurzum: Nichts in dieser Geschichte hat Einfluss auf das Rollenspiel. Aufgrund von stellenweise angedeuteter Gewalt, liest sich das Weihnachtsspecial im Spoiler*
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„Der Weihnachtself war spät dran,
die Last der Responsibilität hat er zu tragen,
besitzt keinen Schlitten, kein Gespann,
hat nicht mal einen Golemwagen.
Sein Darlehensantrag wurde negiert,
die monetären Mittel sind gestrichen,
der Sparkurs ist der Einzige der floriert,
ein jeder Kretin kennt das ja inzwischen.
Doch schenken muss man ums Verrecken,
so hat man schließlich keine Wahl,
als Geld in ein Couvert zu stecken
und mehr noch, als beim letzten Mal.
Doch das passiert einem nicht allein,
So kriegt man leicht, mit etwas Glück,
einen ähnlich großen Schein
mit Schleifchen am Couvert zurück.
…Bis der galoppierende Prozess der krytanischen Inflation eine generelle und konstante Erhöhung des Güterpreisniveaus, nebst einer Verminderung der Wertigkeit von Kupfer, Silber und Gold mit sich bringt und den ritualisierten Geschenkaustausch egalisiert.“
Freude, Frohsinn, Heiterkeit; schon war der keine Weihnachtself zur Weiterreise bereit. Der ubiquitäre Weihnachtszauber, welcher auf schier jedem Erlebnis des bisherigen Tages lag, hatte jeden Gedanken an die Wirtschaftskrise aus seinem Geiste verbannt. Sei es die lustige Begegnung mit dem lustigen Brückentroll, der weihnachtliche Gewaltakt an den üblen Straßenräubern, oder das schöne Geschenk des liebenswerten Teekochs aus jenem lächelnden Hause, welches nun hinter ihm langsam am Horizont verschwand. Den Jutesack geschultert und ein weihnachtliches Liedchen auf den Lippen, unterbrach der kleine Weihnachtself schließlich seine Freudensprünge, um die verschneite Winteridylle mit offenem Munde zu bestaunen. Ein bezaubernder Schneefall hatte dank der Schneekanonen eingesetzt und verlieh auch den letzten Wipfeln der Tannenbäume einen alabasterweißen Glanz. Plastische Fauna tummelte sich im Unterholz und haufenweise Leuchtschmuck in den Baumkronen rundeten den in keinster Weise artifiziellen Eindruck ab. Schließlich würde niemand auf die infame Idee kommen, der Sinn des Weihnachtsfestes entspräche nur noch einer Marketingstrategie, welche durch Kleinkinderträume und haarsträubende Klischees am Leben gehalten werde.
Staunend und von überglücklich durch diesen Anblick von unberührter Natürlichkeit, schritt der kleine Weihnachtself in einem Waldstück seinen Gang, um das winterliche Ambiente in vollen Zügen erfassen zu können. Erneut klarte sich sein Blick auf, als das Süßholz raspelnde Stimme wieder erklang: „Ja, was ist denn das?“
Versteckt zwischen den Bäumen eröffnete sich der glanzvolle Anblick einer kleinen Hütte, die nicht aus Holz oder Stein, sondern aus allen denkbaren Leckereien bestand, welche letzten Endes zwangsläufig zu Zahnfäule und Diabetes führen werden. Türen und Fenster bestanden aus Butterkeks, die Wände aus Lebkuchen und der dazugehörige Anstrich aus Zuckerguss. Das leicht windschief wirkende Dach erinnerte nebst dem qualmenden Schornstein an eine köstliche Tafel Schokolade. Kunterbunte Bonbons und Marzipankartoffeln zierten die Rahmen und Fensterläden, während aus einem leicht geöffneten Fenster der Duft von Dwaynastollen drang. Wie weihnachtlich!
