Im Bann des Labyrinths I

Ganz unkontrolliert und unvorhergesehen tauchte Celeste in den ersten Traum. Es war jedoch keine Erinnerung und auch kein Traum der ihr unbekannt war. Hazel von Aldrich lauerte ihr immer wieder auf, wenn ihr Herz ohnehin schon schwermütig war. Doch diesmal war alles anders.




Zaghaft bahnte sich die noch schwache Morgensonne durch die schweren Vorhänge vor ihren Fenstern. Die Wärme war längst nicht mehr so intensiv wie in den vergangenen Wochen und es war deutlich zu spüren, dass der Herbst nicht mehr lange auf sich warten ließ.


Celeste war schon erwacht. Sie war immer furchtbar früh erwacht, damit sie noch genug Zeit dafür hatte ihren eigenen und bizarren Hobbys nachzugehen. Zumindest war es ungewöhnlich bizarr für ein Kind ihres Standes und ihres Alters. Sie war erst Neun Sommer alt und studierte Malereien und Zeichnungen von Bienen, aber auch Bienen - eingerahmt in Glaskästen dienten ihr als Anschauungsmaterial. Alles war vor ihr auf dem Fußboden verteilt, aber in absoluter Ordnung und Symmetrie.


Doch seit Tagen war sie mit den Gedanken ganz woanders. Vor weniger als zwei Jahre gab es einen Einzug. Hazel von Aldrich gehörte fortan der Familie Morgayne an. Hazel hatte kindliches Interesse in Celeste erweckt. Ein anderes Mädchen, ungefähr in ihrem Alter – braune, lange Haare – braune große, schlaue Augen. Augen die tiefe Trauer trugen. Hazel war ein ruhiges Kind gewesen und erweckte nur dadurch das Interesse in der Morgayne.


Es ist ungewiss wie – aber die Morgayne und die von Aldrich ergaben eine unfassbare Sinfonie. Celeste hatte es geschafft nach Monaten der Trauer, Hazel wieder zum Lächeln zu bringen. Und genau dieses lächeln löste in Celeste neuerdings das Dringende Bedürfnis aus, immer in Hazels nähe bleiben zu wollen. Denn das Mädchen schien nur in Celestes Dasein zu ihrem lächeln zurück zu finden. Was die kleine Celeste warm im Herzen fühlen ließ.


„Ceeeeli!“, hörte sie die wohl Vertrauteste Stimme in diesen Gemäuern, bis Hazel in das Zimmer herein getrampelt war ohne einen Hauch von Anstand und Respekt. Doch bei Hazel hatte Celeste Nachsicht.
„Du bist wach.“, entgegnete sie Hazel und beide lachten leise. Jetzt waren garantiert nicht nur die beiden Mädchen wach gewesen. Dann sahen beide einander einen Moment an.


Hazel war Elf Jahre alt. Sie war ein wunderschönes Mädchen. Das schöne, helle Gesicht mit den braunen Augen umrahmten lange Braune und offene Haare.
„Darf ich dich wenigstens heute einmal in den Arm nehmen?“, durchbrach Hazel die Stille, die in diesem Moment herrschte.
Hazel so betreten zu sehen, zerbarst das kleine Herz der Morgayne. Deshalb nickte sie und beide nahmen einander in den Arm.
Ganz allein dieses warme Gefühl an jedem Tag, welches wuchs, wenn sie einander ansahen – wusste die kleine Celeste schon, dass Hazel eine große Bedeutung in ihrem Leben spielen wird.


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Kommentare 11

  • Ach wie süss. Jene Bindungen, die wir als Kind schon eingehen und sie über Jahre pflegen, werden wir als die schmerzhaftesten ansehen, wenn die Trennung vollzogen wird. Arme Celeste, da sie sich zusätzlich noch in dieses Mädchen und ihre beste Freundin verlieben wird... Auch bei dir zieh ich den Hut vor solch Wortgewandtheit und Beschreibungskunst.

  • Teil 2 Bitte, Danke.

  • Ich bin wirklich super gespannt auf die Traum-Geschichten. Diese hier finde ich sehr schön; sie zeigt, dass die Wurzel ihrer Bindung bereits in der gemeinsamen Kindheit liegt und macht es daher umso verständlicher, dass Celeste ihren Verlust nie so recht verwunden hat. Das wird ein hartes Pokerspiel für Don.

    • Das hoffe ich auch, dass es durch diese Geschichte klarer wird, wieso und weshalb. :)

    • In 2 Tagen ist es schon 2 Jahre her, @Motte. Wie die Zeit rennt. 🥺❤️

    • 2 Jahre, wie krass!

    • Ja! Ich liebe Eichenbruch so krass. ❤️

    • Ich auch! Gott, ich habe Don und Olivia so ewig nicht gespielt. Ich muss unbedingt herausfinden wie es Celi und Jona geht. Ò.ó ❤