Das Ya Ajvar


Das Ya Ajvar


RP-Mitschnitt zwischen @Annabelle E. und mir. <3


Amnoon schien niemals zu schlafen und das galt besonders für das Casino-Viertel. An den Straßenrändern lungerten Männer in matten Tüchern, jene gescheiterte Existenzen, die all ihr Geld bereits in den Spielhöllen verloren hatten; die Wagemutigen aber zogen blind an ihnen vorbei, ohne in ihnen ihre Zukunft zu erkennen. Die Casinos lockten sie mit warmen Licht, exotischen Speisen und schönen Frauen, unfassbar schönen Frauen. Es war ein Ort der Verheißung, an dem die Gefahren der Wüstenlande durch kurzweilige Vergnügungen in Vergessenheit gerieten.


An einem solchen Ort hatte Hazel von Aldrich eine Arbeit gefunden, die es ihr schon seit vielen Jahren ermöglichte, ihren Sohn durchzubringen. Das Ya Ajvar Casino war bisher im Besitz der Familie Dagan gewesen, ein ganz normales Casino, wie es sie unter der elonischen Sonne viele gab. Das einzige, was man von Hazel verlangt hatte, war die Menschen an den Spieltischen zu halten. Sie hatte ihre Arbeit gut gemacht und das Verhältnis war wohlwollend und familiär gewesen. Nach ihrer Rückkehr aus Kryta aber sollte alles anders sein. Die Führung hatte gewechselt, ihr Gauklerfreund hatte sie vorgewarnt. Anscheinend hatte der alte Dagan sich verkalkuliert und das Casino an einen Markt-Konkurrenten verloren, Shafir Kharash, wie der neue Inhaber sich nannte, wollte alles anders haben. Die Menschen allein an den Tischen zu halten reichte ihm nicht mehr, er wollte auch Freudenmädchen und Schaukämpfe! Jede Frau, die zuvor unter Dagan gearbeitet hatte, hatte von Kharash die Möglichkeit bekommen, ihre Stellung zu behalten, wenn sie bereit war den neuen Bedingungen zuzustimmen, der Vertrag lag bei Hazel auf dem Tisch als sie nachhause kam. Kharash, der sie niemals auch nur gesehen hatte, wollte von ihr, dass sie sich künftig kleidete wie eine Bauchtänzerin und dass sie blauen Lippenstift trug, denn alle seine Mädchen würden das tun. Es sollte Teil der neuen Marke sein, Teil des neuen Ya Ajvar Gefühls.


Die Laune der jungen Frau war bei ihrer Rückkehr nicht die beste gewesen, auch ein aufgewecktes Kerlchen wie Laurent konnte die Erinnerungen an Eichenbruch und die verlorene Freundin nicht retten, denn in Hazel's Augen war Celeste verloren gewesen in dem Moment, als sie sich entschieden hatte, nicht mit ihr zu flüchten sondern zu bleiben.


Die Vorwarnung ihres Gauklerfreundes, der sie danach sogar in den Arm genommen hatte, brachten Hazel zum seufzen und auch der neue Vertrag hinterließ ein Stirnrunzeln in ihrem Gesicht. Bauchtänzerin und auch noch blauen Lippenstift. Resigniert aber unterwarf sie sich der Forderung, denn Hazel von Aldrich brauchte das Geld, und nähte noch in der Nacht zum darauf folgenden Tag eines ihrer Kleider um, schnitt aus dem einstigen Einteiler ein Stück hinaus, so dass man den Bauch sah, verzierte es mit falschen Münzen und Perlen und entschied sich am späten Nachmittag die Lippen noch nicht blau zu schminken, weil sie die Idee verstörend fand. Vor allem wollte sie Laurent diesen "Anblick" ersparen. So trat sie eine halbe Stunde vor Schichtbeginn in den Seiteneingang des Casinos ein um sich erst einmal bei dem neuem Boss vor zu stellen.


"Hazel," empfing sie ihre Kollegin Kara, die nicht nur ebenfalls Bauchtanz trug sondern auch ihre Lippen blau geschminkt hatte. Um ihre Augen herum lag ein goldener Schimmer wie von Sternenstaub und tatsächlich befand sich auch das Casino in Umbau Arbeiten. Ein Gerüst stand da und ein Maler brachte das Firmament der Nacht an die Decke.