Freudig trat der kleine Weihnachtself einen lästigen Wollmops am Wegesrand beiseite, um sich dem Haus nähern zu können. Ihm war bewusst, wer hier wohnen musste und der Gedanke an ein beschwingtes Wiedersehen, ließ das kleine Elfenherz einen Freudensprung ausführen. Denn in jener zuckersüßen Behausung lebte ein alter Freund und Kollege, der seine Anstellung als Weihnachtself für ein Leben als Jägersmann und Bäckermeister an den Nagel gehängt hatte. Jene Handwerke, so hörte man, praktiziere er auch in vortrefflicher Manier und wurde nach Kräften von seiner liebreizenden Frau unterstützt, welche er letztes Weihnachtsfest geehelicht hatte. Seine Gattin hatte einst die Möglichkeit gehabt, mit einem krytanischen Blaublut ein Essen zu genießen. Doch ein gemeinsames, sich eher zufällig ergebendes Dinner mit Bouillabaisse und Backfisch, hatte beiden ihre Seelenverwandtschaft hinsichtlich Interessen und Weltanschauungen unmissverständlich vor Augen geführt. Wohlgemerkt über sämtliche interspezifischen Grenzen hinweg. Hach, wie romantisch das doch war.
„In der Weihnachtsbäckerei,
gibt es manche Leckerei.
Zwischen Mehl und Milch
macht so mancher Knilch
eine riesengroße Schlackerei...“
Schlackerei? Aber sicher doch. Voller Heiterkeit ergriff der kleine Weihnachtself die kleine Türklinke in Form eines glasierten Dominosteines und trat ein. Die weihnachtlichen Eindrücke lösten beinahe eine Reizüberflutung aus. Mit staunender Miene blickte der Elf derart gebannt auf die verlockende Auslage von Spritzgebäck, Zimtsternen, Lebkuchen und Fleischpasteten, dass er seine schöne rote Bommelmütze paralysiert über Ohren und Gesicht rutschen ließ. Die blonde Ehefrau des Bäckermeisters, welche dank ihrer ausladenden Rundungen einst als schönste aller Schankmaiden von Götterfels gegolten hatte, schmückte mit der Grazie einer Gans den prunkvollen Weihnachtsbaum mit glänzenden Kugeln von blutroter und blaublütiger Farbe. Wie weihnachtlich! Dabei sang sie mit ihrer lieblichen Stimme und ließ den kleinen Weihnachtselfen kurz die Augen schließen, um auf einem Boot die harmonischen Nuancen ihres Liedes in vollen Züge genießen zu können.
„...steh' auf Prinzessin, steh' auf und geh' zur Schul'!
Mit der Hochzeit wird es eh nichts, denn dein Prinz ist schwul...“
Der kleine Weihnachtself genoss diese Musikalität wie eine Praline mit Arsenfüllung, ehe er mit einem wohligen Gefühl die Augen aufschlug und die imposanten Jagdtrophäen an den Wänden begutachtete. Wirklich beachtlich waren sie allemal. Die ausgestopften Köpfe eines weißen Unglücksraben und eines pinken Einhorns der Verdammnis blickten ihm gütig lächelnd entgegen, beinahe so mild wie die größere Anzahl an Kätzchenköpfchen, die an jeder Wand zu finden waren. Dem Prinzip der Nächstenliebe Folge leistend, standen Charr die Türen dieses Hauses ohnehin immer offen, was sie augenscheinlich auch in tiefster Dankbarkeit annahmen. Egal ob auf dem Boden, an den Wänden, über dem Feuer oder im Medizinschränkchen, jeder Charr durfte hier seinen verdienten Platz einnehmen. Es wärmte dem kleinen Weihnachtselfen seine liebliche und gütige Seele, dass sein alter Freund und Kollege weiterhin die weihnachtliche Tradition der Nächstenliebe hochhielt und in diesem Vorhaben von seiner lieben Ehefrau vorbehaltlos unterstützt wurde.
Kaum kam der kleine Weihnachtself an die Theke heran und entbot der Maid, die wahrhaft zum anbeißen süß war, seine liebenswerteste Grüße, da erblickte er auch schon den Hausherren, der fröhlich summend aus dem Hinterzimmer trat. Weiß gefärbt von Mehl war sein liebliches Gesicht und schuf einen äußerst lustigen Kontrast zu seinen nachtschwarzen Augen. Mit seiner riesigen Bäckersmütze, welche seine gesamte Körpergröße um Längen übertraf, wirkte er nebst der gepflegten Schürze, wie der Meister der Kuchenschmiede höchstpersönlich. Wie weihnachtlich!
