Disclaimer
leichte Gewalt, Blut, war mir nicht sicher ob man es noch offen stehen lassen kann
Geschichte
Die Stunden vergingen im improvisierten Lazarett. Fraja hatte sich zu einer Wachsamen neben das Bett gesetzt um zu lauschen was sie gesehen hatte. Doch sie konnte nichts herausfinden, völlig unter Schock stand die Soldatin. Stattdessen bat sie darum nicht wieder allein gelassen zu werden, so wie dort draußen. Egal ob Norn oder nicht, Fraja konnte ihr diese bitte nicht abschlagen. Zu deutlich hat sie gesehen, gemerkt und gespürt welch grauen sich in diesem eisigen Land verbarg. Es kam ihr vor, als hätte ihr Volk verlernt den Norden zu zähmen. Niemand wusste mit was sie es da draußen zu tun hatten. Das Geflüster Jormags zu ignorieren war eine Sache, aber was in Bjora passiert stellt selbst die Schamanin vor große Rätsel. Konnte Jormag nun auch Geschöpfe beeinflussen welche nicht von den Norn abstammen? Und was ist mit den Tiergeistern passiert, welche sich vor hunderten von Jahren Jormag stellten? Nia war der festen Überzeugung, dass sie nicht verdorben wurden. Und wenn, konnte man sie retten? All diese und mehr Fragen stauten sich in ihrem Kopf und das warten neben dem Bett der Soldatin machte es nicht besser. Dass sie nur wenig schlaf hatte war inzwischen kein Geheimnis mehr unter den Gruppen und dieses mal würde es nicht anders sein.
Der Becher, in welchem sie Beruhigende Kräuter für die Soldatin zubereitet hatte war fast ausgetrunken. Gerade als sie ihr den letzten Rest verabreichen wollte konnte sie ein leises Schnarchen vernehmen. Beruhigt stellte sie fest, dass sie eingeschlafen war. Einige Sekunden wartete sie, bis sie sich vom Stuhl erhob und nach ihrem Federüberwurf griff um es anzulegen. Langsam schloss sie die Tür, gar behutsam um das knarzen des Holzes nicht hervorzurufen. Sie hatte versprochen nicht zu gehen, aber die vielen Gedanken zwangen sie vor die Tür in die Kälte zu treten. Nie hätte sie geglaubt, dass eine kalte Umgebung sie derart zusetzen würde. Und da kam ihr wieder der Gedanke, dass die Norn verlernt hätten den Norden zu bändigen. Andererseits war seit Ewigkeiten kein Norn mehr so tief in den Fernen Zittergipfeln vorgedrungen. Nun wollen sie es gemeinsam mit einer Schar Wachsamer und den Schattenspähern in Angriff nehmen. Wie lange die Wachsamen schon dort Stellung bezogen wusste sie nicht und interessierte sie auch nicht. Insgeheim war sie ihnen Dankbar.
Als der Blick zum Wehrgang fiel, konnte sie schwören die Norn Jägerin gesehen zu haben, doch konnte sie es ob der dunklen Nacht nicht eindeutig erkennen. Herzschläge vergehen, ehe die Erinnerungen an die Schlacht vor den Festungsmauern aufblitzten. Selbst ihr lief ein Schauer über den Rücken, als die grollenden Kriegsschreie der Svanir über das Land tosten und sie wenig später zu den Schreinen stürmten. Viele hat sie mit der Axt zur Fall gebracht, einige hätten beinahe sie zu Fall gebracht. Niemals wird sie das Gesicht des einen Svanir's vergessen, der sie von der Spitze des Schreins stieß und mit ihr den Hang hinab rollte. Die Kälte des Sturms, wie auch der Schnee auf dem Boden stach in ihrem Gesicht. Ihre Knochen schmerzten durch den Fall, aber ihr Gegner hatte sich bereits wieder erhoben. Ihre Axt war nicht in Griffweite, aber auch er wurde durch den Fall entwaffnet.
