Wie konnte ein Verstand gleichzeitig zum Bersten gefüllt, schaumig überquellend und doch völlig leergefegt sein? Wie konnte das sein, dass er nicht denken konnte? Zu voll und zu leer war zum Denken, wie ein leckes Schiff, das stillschweigend durch dichten Nebel glitt, die Wellen schwarz, der Himmel verdeckt, sein Bauch wasserdurchflutet? Wann hatte er sich in den Nebel verirrt? Warum war er noch nicht versunken?
Thrascias starrte auf seinen Schreibtisch, ohne ihn zu sehen. Ihm war, als schwankte die Tischkante, als schwankten sein Stuhl, der Boden, die Bücherregale seines Dachbodens. Warum rollte sein Tintenfass nicht weg, bei dieser Bewegung? Warum saß er selbst noch?
Ihm war, als krochen die Schatten näher. Die Schatten, die sonst lieblich seine Öllampe umtanzten, die sonst friedlich seine Bücher hüteten, wirkten plötzlich lauernd und schnappend und er schloss die Augen gegen den Strudel der Furcht, die schwer aus seinem Magen in seine Lunge schwellen wollte, wie schwarzes Wasser in ein leckes Schiff. Er schloss die Augen gegen die Kälte, die sich durch seine Knochen zog, seine Glieder beschwerte, als sei er längst schon versunken und verschwunden in eisiger Tiefe.
Ihm war, als rauschten seine Ohren mit der dumpfen Wucht des Wassers, das ihm mehr als bis zum Halse stand, das an ihm riss, tobte, ihn gänzlich umfasste.
Das Gefühl des Schwankens wich dem des Schwebens, wich dem des Kenterns so markant, dass seine Beine zuckten. Als sein Fuß sein Stuhlbein streifte, erstarrte er, die Augen aufgerissen.
Er konnte nicht denken. Da war nichts, an das er denken konnte. Sein Geist glitt am rettenden Halt der Gedanken vorbei wie Wasser um einen Stein, wie Schatten um eine Flamme, und ließ ihn zurück mit dem Wasser in seiner Lunge, der groben Furcht in seiner Kehle.
Sein Atem ging schwerer. Die Schatten flossen näher, aber er sah ihnen nicht zu. Sein Herz flatternd in seiner Brust, starrte er klamm auf die Öllampe an seinem Schreibtisch. Auf den Briefumschlag, der dort ruhte. Pastellbeige und blumenverziert prangte dieser hell wie ein Leuchtturm jenseits eines Abgrunds.
Langsam und mit bebenden Fingern regte Thrascias seinen Arm, um das glänzende Papier zu greifen. Je länger er es in Augenschein nahm, desto lichter wurde der Nebel um seinen Verstand.
Eine Hochzeit. Aurélies Hochzeit.
Menschen. Funktionieren müssen. Um den Adel herumtanzen. Wie fern widerhallende Echos drangen die Ideen zu ihm durch.
Vielleicht vermochte eine Feier es ja, seinen Kurs zu richten.
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