Nach einer wahrhaftigen Kaskade warmer Begrüßungstiraden zwischen den alten Freunden und ehemaligen Kollegen, einem Teller Charrragout – von der gänseartigen Gattin mit Liebe getötet und gekocht – und einem Gläschen Glühwein, kam er kleine Weihnachtself auf die misswirtschaftlichen Zustände des Bosses zu sprechen und bat seinen Freund um Hilfe, welche er selbstredend erhielt. Denn Gratisproben von seinen Fleischpasteten – das Fleisch pflegte der Bäckersmeister natürlich selbst zu erlegen und zu schlachten – sicherten nicht nur volle Mägen und glückliche Herzen von Beschenken, sondern auch eine erstklassige Werbemaßnahme. So erhielt der beschwingte Elf eine große Dose mit frischen, herrlich duftenden Fleischpasteten, die er behutsam in seinem Jutesack verstaute und nichts weiter wusste, als dem Bäckermeister und seiner lieben Ehefrau das schönste Weihnachtsfest zu wünschen.
Leicht benebelt vom Duft der süßen Backwaren und der eigenen Pasteten im Gepäck, machte sich der kleine Weihnachtself singend auf, bis er Haus und Waldstück schließlich hinter sich gelassen. Doch da weiteten sich urplötzlich seine Augen: „Ja, was ist denn das?“
Etwas abseits des Weges ragte eine holde Maid in hochroter Kleidung zwischen einer Traube junger Zentauren hervor. Die Wangen des kleinen Elfen röteten sich zart, angesichts der vollendeten Schönheit und dem der Aura der Erhabenheit und des Anmuts, welchen diese Maid umgab. Groß gewachsen war sie, hatte tiefschwarze Rastalocken, eine Stimme wie ein Oratorium von tausend Geigen in einer sanften Frühlingsbrise und einen mehr als nur wohlproportionierten Körper. Der Weihnachtself erschauderte. Ihr Gesichts würde ihn nicht mehr loslassen können. Wann immer er fortan den klaren Nachthimmel erblickte, würden sich die Sterne zu ihrem Anlitz formen. Wann immer er die betörendsten Wohlgerüche seine Nase beflügelten, würde er sie vor seinem geistigen Augen projizieren. Wann immer er sich in irgendein 0815-ERP verwickeln ließ, würde er nur ihren wohlgeformten Körper im Sinn haben.
Der kleine Elf schüttelte sich. Nein, solche Gedanken zuzulassen wäre nicht nur ungebührlich, sondern der Erhabenheit der Maid schlicht unwürdig. Sie wäre eine pefekte Partie für den Chef gewesen – welcher ihr, abgesehen von der Haarfarbe, auch durchaus ähnlich sah – doch ein gewöhnlicher Weihnachtself wäre für sie vollständig unangemessen. Mit Neugier, allerdings auch mit Vorsicht, näherte er sich der Dame um zuzuhören. Ein großes Weihnachtsfeuer hatte sie entfacht, damit es die kleinen Zentauren schön warm hatte. Das Feuer wurde von Büchern gespeist, aus welchen sie entweder mit ihrer musischen Stimme ruhig vorlas, oder etwas über die Bücher erzählte, bevor diese von den Flammen vereinnahmt wurden. Gelegentlich unterbrach sie ihre Erzählungen, um mit den lieben Kleinen eine Runde 'Hau den Lukas' zu spielen. Dem Weihnachtselfen ging bei diesem Anblick das Herz auf. Die holde Maid in rot kümmerte sich nicht um interspezifische Hürden, sondern huldigte dem Prinzip der Nächstenliebe, indem sie Angehörigen von Fremdrassen vorlas und mit ihnen spielte! Was könnte es weihnachtlicheres geben als das?
Erneut sauste der Hammer der Dame nieder und verursachte ein matschendes Geräusch. Da beschloss der kleine Weihnachtself, ihrem Beispiel zu folgen. Er betrat ein nahe gelegenes Haus, über dessen Eingang ein riesiges Herz aus Pappmaschee und an dessen Klingelschild der Name 'Liesen' prangerte, wünschte den zuckersüßen Bewohnern fröhliches Glockengeläut zu Weihnachten und spielte dass ebenfalls mit ihnen 'Hau den Lukas'. Wie weihnachtlich. Die Liesen schrien vor Heiterkeit und freudiger Erregung auf, bevor sie im 'geplätteten Stadium', doch nicht minder zuckersüß, liebevoll und vor allem herzlich, dem Jutesack als kulinarische Leckereien hinzugefügt wurde. Der kleine Weihnachtself entsandte in kleines Stoßgebet zum Dank, für das weihnachtliche Werk der holden Maid in rot und hoffte inständig, andere würde sich daran ebenfalls ein leuchtendes Beispiel nehmen.
