Alte Kontakte, neue Probleme

Auch wenn die Sonne, welche hoch am Firmament stand und der Wind der Freiheit, welcher ihm um die Nase wehte, doch ein altvertrauter Anblick waren, so schien es für Gildas so... Fremd geworden zu sein. Niemals hätte er gegelaubt das er sich so sehr selbst verlieren würde, das er vom Erdboden verschluckt und sein Name in Vergessenheit geraten würde. Doch war es wirklich etwas das ihn überraschen sollte? Wohl weniger. Die alte, von dutzenden Kerben gezierte Rüstung passte noch immer genau an seinen eigenen Leib, als wäre es seine zweite Haut und als hätte sie nur darauf gewartet wieder angelegt zu werden.

,,Bei den Sechs... Gildas Crawford!" Die laute und doch irgendwie bekannte Stimme riss ihn aus seinen eigenen Gedanken heraus, zerrten ihn unwillig zurück in die Gegenwart, weshalb das graue Augenmerk nach oben glitt und sich auf das Gesicht des alten Mannes legte, welcher ihn gerufen hatte. "Es gingen die Gerüchte um Ihr wäret gestorben! Hättet unter Feinden und Alkohol begraben ins Gras gebissen! Aber nein, nicht der Held von Ebonfalke!"

Das Lachen des Mannes hallte in seinen Ohren nach, blinzelte er in einer Mischung aus Überraschung und Verwirrung, bevor er den Mann ihm gegenüber endlich in die erfreuten Augen blickte. Die Zahnräder arbeiteten und mahlten in seinem Gedankenpalast, versuchten zu finden warum dieser Mann ihn kannte und endlich, nach einer gefühlten Ewigkeit, rückten alle Stücke in ihre vorgesehene Form und entblößten ihm das Bild seiner eigenen Gedanken. "Meister Ashton, es ist bestimmt schon... Zehn Jahre her das ich Euren Hof von den Banditen befreite!"

Connor Ashton, ein lokaler Bauer welcher vor etlichen Jahren die Hilfe eines Söldners ersuchte. Gildas war zu jenen Zeiten noch aktiv in diesem Geschäft, hatte er mit seiner eigenen Truppe gerade den Durchbruch geschafft als er auf Ashtons Gehöft eingetroffen war. Eine Gruppe von Taugenichtsen hatte seinen Hof in einem festen Griff gehabt, erpressten seine Familie und drohten mit der Verbrennung seiner Felder und Vergiftung seiner Tiere. Es hatte nicht viel dazu gehört diese Gefahr zu bannen, waren es allem Anschein nach nur eine handvoll Leute, die mit der Hilfe von Mesmerei eine große Bande gegaukelt hatten. Auch wenn Gildas immer wieder die Lorbeeren für diesen Auftrag eingeheimst hatte, so war es nicht er welcher die Trickserei aufgedeckt hatte, denn von Magie hatte er bis heute absolut keine Ahnung.

"Und noch bis heute ist Euer Name deshalb in unseren Wänden nicht vergessen!" Das tiefe Lachen des alten Bauern ließ selbst die Mundwinkel von Gildas nach oben zucken, auch wenn ihm noch immer sanft der Schädel von der durchzechten Nacht pochte. Es würde wohl noch einige Tage dauern bis er endlich wieder in alter Form war... Wenn er jemals dorthin wieder zurück kam. "Doch sagt... Sind Eure Klingen noch zur Verfügung? Das Gehöft... Ist ein weiteres Mal in Bedrängnis geraten..." Demütig senkte der alte Ashton den Kopf, als würde die Frage alleine bereits einiges ihm abverlangen.

Der in die Tage gekommene Söldner schnaubte dagegen nur und ließ die gepanzerten Schultern unter seichtem Rascheln der Kettenglieder kreisen. "Die Freien Klingen existieren nicht mehr... Doch mein Schwert ist Euer - Ohne Bezahlung. Ob der alten Zeiten Willen." Das war schon damals sein Verhängnis gewesen, hatte er zu seinen aktivien Zeiten zu oft bereits die Bezahlung ausgeschlagen aufgrund diverser Ereignisse. Sei es Mitleid, Bescheidenheit oder schlichtweg Dummheit. Es war wohl einer der Gründe weshalb Gildas bei seinen damaligen Auftraggebern so beliebt geworden war.

Der alte Bauer lachte vergnügt auf und humpelte schon langsam in die Richtung aus die er gekommen war. Dabei erzählte er von den Entwicklungen seines Guts, wie es der Familie so ging und welche Probleme sie wieder erwarteten. Doch Gildas hatte bereits aufgehört ihm zuzuhören, war er viel zu sehr in den eigenen Gedanken gefangen. Es war vielleicht nicht wirklich Höflich seinerseits das er nur mit halbem Ohr - wenn überhaupt - zuhörte, doch es war immer wieder das selbe. Gildas mochte die letzten Monate und vielleicht auch Jahre von der Bildfläche verschwunden gewesen sein, doch dieses Geschäft veränderte sich nur Mühselig. Deshalb musste er nun doch sacht schmunzeln als er seinen eigenen Gedanken lauschte. Nach all den Jahren war der erste Auftrag den er fand von jemandem dem er schon mal geholfen hatte und wieder einmal arbeitete er ohne einen Sold am Ende...

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