Anders als ein aussenstehender es erwarten mag, ist der Traum nicht hell. Er ist auch nicht dunkel. Er ist einfach nicht zu sehen. Die Gedankenleistung zu vollbringen sich eine Vorstellung von dem zu machen was den Traum ausmacht ist wie sich den Geruch einer bestimmten Farbe, oder den Klang einer Form vorzustellen. Es ist wie die Bewegungen von wachsendem Gras zu spüren und wie der Geschmack einer wundervollen Melodie. Habt ihr es? Sehr gut...
Diese Melodie - ein Klangteppich um genau zu sein - ist die Symphonie des Traumes. Wie ein Fluss aus Klangbildern und Tönen rauschen die Stoffbahnen des Traumes dahin - fort und fort hinein ins Nichts um dann wieder daraus hervor zu kommen. Jede Begegnung, jedes Gespräch, jedes Lächeln - sogar jeder Gedanke und jedes unterbewusste Gefühl nähren ihn und spinnen die Kakophonie wirbelnden Chaos' zu einer Stoffbahn, prächtiger als jeder noch so kunstvoll gewobene Wandbehang und sanfter als die feinste Seide. Der Klangteppich, den man Traum nennt, kennt viele Variationen. Einige glänzend und geradlinig, dicht verwoben und golden im Anschein - andere rau und wild, als wenn ein wahnsinniger Weber sein halbes Leben daran gesessen hätte. Manche Bahnen sind lang, andere kurz und wieder andere brechen prompt ab und gehen in andere Bahnen über, oder vereinigen sich. Sie brechen auf und finden zusammen und so geht es Rund um Rund bis in alle Ewigkeit.
Kommt nun her und seht Euch diese Bahn an - Schmeckt ihr die Töne, die sich in ihr sammeln? Eine ... cremig warme Melange aus jauchzender Freude und tiefer Betrübnis. Gemeinsam bilden sie das Bett dieser Klangbahn - riecht doch nur! Riecht ihr das? Könnt Ihr es spüren? Es ist der Klang der Melancholie. So rein und warm, dass er sich wie der Ton eines Kontrabass unter alles legt. Und egal welches Muster sich auf ihn legen, egal in welchem Licht er erstrahlt und gleich wie kunstvoll er sich in das Gesamte einfügt: Immerzu ist da dieser Ton. Wie das brummen eines Bienenschwarms auf einer wundervollen Blumenwiese. Wie eine Bedrohung die ihr nicht sehen, oder bewusst hören könnt. Ihr spürt sie. Sie lässt eure Haare zu Berge stehen und die Innenseiten eurer Hände ganz feucht vor Nervosität werden.
Kommt nun mit mir und spürt dem Klangbild nach. Spürt ihr diese Bilder - Da! - Das war ein warmes, wirbelndes Glückgefühl und hier, hier seht nur! Das ist die Melodie der Liebe. Achtung! Der Frost den Ihr eben geschmeckt habt ist die kalte Unsicherheit und hier kommt auch schon das Lied von Furcht und Zorn – in einer grandiosen Mixtur der Sinne! Was Ihr da gerade riecht, schmeckt, fühlt und hört, das ist nichts Geringeres als ein Leben. Jaja, ihr habt mich schon verstanden: Vor euch öffnet sich das gesamte Sein einer Person im Traum – natürlich ist diese Person Sylvari. Es gäbe keine andere Mö- … das heisst: Zumindest keine, die Ich euch an diesem Punkt bereits vorwegnehmen, oder gar erklären könnte. Nun kehren wir zurück zu diesem speziellen Klangmuster.
Seht hier, die Melodie der Unsicherheit ergiesst sich in eine Anspannung nicht von dieser Welt. Eigenartig nicht wahr? Fast möchte man die Entsprechung der physischen Welt dazu erkunden, nicht wahr? – Wollt Ihr es sehen? Wollt ihr einen Blick riskieren? Ja? Na dann passt mal auf. Schliesst das was Ihr für eure Augen haltet und atmet tief durch. Und nun zählt bis drei:
Eins – Hört ihr das? Das scharren und klimpern? Das sind Menschen, die ihre Münzen zusammenkehren. Langsam kommen Stimmen hinzu nicht wahr? Rufe und Gelächter weit, weit entfernt von eurer Position. Ihr hört das Schnaufen des Atmens – das ist die Melodie des Lebens mein Kind, so unromantisch das auch klingen mag, jaja. Ein und ausatmen. Ein und aus…
Zwei – Es werde Licht! Ein blauer Himmel erstreckt sich über Euch. Er blendet nicht wahr? Ihr müsst dem Drang widerstehen eure Augen abzuschirmen. Nichts was diese Schwäche hier und jetzt rechtfertigen würden, während ihr von allen Seiten beobachtet werdet. Ja, doch, hier schaut – da stehen sie um Euch herum. Die Menschen und Charr – sogar einige Geschwister von euch sind gekommen. Gesichter die euch bekannt sind und welche die ihr nie zuvor gesehen habt. Sie alle starren Euch abwartend an, auch wenn sie vorgeben in Gespräche vertieft zu sein sind ihre Blicke auf Euch gerichtet.
Drei – Jetzt ist die Brücke aktiv. Unglaublich nicht wahr? Ihr seht, ihr hört und ihr riecht eure Umgebung. Und dort – eine Welle der Neugierde und der Aufbruchstimmung. Das ist der Klangteppich eurer Schwester dort vorn. Sie nennt sich «Juno» auf dieser Ebene. Ein zartes Geschöpf. Sie ist ein wenig eingeschüchtert von eurer Melancholie und angespornt von dem unsicheren Tatendrang, den ihr mühevoll unterdrückt. Und hier geht ein Schuss Unsicherheit von euch aus und verbindet sich mit dem Rest eures Klangbildes. Etwas fehlt hier – ihr seid besorgt. Vielleicht war das Gespräch vor zwei Tagen nur eine schöne Phantasie? Nein - nein, es war Realität!
Und tatsächlich, da ist sie – Dunkles Gold – Seht ihre gelben Haare, wie sie auf und ab wippen. Haare – wie lustig. Ihr habt einmal gehört, Haare seien sehr dünne Hörner. Wie die eines Ochsen. Sie lächelt – das ist das erste Mal, dass Ihr sie wieder so unbeschwert lächeln seht seit "dem Zwischenfall". Es ist ein Lächeln das Euch tief berührt. Und da werdet Ihr überwältigt von einem Gefühl. Ein Gefühl, dass alles überdeckt und im Traum wie ein goldenes Gleissen wirkt. Das mein Kind… das ist Glück.
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