Schubladendenken

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"Gewiss ist es eine Frage die mir nicht erlaubt sei, aber wieso wählt ihr dieses Motiv? Es ist doch recht ungewöhnlich - eine Adelsdame wie ihr - sich ein derart anstössiges Gemälde in das Haus zu hängen.", fragte Mattheo ohne jeglichen Vorwurf in der Stimme. Tatsächliches interesse wohl eher. Das braun seiner Augen ruhte auf dem sommersprossigen Gesicht, welche anschließend wanderten und betrachteten wie die Dunkelhaarige mit den feinen Fingern über die Farben fährt - dabei entdeckte er ein Detail das ihn doch etwas erröten ließ. Das Aquamarin der Baronin lag auf den Rippenbögen der Frau, die so seicht im Wasser trieb und irgendwie etwas sorgloses hatte. Vielleicht wirkte es deshalb so anstössig, weil die Dame ungeniert starrte?


Celeste hob den Blick und durchbohrte Mattheo nahezu. Sie hatte einen lauernden, aber auch analysierenden Blick. "Was meint Ihr mit eine Adelsdame wie Ihr?", fragte die kleine, bleiche Frau und wandt den Blick vergrämt ab, wieder auf das Bild mit der unbekannten Schönheit.


"Oh, ich meinte nur, weil ihr...", begann er und schon fiel ihm Celeste ins Wort. "... Ohhh. Oh! In diese Richtung soll dieses Gespräch gehen, ich verstehe.", schnalzte die Baronin abschätzig mit der Zunge und scholt ihn mit einem grimmigen Lächeln. "Es ist nicht immer alles so wie es scheint, Herr Vogelfrey."


Mattheo ließ sich von Celestes abschätzigen, tadelndem Blick nicht beirren und blieb ruhig. "Verzeiht, wenn meine Worte unpassend waren, Baronin. Ich habe nicht die Absicht, jemanden zu beleidigen oder zu verurteilen. Ich bin lediglich neugierig und interessiert an den Geschichten hinter den Kunstwerken, denen Betrachter ihr geben."


Celeste betrachtete ihn skeptisch, aber ihre Miene wurde etwas weicher. "Es ist, dass dieses Gemälde eine gewisse Provokation in sich trägt. Doch es gibt mehr als nur das Offensichtliche, mehr als nur die Oberfläche. Es zeigt eine Frau, die sich ihrer Sinnlichkeit und ihrer Freiheit bewusst ist. Sie verkörpert eine Stärke, die oft von der Gesellschaft verurteilt wird."


Mattheo nickte verständnisvoll, als er sich näherte und sein Gesicht auf ihre höhe neben ihres kam um das Gemälde zu betrachten. Dabei musste er etwas in die Knie. "Es ist faszinierend, wie Kunst uns dazu bringt, über solche Themen nachzudenken und unsere eigenen Vorurteile zu hinterfragen. Es ist wichtig, dass wir uns erlauben, verschiedene Perspektiven einzunehmen und uns von unseren vorgefassten Meinungen zu lösen."


"Betrachtet mich als eine Hedonistin, sofern es Eure Neugier befriedigt. Eine Hedonistin, welche die Gesellschaft ihres Ehemannes genießt." Mit diesen Worten wandte sie sich von dem Mann ab, als er ihr zu nahe kam. Sie strich sich fahrig eine dunkle Strähne hinter ihr Ohr, als den Mann wieder ein strafender Blick trifft.


"E-entschuldigung." Jetzt fiel ihm auch dieser Faux-Pas auf. Sie trug einen Ehering und kam mit der Kutsche der Eichenbruchs. Sie war in keine Schublade zu sortieren, die er versucht hatte zu öffnen.


"... und die Miss wollte es Gewiss nicht?", erkundigte sich Celeste um die unangenehme Stille zu durchbrechen und neigte den Kopf schief.


"Doch, doch. Nur hat Miss Lleto keine Verwendung dafür gefunden. Ihr war nur wichtig zu spenden. Ein Kauf, gebunden an einen Zweck."


"Verstehe. Packt es mir ein. Meine Zahlung erfolgt jedoch unter der Bedingung, dass die Dame sämtliches Gold zurückerstattet bekommt, welches sie zuvor investiert hat. Der Preis, den ich dafür zu zahlen bereit bin, spielt dabei keine Rolle."


"Si-sicher.", stotterte der Mann, verneigte sich dankbar. Der Handel war beschlossen und Leichtigkeit fand eine Besitzerin die das Gemälde besser zu schätzen wusste.

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