An der Lyssaspirale

"...gehet hin mit dem Segen der Vielgesichtigen. Möget ihr gemeinsam durch die Schleier Verborgenes erkennen", Anastasia senkte die eben zum Segen gehobenen Hände und lächelte äußerst freundlich den Vermählten vor sich zu. Beide waren nicht mehr in der Blüte ihrer Jahre und wirkten doch wie junge Verliebte. Sie mit dem kleinen Blumenkranz in schon leicht ergrauendem Haar und er stattlich in einer früheren Ausgehuniform. Dankbar und voller Freude verließen sie gemeinsam mit den wenigen Gästen den Tempel und passierten auf dem Weg hinaus eine weitere, aber länger dienende Priesterin als jene, die sie traute.


Eben jene Ältere grüßte Anastasia höflich und freundlich dort an ihrem Fleckchen an dem sie die ganze Zeremonie über gestanden hatte. Doch diese stagnierte in ihren Schritten, neigte das Haupt zur eingehenden Musterung um dann ungehalten die Finger zu einem Schnippsen zu rühren. Anastasia zerfiel in feine violette Splitter und Schmetterlinge und die wahre Priesterin erschien sitzend, mit einem Buch auf den Knien unweit des Wasserspiels: "Ups.." Zu mehr kam sie nicht als das Zettern auf sie einprasselte, wie der Herbstregen welke Blätter vom Baum mit sich nahm. Fehlender Ernst, fehlender Respekt und anderes flog ihr um taube Ohren, denn wirklich etwas gab sie nicht darauf. "Bei Lyss, sie sind doch glücklich über ihre Vermählung. Warum sollte ich mir die Beine in den Bauch stehen dabei?" War die einzige, etwas genervte Antwort ihrerseits und mit eben jener verschwand sie auch und ließ die Schimpfende einfach stehen. Würde es noch weiteren Ärger geben? Sicherlich. War es ihr einerlei? Absolut!

Kommentare 4

  • Aaach. Ist doch nichts dabei. :D Sehr süß geschrieben. Ich mag Anastasia.

    • Eben! Segen der Göttin gab es ja, man darf da nicht so kleinlich sein. :D

  • Sehr sympathisch. Ich musste schmunzeln. Schön wie du den Text sehr lieb einläutest und dann dieses kleine Frettchen am Ende dabei heraus kommt :D