Vero
„Du wirst mich begleiten.“ Das Feuer brannte in seinen sonst leeren Augen. Ich suchte vergeblich nach etwas anderem darin. Alles musste dem Eifer weichen – angestachelt durch energische Predigten der Priester. „Ich werde hierbleiben und ich möchte, dass auch du dir das nochmal gründlich überlegst.“ Meine Entscheidung stand fest, auch wenn die Stimme abbrach und ich die Worte beinahe flüsterte. Wir wussten beide worauf diese Unterhaltung hinaus lief.
„Das war keine Frage.“ Die Ader an seinem Hals pulsierte sichtbar, entsprechend stark war der Griff an meine Schultern, unkontrolliert und viel fester als alle Male zuvor. Eindringlich starrte er mich an und für einen flüchtigen Augenblick dachte ich, dass er noch nicht ganz verloren war. „Nein, Vero.“ Dieses Mal durfte es keine Kompromisse geben, ich musste uns retten. Ihn, davor einen Fehler zu begehen und mich, vor einem gemeinsamen Verderben. In Elona gab es keine Zukunft für uns.
„Ende der Woche legt unser Schiff ab. Pack. Deine. Sachen.“ Schiere Wut klang in seinem Timbre mit – jedes einzelne Wort zorniger als das vorherige.
„Nein.“
Vielleicht hätte ich noch mehr gesagt, doch stattdessen taumelte ich nach der Ohrfeige zurück. Die Kommode hinter uns schrappte über den Boden als ich dagegen stieß. Das Klingeln in meinen Ohren war lauter als sein rasender Zorn, der sich nun über mich entlud. War es Liebe oder… „Angst. Du hast doch nur Angst die Kontrolle zu verlieren. Die Macht die du über mich hast! Du hast Angst allein zu sein, Vero! Angst in Elona zu versagen und niemanden zu haben der dich auffangen kann!“ spuckte ich ihm ins Gesicht als sein massiger Körper mich an die Wand drückte.
Es war das erste und letzte Mal in unserer Beziehung, in dem ich sein Zögern bemerkte.
...
„Sein Blut klebt an meinen Händen.“ An jenem Abend stieß ich den Brieföffner in seinen Oberschenkel – er lag auf der Kommode, gegen die ich getaumelt bin.
„Ein Geschenk zu unserer Hochzeit.“ Ich erinnere mich noch heute an das leidenschaftliche Gelübde und das Versprechen, für mich zu sterben, wenn es nur sein musste.„Durch diese Wunde habe ich sein Schicksal in Elona besiegelt.“
Es brauchte Wochen, um die Eheurkunde aus den Archiven des Klerus Ordens zu entwenden. Den Eintrag in das städtische Register hatten wir noch gar nicht eingereicht. All meine Papiere liefen noch auf meinen Mädchennamen.
„Er hätte niemals bis zu seiner Ankunft genesen können. Ich hatte gehofft, dass es ihn von seinem Entschluss abbringt, das er in Götterfels bleibt und wir nochmal miteinander sprechen können.“ Stattdessen habe ich nur dafür gesorgt, dass der Tod ihn schneller findet.
Kommentare 5
Kahlee
Ich mag Maya.
Saso
Gut. Dann braucht da jemand bestimmtes nicht mehr hin und verhauen.
Minna Autor
Naww.
Zusammenhalt!
Amnesyas
Ich weiß nicht wer sie sind, aber... wow. Was für eine intensive, beklemmende Stimmung und SO toll geschrieben.
Minna Autor
Dankeschön. Es freut mich, wenn es auch dann gefällt, wenn man die Charaktere nicht kennt.