Geheimnisse im Blick

Die königliche Bibliothek von Götterfels hatte viele Geheimnisse und doch schaffte es Iremia immer, das langweiligste Buch von allen aus dem Regal zu ziehen. “Nur leere Worte und keine Lösungen…”, murrte sie in normaler Lautstärke, als sie zischend von der alten Bibliothekarin ermahnt wurde. Entschuldigend hob die Komtess eine Hand und blätterte in dem alten Werk herum, während sie immer wieder das Haupt schüttelte. “Das.. bringt mich alles nicht weiter.”, murrte sie leise zu sich selbst und ließ den Blick über die unzähligen Regale streifen. Doch am Ende war es kein Buch, das ihre Aufmerksamkeit erhielt, sondern das Fenster auf den oberen Ring der Stadt.

Die Komtess von Moosberg flanierte gerade mit ihrer Entourage über die Straßen und schien in einem Gespräch mit ihrer Leibwache vertieft. Iremia neigte das Haupt etwas zur Seite, ehe sie schließlich an das Fenster trat, um einen besseren Blick auf die Dame zu haben. “Das.. könnte mich aber weiter bringen.”, murmelte sie und folgte mit ihrem Blick den Weg Esmes. Selbige aber bekam offensichtlich von ihrer Beobachterin nichts mit und blieb schließlich einen Moment stehen, um sich besser unterhalten zu können. “Das.. das könnte die Lösung sein. Wenn in dem Ansatz folge dann…”, murmelte Iremia wieder und ein Lächeln legte sich auf ihre Lippen. Sie tippte mit dem Zeigefinger mehre Male auf selbigen herum, ehe sie wieder vor sich hin murmelte. “Wenn ich den Ansatz verfolge, und herausfinde wie sie sich so mühelos bewegen kann, trotz ihrer Blindheit, dann könnte ich vielleicht eine bessere Verbindung zu den Nebeln aufbauen und damit könnte ic~” “SHHHHHHH”, kam es mit finsterem Blick von der Bibliothekarin. Iremia hob schließlich entschuldigend die Hände und ging zu ihrem Platz zurück, schlug ihr Buch zu und brachte es schließlich, sich weiter entschuldigend, zur Bibliothekarin zurück.

Als sie nach einer Weile das Gebäude verließ und auf die Straße trat, fühlte es sich an, als ob der Lärm der Stadt sie wie in einer Welle verschluckte. Sie lächelte knapp auf und schaute sich um, aber von der Komtess keine Spur mehr. “Deine Geheimnisse, entreiße ich dir auch noch.”