Der Schmerz brach explosionsartig über ihren Verstand herein und war doch so flüchtig wie der Wind selbst, der sie und Andra zuvor noch drohte, von der hohen Brücke zu fegen.
Sie spürte die Klauen in der Brust, das ziehen und zerren, wo der natürliche Widerstand ihres Körpers mit Leichtigkeit überwunden wurde und der Dschinn sich nahm, was er eingefordert hatte.
Es war ein schmerzvoller, aber gnädigerweise schneller Tod den sie vor sich sah, manifestiert in schattenhafter Gestalt eines alten Urwesens, dem sie die Tür zur Zelle geöffnet hatte. Sie glaubte ihn sogar lächeln zu sehen, dann explodierte wirklich irgendwas um sie herum.
Schrillend pfeifte es in ihren Ohren, während die Sicht vom schillernden Kristallnebel behindert wurde.
Der Schmerz? War dem drückenden Gefühl in den Lungen gewichen, wo der feine Staub sich bei jedem Atemzug ablagerte und zum husten animierte.
Leza blinzelte, als irgendwo in der unendlichen Ferne ihr Name erklang.
Lag da Dringlichkeit im Klang?
Allzu fahrig rollte sie sich auf den Rücken und befühlte ihre Brust.
Nichts.
Kein klaffendes Loch das darauf wartete ihr zuzuraunen 'herzlichen Glückwunsch, sie sind tot und bald Jokos neue Erweckte!'.
Tatsächlich blieb nur ein zartes Kribbeln im Leib zurück, dass mit seiner Befremdlichkeit reizte, aber auch etwas spielerisches, neckendes besaß. Es fühlte sich seltsam an, denn hinter der Befremdlichkeit erwachte Erleichterung, noch zu leben.
Wann hatte sie die zuletzt gespürt?
Und dann sah sie es.
Während Andra sorgenvoll zu ihr trat und sie auf die Beine hiefte, ohne das sie sich wehrte- denn im Stande hierzu wäre sie selbst an guten Tagen nicht gewesen- verlor sich der dunkle Blick in der Ferne und dem Wunder das sich dort abspielte.
Befremdlichkeit wandelte sich zur Erkenntnis, unter den schimmernden Flüssen die sie erkannte, überall. Im steten Wandel, weit verzweigt und mit dem Mantel der Unendlichkeit gesegnet, hatte man ihr kurzzeitig den Blick hinter den Tellerrand des greifbaren gewährt. Sie sah die rohe Energie und Kraft, die die Welt durchzog, in Form schimmernder Leylinien, die sich um Zentrum der Ruinen bündelten; dort, wo sie hin wollten und Leza wusste:
nie hatte sie etwas schöneres erblicken dürfen.
Und der Dschinn?
Verschwunden, wie das Gefängnis das ihn hielt und nunmehr nur noch ein schimmernder Kristallregen war, der das Auge zu entzücken wusste, aber nicht mehr einen Dschinn zu halten.
Ein kleiner Teil in ihr war zufrieden und nicht minder Dankbar, denn wann wurde einem schon mal ein solches Geschenk gewährt? Lange hielt der Moment kindlicher Entzückung allerdings nicht, denn da holte sie die bittere Realität ein, als in der Ferne die Kriegshörner der Erweckten tönten.
Hinzu gesellten sich die aufgeschreckten Rufe ihrer Gefährten, die beim Klang des berstenden Kristalls sofort zu Andra und ihr geeilt waren, um sie nun zu sich zu winken, damit man gemeinsam Fersengeld geben konnte.
Dummerweise hatten sie nicht die gesunde Skepsis einer weniger magiefreundlichen Kämpferin eingeplant, die gerade als einzige Zeugin mit ansehen musste, wie ihr Schützling in der einen Sekunde noch von einem Dschinn angefallen und zerfetzt wurde, in der nächsten aber auch schon entzückt in die Welt gaffte und etwas bewunderte, dass scheinbar nur ihr debiler Verstand mitbekam.
Immerhin zeigte sich die Priesterin noch wach genug, der Kriegerin die Hand zu tätscheln und ein "ich bins noch, keine Sorge." zu murmeln, bevor die Robenröcke gerafft wurden und die Magierin los flitzte, wie man sie noch nie flitzen sah, denn auch Leza besaß noch genug Überlebensinstinkt, der nicht bereit war, mit Erwecktentruppen um ihre Salbung zu verhandeln.
Fortsetzung folgt~
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