Ein Grashalm. Der nächste Grashalm. Hm. Zwei kleine Schrittchen, bei denen der Kopf ganz exakt in der Waage blieb. Ein neugieriger Blick in den Himmel. Seltsam. Das weiße Fluffel bewegte sich heute schneller als sonst. Aber in der nächsten Sekunde war der Gedanke schon wieder verschwunden. Der schräg hochgelegte Kopf hatte da nämlich etwas interessantes entdeckt. Ein rundes, bräunliches.. braun, ja, interessant. Ein Korn, ganz bestimmt. Ein Hopser, ein zweiter. Picken. Vor Freude schüttelte das junge Federvieh den Kopf, als sich die Vermutung über das kleine Geschenk zwischen dem vielen Grün bestätigte.
Wäre da nicht. Dieses nervige.. dieses Geplapper. Laut, penetrant. Nervtötend. Das passte so gar nicht zum Genuss der Leckerei. Ein stumpfes Auge richtete sich auf das, was da zugange war. Am Rand des Zauns des Huhns. Moment. War es.. draußen? Es war draußen. Abgehackte Kopfdrehungen und ein Sondieren der Lage. Nein, es war wirklich draußen. Wie war das denn passiert? Aber dieses weiße Federvieh, das war drinnen. Und ein rotes Felltier dabei. Es kannte die Worte dafür, aber das Gedächtnis des Huhns war einfach furchtbar schlecht. Bei den Körnern, fast hätte es das Korn in seinem Schnabel vergessen, während es das Schauspiel da beäugte.
Flink und geschickt umsprang das rote Tier das weiße Federvieh, das das Huhn stark an sich selbst erinnerte. Nur der Kopf war weiter oben. Aber das Fedrige.. Es schnatterte, plapperte, fauchte und zeigte die Brust. Da wollte sich der selbst erkorene Jäger gar nicht so wirklich heran trauen.
Und das tat er letztendlich auch nicht. Es blieb bei dem Spiel zwischen den beiden Tieren. Ganz in der Ferne - das Huhn sah nicht so weit - da stolzierte noch ein zweites weißes Tier vorbei. Hoch erhobener Mund. Schnabel. Wieauchimmer. Mit dem wollte es sich sicher nicht anlegen. Aber andererseits war dieses Wesen auch viel zu gut für den Hof des Huhns in den die anderen beiden irgendwie seltsamerweise gelangt waren.
Ein Mal balancieren, am Kopf kratzen, dann stakste das Huhn auf den Zaun zum Hof zu. Durch das Gras - ganz egal ob da noch Körner liegen würden. Immerhin musste es irgendwie nach Hause. Alle Hühner mussten früher oder später in einen Stall.
Wäre es nicht gestolpert. Direkt mit dem Schnabel in eine Pfütze.
Sheila wachte auf. Lilly, ihre Stute, zuverlässig wie eh und je, tauchte ihr Gesicht frühmorgens in eine Schlabberpfütze. Vielleicht war es auch nur die Erinnerung an den Apfel, den das Pferd gleich genießen durfte.
Es zog das Mädchen wieder zurück nach Götterfels. Weg von Heiden, Hügeln und der Nähe von Bergen, die ihr dann doch nur wieder viel zu kalt waren.
Die Träume aber. Die vergaß sie gleich wieder.
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