Nekromantie – fieser Furchtzauber am lebenden Objekt, durchaus ekelhaft
Körperausscheidungen, Verbrennungen, Gefressen werden
Die grellgrün stechenden Augen hielten ihn fest in ihrem Bann. Nach Monaten in diesem Loch, bei dem Nötigsten an Nahrung und Wasser hatte das Männchen nicht mehr die Willenskraft, um gegen diese Art von Magie anzukommen. Dazu die brennende Hitze, die – ob Tag oder Nacht – für ein dauerhaftes Hecheln sorgte. Selbst wenn er gewollt hätte, er hätte nicht die Kraft aufbringen können, um dem Geschehen zu widerstehen. So riss es ihm die Gedanken weg, hinein in den tiefen Sog der Nekromantie und mit voller Wucht in die Bilder, die ihm das Weibchen in den Kopf pflanzte. Er hatte das mit dieser Magie nie wirklich verstanden und sich in den schlimmsten Albträumen nicht auszumalen gewagt, wie grausam sie überhaupt sein konnte. Vielleicht geschahen diese schrecklichen Dinge ja tatsächlich mit ihm und waren keine Illusion. Oder vielleicht waren sie eine Illusion, verdrehte Gedanken und Bilder in seinem Hirn. Doch er schmeckte und roch, ständig begleitet durch eine Kakophonie an brechenden Knochen, gellenden Schreien, seinem eigenen rasenden Herzschlag und dem schabenden Geräusch von Krallen, die über eine Schiefertafel gezogen wurden.
Die Realität um ihn herum verschwamm immer mehr, bis er sich in Ketten liegend wieder fand. Die Ketten glühten und brannten sich durch sein Fell, in die darunter liegende Haut hinein. Der Geruch von verbranntem Fleisch – seinem verbrannten Fleisch – zog in seine Nase, blieb darin haften wie ein Blutegel. Brandblasen drängten sich gegen die glühenden Ketten, füllten sich bis zum Bersten was sie schließlich auch taten und grünlich-brauner Eiter sickerte über die Ketten hinweg. Es stank nach Verwesung. Als er an sich hinab schaute, begann sich alles um ihn herum zu drehen und er stürzte.
Er stürzte kopfüber in einen Abgrund hinunter und landete in einem Meer aus verstümmelten, stinkenden Ratten. Langsam und wankend rappelte er sich auf, doch begannen die Ratten unter seinen Pfoten zu kreischen und sich zu bewegen. Einem Meer gleich wankten sie hin und her, sprangen übereinander hinweg, bissen sich mit unwirklichen rasiermesserscharfen Zähnen in die Körper, bis ihre grellen grünen Augen ihn ins Visier nahmen. Er begann zu rennen, kam jedoch nicht gegen das Meer aus kleinen, unberechenbaren Leibern an, die nun an seinen Beinen hingen und über seinen Körper rannten. Ihr Gewicht drückte ihn wie eine Lawine hinunter auf noch mehr von den biestigen Ratten, die nach ihm bissen und krallten. Als er zu schreien begann, rannten sie ihm ins Maul hinein und drängten ihre kleinen Zähne in seinen Hals, die Speiseröhre und zuletzt fraßen sie ihn von außen und innen auf.
Als er körperlos noch immer schrie, verschwanden die Ratten in schwarzem Dunst und er lag keuchend auf dem Boden. Es blieb ihm kaum Zeit, um Luft zu holen, da drängte sich bereits der nächste Schmerz in sein Bewusstsein. Sein Körper blähte sich schmerzvoll auf, sein Bauch schwoll auf abnormale Größe an und unter dem Fell konnte er es wuseln und sich regen sehen. Übelkeit überkam ihn und er begann zu kotzen. Sein Erbrochenes räkelte sich über seine Pranken und den Boden und mit Schrecken musste er feststellen, dass es abertausende kleiner Maden waren, die ihm noch immer aus dem Maul krochen. Und mit noch größerem Schrecken stellte er fest, dass sie sich von innen gegen seine Muskeln und die Haut drückten, wo sie sich quälend langsam hindurchfraßen und die Freiheit erlangten. Sie fraßen sich durch seine Augäpfel, nährten sich an seinen Innereien und nisteten sich letztlich in seinem Fell ein.
Schließlich fand er sich wimmernd an einem Pfahl wieder, an welchen er gebunden worden war. Er war nackt und dort, wo sein einst glänzendes Fell über die Brust wachsen sollte, klaffte das Fell nach rechts und links auf. Das darunter liegende Muskelgewebe lag offen da. Doch lange war dies nicht so, denn es schob sich eine Hand in sein Blickfeld, die ganz eindeutig einem Menschen gehörte. Sie steckte in einer raschen Bewegung eine Goldmünze zwischen Fell und Muskeln. Anschließend wurden weitere Münzen hinein gesteckt. Alle von funkelndem Gold. Mehr und mehr Gold fand sich unter seinem Fell, welches anschließend ordentlich vernäht wurde, sodass seine Brust aussah, als wäre sie von Geschwüren durchzogen. Von Geschwüren die zu ticken begannen. Immer schneller und schneller, bis sein gesamter Körper in einem gewaltigen Knall explodierte und sich die Fetzen in den dunklen Raum verteilten.
Keuchend und wimmernd riss das Männchen die Augen auf. Er hatte vor lauter Angst und Panik frisch eingemacht und in seinem Kopf dröhnte die vermeintliche Explosion noch immer nach. Er konnte sich nicht bewegen, denn sein gesamter Leib bebte und zitterte, alles schmerzte ihn und die Gerüche, die ihm durch die Magie vorgegaukelt wurden, hingen ihm noch immer in der Nase.
Das Weibchen, welches vor dem Käfig stand rang mit der eigenen Kraft, um aufrecht stehen zu bleiben. Sie würde nicht einknicken. Nicht hier und nicht jetzt. Ihr Wille war wesentlich stärker, als der des Gefangenen, doch ihre Kraft war gerade gänzlich am Ende. Sie zwang sich, möglichst ruhig zu atmen, was ihr nur mäßig gelang. Letztlich wandte sie sich von der Szene die das Häufchen Dreck ihr bot ab und ging durch den stickigen, wummernden Raum zum Tor des Militärgefängnisses hin. Kräftig schlug sie mit der Pranke dagegen, worauf sich das Tor geräuschvoll öffnete.
„Der sagt bald nichts mehr.“
„Er wird reden.“
„Mmhrrr...“
„Chrr. Er wird.“
Abermals bewegte sich das Tor quietschend und schlug mit einem lauten Schlag zu. Dann war Ruhe und die Gefangenen wieder alleine. Einer davon mit den grässlichen Bildern vor dem inneren Auge.
Danke an Schnoddi, meine Muse! ,)
Kommentare 4
Azrail
Hammer geschrieben, man fühlt richtig mit *leichtes Übelkeitsgefühl bei den Gedanken von Maden und Ratten im Hals und Gedärm*
Nia! Autor
Schön, dass nicht nur ich das so empfinde! *schüttelt sich immernoch*
Ovy
Der ärmste wirkt recht...kallastrophobisch?
Nia! Autor
Gutes Wort! Gefällt mir, ist angeleckt!