Geheimnisse in Stein

Die hellbraunen Iriden der Iremia Kronbach legten sich gelangweilt aus dem Fenster ihres Arbeitszimmer auf das rege Treiben der Passanten. Mit einer gewissen Abwesenheit in Geist und Haltung tippte sie sich immer wieder mit einem tiefschwarzen Füllfederhalter gegen die fein geschminkte Unterlippe und murmelte dabei: „Irgendwas mache ich falsch…“


Langsam strich die Frau mit der freien Hand und ihren grazilen Fingern über das tiefbraune Holz ihres Schreibtischs und neigte das schwarzgelockte Haupt etwas zur Seite. „Was kann es nur sein… was nur“. Plötzlich schmetterte sie den Füllfederhalter regelrecht auf den Tisch und legte die Iriden auf die kleine Skulptur einer in Stein gemeißelten Blume. „Verrat mir doch endlich deine Geheimnisse..“, murrte sie wieder und hob beide Hände wie eine schützende Glocke über die Blume. „..nur ein einziges Mal, das würde schon reichen. Die dunkelblau geschminkten Augenlider schlossen sich, sie straffte die Haltung wieder und erhob das Haupt, ehe in fast schon engelsgleicher Stimme ein alter Gesang angeschlagen wurde: „ A eternum al arboreum, per edore resurrekti zu mortikum“


Ein sanftes Glühen, in einem hellen Türkis, legte sich auf die Fingerspitzen der Frau und zog feine Fäden zu den versteinerten Blättern der Blume, ehe auch diese in das selbe kühle Licht getaucht war. „A sanctu al defender zu arboreum. Par itzkein zein mysterium“, sang die Frau weiter und das Glühen erfüllte fast den ganzen Raum in seinem kalten Licht, ehe sie wieder von vorne die Zeilen des Liedes zu rezitieren begann. Je länger sie sich in dem göttlichen Chor befand, desto mehr straffte sich ihre Haltung, bis mit einem Mal ein lauter Knall durch das Haus hallte. Die Komtess lag auf dem Boden und war mit ihrem Stuhl nach hinten umgekippt, als sie ihre Augen öffnete, sah sie das letzte Schimmern des alten Zaubers vor ihren Augen verfliegen.


Wütend schlug Sie mit der Faust neben sich auf den Boden und gab unsäglich unflätige canthanische Flüche von sich, ehe sie sich langsam wieder aufrappelte und mit drohendem Zeigefinger auf die Blume zeigte. „Ich entlock dir deine Geheimnisse noch, das schwöre ich bei Sankt Viktor.“, murrte Sie, ehe sie stürmischen Schrittes den Raum verließ und die Türe hinter sich zuschlug.

Kommentare 1

  • Ich habe es ja schon geschrieben als ich es vorher lesen durfte, aber es ist einfachg roßartig und wird hoffentlich der Auftakt einiger tollen Rollenspiele!