Fraja versuchte den Gedanken zu verdrängen, doch es gelang ihr nicht. Stattdessen blitzte die nächste Erinnerung aus dem Kampf hervor. Sie hatte über ihn triumphiert, aber durch den Kampfesrausch rammte sie ihn mehrfach einen Felsen auf den Schädel. Kein Kampf und keine Schlacht hatte sie bisher so weit getrieben einen Gegner so brutal in den Tod zu treiben. Das Gesicht ihres Gegners … Es war gänzlich verstümmelt und unkenntlich. Das warme Blut spritzte ihr entgegen, wärmte das kühle Gesicht und tropfte in den Schnee. Schwer schnaufte sie, rang regelrecht nach Luft, als sie sich endlich zu beruhigen versuchte. Doch ehe sie daran dachte wurde sie von einem schmerzerfüllter Schrei vom Schrein aufgeschreckt. Es war Veldarin, jener der mit ihr und Eskild zuerst an die Front zog. Hastig stand sie auf, fiel dadurch fast schon wieder auf die Knie und zwang sich die Hände wieder in den Schnee zu schieben. Die Kälte biss in den Gliedern, nervös suchte sie nach ihrer Axt und fand sie im Schnee. Sie dachte nicht lange nach und warf ihre Axt in den Schädel des Svanir Angreifers, der gerade zum Schlag auf Veldarin ausholen wollte. Eskild kämpfte auf der anderen Seite mit zwei weiteren, doch konnte er sie zu Fall bringen indem er sie enthauptete. Und dann kam endlich der Hoffnungsschimmer auf den alle warteten. Die Svanir zogen sich zurück. Erleichterung machte sie breit in Fraja und sie wollte schon einen triumphierenden Schrei heraus lassen, als sie vom Himmel ein kreischen hörte. Durch den Sturm konnte sie nur die Umrisse der Klaue von Jormag erkennen.
Klaue von Jormag. Geht in Deckung! Hatte der Havroun noch geschrieen, aber als sie sich zurückziehen wollte schlug bereits eine Eisscherbe auf den Rabenschrein ein und schlug die Schamanin zurück.
Das wars … die Schreine sind verloren
Als sie sich an die Eisscherbe erinnerte, fasste sie sich an die linke Brust. Für Fraja war es immer noch ein Stich ins Herz, als die verdorbene Scherbe den Rabenschrein einfror. Sie wusste noch, dass sie starr wurde und nicht kämpfen konnte. Der Ruf des Havrouns hatte ihre starre befeuert und ihr weißer Blick war nur dem eisigen Schrein gewidmet, bis der dunkle Wolfschamane sie auf die Schulter schlug. Reiß dich zusammen und kämpfe Weib! Rabe ist nicht verloren! Schrie Eskild sie an und holte sie aus ihre starre. Ein Kampfschrei später stürmte sie wieder auf die Svanir los.
Doch da verblasst die Erinnerung, denn an mehr wollte sie nicht denken. Stattdessen musste sie nun mit ihren Gefühlen kämpfen. Die Schlacht, die Situation in der sich befinden und die Ratlosigkeit, all das machte ihr zu schaffen. Aber sie darf nicht aufgeben, darf ihren Gefühlen nicht nachgeben. Und bei ihrem Versuch blitzen plötzlich die Erinnerungen an Karur auf. Gerade jetzt würde sie ihn brauchen, doch er war nicht mehr da. Sie würde ihn erst in den Nebeln wieder sehen. Und was würde er denken wenn er sie zweifeln sieht? Und was würde Eskild darüber denken? Würde auch er sie als schwach ansehen? Nein, er würde sie auffangen wie er es immer tat. Und dennoch, es war zu viel. Ihre Augen waren bereits glasig und sie wendete sich hastig ab, suchte nach einem Ort innerhalb der Feste wo sie allein war, wo sie niemand störte und sei es auch nur für Sekunden. Erst als sie dies sicher stellen konnte lehnte sie sich an die Mauer und lies schluchzend die Tränen freien lauf.
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