Die Gedanken noch immer um jene gottgleiche Dame kreisen lassend, hatte er seinen Weg fortgesetzt. Die großen Tore des eindrucksvollen Götterfels waren nahe und mit ihnen das Ziel seiner Reise. Zirkulierend hoppelte der kleine Elf erneut durch den Schnee, als am Wegesrand eine tiefe Pfütze auffiel, welche nicht von der frostigen Umarmung des Winters betroffen zu sein schien. „Ja, was ist denn das?“ Saftiges Gras wucherte am Rand, quakende Frösche tummelten sich auf wenigen Seerosen und ein seltsames weißen Geflecht schien in der Pfütze zu dümpeln. Langsam kam der Weihnachtself näher und ging in die Hocke, um das Geflecht in Augenschein nehmen zu können, welches ihn an ein pelagisches Nesseltier erinnerte. Sanft und ehrfürchtig durch den Anblick dieser weich beschaffenen Medusa, erhob sich die Stimme.
„Sehe ich sie schweben im Tümpel,
die Qualle, auf stiller Fahrt,
ein Schmuckstück, kein Gerümpel,
diese Glocke – weich und zart.“
Die angesprochene Qualle, scheinbar zu weich um Anstoß an jener grauenvoll schlechten Lyrik zu nehmen, tauchte oft und gab dabei ihre Konsistenz in vollen Zügen preis. Eine Qualle durch und durch, doch für angehörige ihrer Art sicherlich ein wahrhaftiges Schönlingsgesicht. Eine Qualle von Welt, mit Rang und Namen – möglicherweise ein exklusives Mitglied des Quallenadels?
„Zärtlich geformte, kristallene Herzen,
an den Rändern ausgefranst.
Quallen sehen aus, als würden sie scherzen,
wenn Neptun mit ihnen tanzt.“
Während die Vögel angesichts dieser Reime tot vom Baum fielen und der Schnee augenscheinlich rapide schmolz, sah der Elf gebannt dabei zu, wie die Qualle ihrer Weichheit frönte, ohne irgendetwas bemerkenswertes zu tun.
„Quallen sind wie Nixenbusen,
füllen weich die hohle Hand,
reizen dich, sie zu beschmusen,
kommen aus dem Märchenland.“
Die Luft hatte erotisch zu knistern begonnen, als der kleine Weihnachtself einmal mehr Erscheinung und Antlitz der holden Maid von vorhin vor Augen hatte. Diesmal in Form jener Qualle. Dies ließ die Gedanken umschwenken. Ob es wohl ein Fluch war, nicht zu den harten Jungs zu gehören? Mehr noch als die Tatsache, andauern Zeit mit einem bestimmten Weihnachtsengel zu verbringen, obwohl man doch von Natur aus weich war? Zweifelsohne.
„Quallen sind wie Eis am Stiel,
das man unter Wasser hält,
wie gefrorenes Gefühl,
das im Sinnesrausch zerfällt.“
Das brachte den kleinen Weihnachtselfen auf die Idee, eine freundschaftliche Geste zu vollführen. Er ergriff das pelagische Nesseltier, entriss es dem Gefängnis des Tümpels und schockfrostete sie in einem nahe gelegenen Schneehügel. Dies war schnell erledigt – die Qualle verlor ihre Weichheit und stellte fortan ein überaus delikates Eis am Stiel dar, welches in gut konservierter Form dem Jutesack hinzugefügt wurde. In dem Wissen, etwas Gutes vollbracht zu haben, freute sich der Elf bereits darauf, sich zu späterem Zeitpunkt an seinem Speiseeis gütlich zu tun.
Doch vorab war der kleine Elf gebannt vom Anblick des göttlichen Felses, dessen Haupttor sich unweit des Quallentümpels erstreckte. Die Augen fielen auf die turmhohen Wälle, die prunkvollen Häuser, den gewaltigen Palast von König Sberger Klops und weitere Aspekte, welche die potemkinsche Fassade der menschlichen Hauptstadt perfektionierten. Abgerundet wurden diese Eindrücke von dem üppigen Weihnachtsschmuck an den Behausungen und den spielenden Massen am Kronpavillon. Keinerlei Spuren oder Anzeichen der ökonomischen Depression in den Straßen oder Gesichtern der Bewohner. Wie weihnachtlich!
Erfreut schloss sich der kleine Elf dem bunten Weihnachtstrubel der Stadt an und schlenderte langsam durch die Straßen, während er sich fröhlich umhörte, wo seine Geschenke wohl am meisten gebraucht werden würde. Er sah nach links.