"Warum sind deine Lippen noch nicht blau?" fragte Kara. "Hast du es denn noch nicht gehört? Das Ya Ajvar hat einen neuen Inhaber und auch eine neue Bestimmung! Wir sind nun Schicksals-Damen, klingt das nicht magisch? Es heißt der blaue Kuss einer Schicksalsdame beschwöre die Gunst der Sterne." Sie tänzelte etwas vor Hazel her in ihrer blauen Plunderhose, ihre Bauchkettchen rasselten. "Die Glücksspieler werden uns die Bude einrennen! Wirst du auch ein Freudenmädchen sein? Ich wollte ja erst nicht, aber die Bezahlung ist so viel besser und die Freudenmädchen tragen goldene Schuhe, sieh nur!" Sie reckte ein Bein und präsentierte ihr die neuen goldenen Schuhe, die sie trug. "Oh, ich halte dich auf, du willst ganz sicher deinen Vertrag abgeben, aber soll ich dir nicht vorher noch die Lippen schminken?"


Für die Kollegin erstrahlte auf Hazel's Gesicht auch das so umwerfende Lächeln. "Du siehst bezaubernd aus!" lobte sie Kara auch ehrlich. Sie machte eine drehende Bewegung mit dem Finger um sich die Schönheit auch von allen Seiten an zu sehen und lachte, als da auch noch das Bauchkettchen rasselte. "Ich wollte mich draußen nicht so zeigen," gab Hazel zu. "Es reicht, wenn wir den Kram hier ins Gesicht schmieren müssen. Ehrlich. Wer findet blauen Lippenstift denn anziehend? Ich finde dich ohne hundert, nein, tausend mal hübscher." Ihre Stimme klang verschwörerisch. "Erzähl mir, wie er ist und welche Alternativen er anbietet, wenn man kein Freudenmädchen sein will. Ich habe diese Stelle damals nur angenommen, weil Dagan von uns nie verlangt hat, uns zu verkaufen. Ich hoffe das tut der Neue nun auch nicht." Und damit gab sie Kara auch die Erlaubnis, ihr die Lippen anzumalen.


Kara lachte heiter und schminkte Hazel. "Er ist sehr nett und elegant, ein Visionär. Aber ich glaube, er kommt nicht aus der Kristallwüste. Keine Sorge, du musst kein Freudenmädchen sein, du kannst auch einfach weiter in deiner alten Stellung arbeiten, aber die Freudenmädchen haben Privilegien. Da sind nicht nur die goldenen Schuhe und die bessere Bezahlung, sie dürfen auch auf seine privaten Feiern, wo viele hochrangige Herrschaften verkehren. Auch Kormir-Priester, so heißt es, kannst du dir das vorstellen?"


Ein anderes Mädchen rief nach Kara und so schenkte sie Hazel nur schnell noch ein abschließendes Lächeln: "Egal, was du tust, bitte hör nicht auf, ja? Wir brauchen dich hier. Keine spielt so gut Karten wie du, Hazel."


Hazel verabschiedete ihre Kollegin und sah dann in den Spiegel. Das Blau tat ihrer Hautfarbe gar nicht gut. Absolut nicht. Das offene Haar wurde jetzt doch mal am Hinterkopf geknotet, so dass es locker saß und ihr auch hier Strähnen wieder hinaus rutschten. Doch so konnte sie den Anblick irgendwie besser ertragen. Es musste so gehen! Sie bewegte sich zum Büro und klopfte dort angekommen auch mutig an die Tür.

Kommentare 3

  • Uhhh, Celeste ist verloren und der Kuss vergiftet. Nun noch ein neues Ende für die gute Hazel. Ich hoffe, sie bleibt hier zumindest ihrem Ehrgeiz als Mutter bei und verkauft sich nicht unter Wert und als Freudenmädchen. Sofern die Beere noch anhält, wäre das ein schlechtes Angebot... Ob wir noch oft von Hazel hören werden in der Zukunft? Immerhin sollte Laurent damit ein Sparbüchlein von Don erhalten haben, sofern Hazel es nicht ausgeschlagen hat. Wobei von Flucht die Rede ist... Ob Hazel mit ihrem Sohn Hals über Kopf vor Don geflüchtet ist? Was das wohl für weitere Spannungen innerhalb von Celeste's und Don's Verlobung und Partnerschaft heraufbeschwört?

    • Oh Gott, die Idee ist herrlich, also dass die Beere IMMERNOCH wirkt. Haha, ich glaube, da hätte Hazel nicht viel Erfolg bei ihrer Arbeit. xD <3


      Ansich schulde ich dir (und den anderen) noch die Vanhoven Geschichte, wo Hazel im wahrsten Sinne 'in die Wüste' geschickt wurde. Sonst ist der Bruch hier recht harsch zu lesen.


      Danke dir!

    • Ich bitte drum! Dann kann ich wieder psychologisieren wie wild xD