Die erste Woche

Es war nur schwer zu glauben, dass sie diese Reise wirklich erst vor einer Woche angetreten sind. Die Stürme, die Belagerungen, die Überfälle auf feindliche Lager. Entdeckung von unbekannten Ritualen, welche eigentliche Verbündete zu Feinden werden lässt. Das alles fühlte sich an, als wären schon Wochen vergangen. Ein wenig erinnerte ihn diese Zeit an Maguuma, als der Pakt gegen Mordremoth vorrückte. Kläglich dabei scheiterte und aus dem Himmel gerissen wurde. Dann wurde ihm schnell aber eine Sache bewusst. Der Dschungel hatte ganz klar versucht, die Angreifer umzubringen. Wer den Absturz überlebte war schnell Ziel von wilden Bestien, verräterischen Sylvari oder aggressiver Fauna geworden. Diese Situation war anders. Hier ging es nicht gezielt darum, getötet zu werden. Hier sollte ganz klar der Kampfwille gebrochen werden. Siege, die sich nach keinem Erfolg anfühlten, Jagdmissionen, welche zwar nicht ganz leer, allerdings auch nicht wirklich üppig ausfielen. Überfälle auf Svanir-Lager, welche ebenfalls nur wenig Erfolg mit sich brachten. Vielleicht ging es nur ihm so, allerdings kam es ihm so vor, als wäre das alles nur eine Probe, wie lange die Festung diesen Zuständen stand halten kann. Das es keine Rolle spielte, dass sie stand hielten. Wobei… so ganz alleine war er mit dieser Ansicht nicht. Mit einigen Freunden und Verbündeten hatte er sich ausgetauscht, und sie schienen ebenfalls der Ansicht zu sein, dass die momentane Situation alles andere als eine gute ist. Sie kamen nicht vorwärts, kamen nicht zurück. Sie standen still. Und dieser Stillstand sorgte dafür, dass sie ein gutes Ziel abgeben. Allerdings gab es auch einige, welche diesen Stillstand als was positives betrachteten. Die Situation ist schlecht, ja. Allerdings nicht so schlecht, dass die Gruppe sich zurück ziehen musste. Man müsse aushalten, und bei der erstbesten Gelegenheit zum Gegenschlag ausholen. Es fiel ihm schwer, diese Sicht zu teilen, allerdings konnte er dieser auch nicht wirklich was entgegen setzen. Unbewusst musste er da an einige Leute denken. Leute, die er sehr schätzte. Leute, mit denen er zwar nicht wirklich freundschaftlich zusammensteht, welche sich allerdings seinen Respekt verdient haben. Sogar Leute, die er einst liebte. Erst mit einem heftigen Kopfschütteln musste er sich diesen Gedankenzug vertreiben. Wenn er seine Gedanken weiter so wandern lässt, wird er schwach. Würde wieder in das Loch fallen, aus welchem er sich mit Mühe momentan versucht, rauszukraxeln. „Nie. Wieder.“ Diese Worte wurden frustriert ausgespuckt, während er versuchte, in einer weiteren unruhigen Nacht zumindest ein wenig Schlaf zu finden. Er weiß nicht, wie man die momentane Situation umdrehen kann. Er weiß nicht, wie seine Verbündeten diese Situation aushalten. Alles, was er wusste, war dass sie bald „irgendwas“ brauchen, was sich wie ein Sieg anfühlt. Und solange wird er kämpfen. Seine Freunde, seine Kameraden… er würde alles in seiner Macht stehende geben, um sie zu beschützen.