„Ich bin der Pirat Spantenknack und habe mit meinem Piratenpack, geplündert manchen Pfeffersack! Hey ho, hey ho, was bin ich roh!“
„Mh.“
„Und will das Krämerlein mich fechten, tu ich übers Bootsheck hechten. Flink und auch geschwind, wie ein Wirbelwind! Arr, alle Mann an Bord, bergt den Schatz sofort!“
„Mh.“
„Hörst Du mir überhaupt zu?"
„Nein.“
Mit einem herzhaften Lächeln auf den Lippen wandte er den Kopf und erfasste zur Rechten einen pflichtbewussten Gesetzeshüter, der mit einem aufgebrachten Bürger sprach. Scheinbar hatte sich der Bruder jenes Bürgers eine lebenslange Haftstrafe eingebracht. Doch wegen welcher gottlosen Untat? Massenmord? Hochverrat? Keine Distinktion zwischen IC und OOC? Mit Erleichterung nahm der kleine Weihnachtself wahr, dass es sich um eine Art Triebtäter handelte, der zum wiederholten male abends Hunger bekommen hatte und deswegen in die Imbissbude eingebrochen war. Auf was für schändliche Ideen manche Bürger kamen. Doch Geschenken bedurften die Beteiligten nicht. Dazu musste der kleine Weihnachtself weiter suchen, ehe er schließlich fündig wurde.
An einem Baum im Armenviertel war eine Dame von Straßenratten umgeben und sang ebendiesen etwas vor. Sie war nicht so schön wie die holde Maid in rot, ihre Stimme klang nicht so betörend wie jene der musizierenden Weihnachtsengel im lächelnden Hause und insgesamt wirkte sie auch nicht so nett und unschuldig, wie die Ehefrau des Bäckermeisters. Doch alles in allem war die passabel und die Straßenratten wirkten geeignet, die Geschenke des kleinen Elfen zu erhalten. So brachte er sich in das weihnachtliche Spiel mit ein und verteilte seine Gaben an die Kinder, welche nicht nur das Herz erwärmten, sondern auch zukunftsweisend für ihr Leben in Götterfels sein würde. Wer brauchte schon Gold, Myrre und Weihrauch? Verteilt wurden die Mordwerkzeuge der Banditen, die getrockneten Harzblüten des Teekochs nebst einiger, frisch geklauter Filter und Zündhölzer, die Pasteten mit eigens geschlachtetem Fleisch und die geplätteten Liesen als süße Leckereien. Der Frau wurde sanft der Plastikring des garstigen und bösen Brückentrolls zum Geschenk gemacht – welcher dem kleinen Elfen mindestens so wertvoll erschien, wie die Frau selbst – während der Überbringer der Geschenke und Retter des Weihnachtsfestes genüsslich sein Qualleneis am Stiel abschleckte.
Und damit lebten sie alle glücklich. Sicherlich nicht bis ans Ende aller Tage, denn das wäre ja utopisch, doch zumindest bis zum Rest der Feiertage, bevor Alltag und Wirtschaftskrise vollends in das Bewusstsein zurückkehrten. Doch seien wir ehrlich – es ist dennoch ein überaus gutes Ende für eine Geschichte, in welcher ausgerechnet Sooc die Hauptrolle spielt.
"Wenn wir Schatten euch beleidigt
Oh so glaubt – und wohl verteidigt
Sind wir dann –: ihr alle schier
Habet nur geschlummert hier
Und geschaut in Nachtgeschichten
Eures eignen Hirnes Dichten.
Nun gute Nacht! Das Spiel zu enden,
Begrüßt uns mit gewog'nen Händen!"
Nachwort: Damit kommt das leicht verspätet publizierte Weihnachtsspecial (die Feiertage ereigneten sich erneut als immens vereinnahmend), nebst dem Jahr 2016 zu seinem Ende. Ich wünsche allen Mitspielern unserer verwegenen Gemeinschaft, insbesondere auch denjenigen, deren Charaktere ich ungefragt als Vorlagen für mein Weihnachtsspecial missbraucht habe, einen exzellenten Start ins neue Jahr und danke vielmals für den bisherigen Spaß im Rollenspiel. Dieser wird auch 2017 hoffentlich in einer nicht minder vorzüglichen Form weitergeführt. Alles Gute und einen guten Rutsch!
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