Kein Feuer so heiß
SPOILERWARNUNG/DISCLAIMER: Dieses Kapitel ist aus Mirages Sicht. Ich war so frei den ursprünglichen Text, der 2013 entstanden ist, der überarbeiteten Geschichte anzupassen. Dazu habe ich einige Teiler ihrer Charaktergeschichte gestrichen. Ich hoffe, die Spielerin, die Mirage damals gespielt hat, kann mir diese künstlerische Anpassung nachsehen. Außerdem ist es ein Spoiler/Teaser. Aber ich weiß nicht, ob ich Mirages Teil der Geschichte weiter verfolgen werden. Deswegen: nicht lesen, wenn ihr keine Geschichten mögt, die eventuell nie aufgeklärt/weiter erzählt werden. Sonst viel Spaß!
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Die Dämpfe des Petroleums lagen schwer in der Luft. Mirage hielt sich ein feuchtes Tuch vor Mund und Nase.
Ihr Blick schweifte ein letztes Mal durch den kleinen Raum, in dem Elyzabet und sie all die Jahre zusammen gelebt hatten. Die Matte in der Ecke, auf der sie als Kinder zusammen geschlafen hatten. Alles in diesem Zimmer erinnerte sich an ihre gemeinsame Zeit. Mirage hasste die Kammer.
Sie schüttete noch mehr von dem Lampenöl auf die Bettstatt und auf die unteren Enden der schäbigen Vorhänge, bis der Kanister leer war und sie ihn einfach auf den Boden warf. Dann verließ Mirage das Zimmer. Im Türrahmen drehte sie sich noch einmal um, wanderte ein allerletztes Mal mit ihren Augen durch die Kammer, bevor sie die Hand mit dem Tuch sinken ließ, um ein Heft mit Zündhölzern aus der Tasche ihres schweren Ledermantels zu ziehen. Sie entzündete eines der Hölzchen. Kurz betrachtete sie, wie die Flamme sich unbeirrbar ihren Weg durch das Material des kleinen Stäbchens fraß.
Elyzabets vorwurfsvolle Worte klangen in ihren Ohren „Du hast dich so verändert! Ich erkenne dich nicht wieder, Mirage!” Der Blick der Rothaarigen war voller Unglauben gewesen und Entsetzen. Genau so hatte Elyzabet sie damals auch angesehen, als Mirage sich für Kylar entschieden und ihre Freundin zurückgelassen hatten. Auch heute würde sie wieder so handeln. Davon war Mirage überzeugt. Elyzabet war eine Versagerin. Ewig zu sanft und gutmütig. Sie hatte keine Kraft, in der Welt der Kartelle zu überleben. Es spielte keine Rolle, ob Ely entkommen war oder nicht. Früher oder später würde ihre ehemalige Freundin sterben. Aber sie, Mirage Varghes, die leibliche Tochter des berüchtigten Varghes, würde nicht nur überleben, sondern herrschen!
Kylar trat hinter die dunkelhaarige Frau und legte seine Arme um sie. „Wir finden die Ratte. Sie wird für alles bezahlen. Du tust das Richtige, Mirage!”, flüsterte er in ihr Ohr.
Mirage warf das Streichholz in die Kammer in Richtung der Vorhänge, die sich augenblicklich entzündeten. Die Hitze der sich ausbreitenden Flammen wärmte die Haut in ihrem Gesicht.
„Es ist Zeit zu gehen, Mirage”, flüsterte Kylar wieder und wollte sie von der Kammer fortziehen. Doch die Dunkelhaarige war noch nicht bereit, ihm zu folgen.
„Geh schon vor! Ich komme nach. Du kennst den Weg. Ich komme klar”, erwiderte sie in hartem Ton und wendete ihren Blick dabei nicht von dem Feuer ab, das immer mehr Zerstörung in ihrem ehemaligen Kinderzimmer anrichtete.
„Mirage...”
„Ich sagte: Geh schon vor! Ich wiederhole mich nicht gern, Kylar!”
Er löste sich wieder von ihr und trat einige Schritte zurück, unschlüssig, ob er wirklich gehen sollte.
Mirage blieb reglos in der Türöffnung stehen und betrachtete das Spiel der Flammen. „Ich möchte dich nicht daran erinnern müssen, was mit denen passiert, die meinen Anweisungen nicht Folge leisten, Kylar! Auch wenn ich mit dir schlafe, solltest du deinen Platz kennen!”
„Natürlich, Mirage. Wir sehen uns am Treffpunkt.”
Bis auf das Geräusch der Flammen, die sich nun im ganzen Haus ausbreiteten, war nichts zu hören. Bluthund und Renfray hatten ganze Arbeit geleistet. Mirage schritt mit einem zufriedenen Lächeln zwischen den Leichen der Söldner hindurch, die überall auf den Gängen lagen. Es fehlte nur noch der Flügel mit den Kammern der Küchenangestellten. Diese lagen sicherlich noch schlafend in ihren Betten und ahnten nichts von ihrem Schicksal. Doch selbst wenn sie aufgewacht sein sollten: Die Türen waren alle von außen verschlossen worden.
Jedes Detail dieser Inszenierung war wichtig. Kein Brand ohne angemessene akustische Untermalung. Sie würden sicherlich versuchen, sich über die Fenster zu retten. Und einigen würden sich so in den Tod stürzen.
Das Feuer loderte, die Schreie aus dem Inneren des brennenden Gebäudes hatten alles Menschliche verloren. Die dunkelhaarige Frau betrachtete das Schauspiel aus sicherer Entfernung zu dem lichterloh in Brand stehenden Anwesen. Noch immer hielt sie das Tuch, das sie sich vor Mund und Nase gepresst hatte, in ihrer rechten Hand. Die Flammen stoben meterhoch in den Nachthimmel und erhellten die Umgebung mit ihrem roten Licht.
Hilflos versuchten Seraphen und Bürger eine Kette bis zum nächsten Brunnen zu bilden. Doch das Wasser verdampft nur zischend.
„Sorgt dafür, dass die benachbarten Häuser nicht anbrennen!“, bellt ein Seraph seinen Leuten zu, „Diesem Pack weint ohnehin niemand nach... Ein paar Ratten weniger in der Stadt...“
Kylar trat neben Mirage und musterte sie von der Seite. „Für einen kurzen Moment hatte ich befürchtet du wärst...”
Sie drehte sich leicht zu ihm. Im Schein der Flammen sah ihr halb vernarbtes Gesicht mehr als furchteinflößend aus: „Kein Feuer wird je heiß genug sein, mich zu verbrennen!”
Intro
Es gibt zwei Sorten von Ratten
Die gemeinsame Kindheit mit Mirage
Ein Tag wie jeder andere
Geburtstag
Seraphen und andere Probleme
Der neue Klingenmeister
Weil sie uns niemals kleinkriegen werden
Henry von Greifenstein
Das Ende der Freundschaft zu Mirage
Blut
Wir. Töten. Diese. Ratte.
Kein Feuer so heiß *Spoilerwarnung*
Das Feuer
Erinnerungen