„Du solltest dich besser schützen!“
„Ach was, du machst dir unnötige Sorgen.“ lachte er.
Diarmai presste ihre Lippen aufeinander und wischte jedwede Gedanken aus ihrem Kopf als er zum Schlag ansetzte. Sie beobachtete seine Bewegungen nicht. Sie sah einfach nur zwischen seiner Körpermitte und seinem Gesicht hin und her und wartete darauf, das er sich selbst verraten würde.
Egal wie gut sie waren: Sie verrieten sich immer.
Sie konnte ihre Gedanken sehen, ihre Absicht erkennen, Sekunden bevor sie sie in die Tat umsetzten. Es war ein Spiel mit der Zeit, und konnte sie nicht schnell genug reagieren, so würde sie unterliegen. Doch es war ihr Spiel. Sie hatte lange geübt, bis sie die Spielregeln beherrschte, und nun war sie eine derjenigen,
die in der Lage waren es zu beherrschen – Nicht immer. Lange nicht immer. Aber doch: Immer öfter.
Sie änderte die Standrichtung des rechten Fußes etwas, verlagerte ihr Gewicht und setzte sich selbst einen neuen Fixpunkt weiter rechts, ohne das sie den Oberkörper mitbewegte. Erst, als seine Linke Faust sich beinahe an ihrem Gesicht befand zog sie das Gesicht zur Seite, ließ den Oberkörper zum Fixpunkt ziehen und hob das linke Bein, um ihr Knie in seinen Bauch zu rammen.
Sein Oberkörper krümmte sich nach vorn und er sackte auf die Knie, während sie wieder Abstand zwischen ihre Körper brachte. Vor Überraschung musste sie blinzeln, beobachtete irritiert, wie er sich nur langsam wieder aufrappelte. Einen weiteren Augenblick stand sie so da, kämpfte mit Überraschung und Enttäuschung – dann wandte sie sich einfach ab und setzte sich wieder in Bewegung.
Kaum war die eben noch vorherrschende, konzentrierte Stille in ihrem Inneren durchbrochen drängte sich die Bilderfolge wieder in ihr Bewusstsein: Der hastig umherstolpernde Mann, der mit bleichem Gesicht grußlos an ihr vorbeigehuscht war. Der hängende.. sie schloss die Augen, das Gesicht gequält verzogen. Doch das Bild des geschundenen, toten Körpers ging ihr dennoch nicht aus dem Sinn. Sie sah es seit Tagen vor ihrem geistigen Auge.
„Du solltest dich besser schützen!“
„Ach was, du machst dir unnötige Sorgen.“ lachte er.