Von verlorenen Freunden - Die Kleine Welt des Grafen von Halkor

Wieder zurück in der Menschen-Hauptstadt und das mit der gesamten Familie. Der Junker hatte ihn davon überzeugt es wäre doch schön die Wintertage gemeinsam in Götterfels zu verbringen und obwohl der Graf nun das Chaos in Form seiner Geschwister täglich um sich hatte und er sie wirklich liebte, konnte er seine Gedanken über verlorene Freundschaften nicht so einfach abwenden. Es beschäftigte ihn sehr. Immer wieder stellte er sich selbst in Frage. Dann doch die Gesellschaft und jene die er einst seine Freunde nannte.


Es begann damals mit der (damals noch) Baroness Aurelie Chevalier. Sie war eine der ersten Freundschaften, die er hier aufbauen konnte. Dann hatte sie ihren jetzigen Ehegatten kennengelernt und der Kontakt brach ab. Wobei nicht ganz. Es war der Lyssafest-Skandal gewesen der sie schlussendlich komplett entzweite. Nun war sie weg. Verschanzte sich im Ministerium, pflegte ihren Gatten und brütete ihren Nachwuchs aus. Vielleicht war es besser so? Der Graf hatte sich sehr klar auf die Seite der Forbes positioniert und sicher auch harsch entsprechend Stellung gegen Aurelie bezogen. Sie hatte versucht ihre Schwester zu schützen. Das wusste er mittlerweile und hatte dafür auch Verständnis. Doch es war, wie es war.


Dann war da die Fürstin Cunningham gewesen. Wie sehr erheiterte es den Grafen mit ihr auf den Festen über die Anwesenden zu lästern und mit ihr gemeinsam die Nase hoch zu tragen. Doch auch sie hatte sich von ihm abgewandt und auch verändert, seiner Meinung nach. Er traute ihr nicht mehr und doch war da der Wunsch nach der alten Begebenheit. Sie hatte versucht ihren Fehler wieder gut zu machen und dann doch damit begonnen ihn zu schneiden, da der Graf einem Vertrauensbruch sehr nachtragend gegenüber stand. Es war zu schwer gewesen sich sein Vertrauen zurück zu gewinnen. Niemand konnte es der Fürstin übel nehmen, dass sie eventuell beschloss er war die Mühe nicht wert.


Eine Weile hatte er eine Art Lehrling gehabt, den er auf alte Werte, oder auch einfach auf seine Werte aufbauen wollte. Doch eine zu enge Sehnsucht ließ den Grafen jenes dünnes Band durchschneiden und er stieß den jungen Mann von sich. Faelasniel hatte doch nur jemanden gesucht an den er sich halten konnte. So machte es den Eindruck. Desmor würde dafür nicht die Verantwortung übernehmen. Die anfängliche Sympathie schlug in Missfallen um, besonders als der junge Mann sich als nächstes den Junker aussuchte und es dem Grafen nicht gefiel wie dieser sich nun um Probleme dieses Jungen kümmern sollte. Jene Nähe, die Desmor so harsch von sich geschlagen hatte, versuchte er nun beim Junker einzuholen.


Mit wankelmütigen Personen konnte er noch nie gut. Er brauchte einen roten Faden, an dem er sich orientieren konnte. Er selbst erlaubte sich nur wenige und dann auch nur dezente Abweichungen seines Verhaltens und bot den Leuten daher wohl wenig Abwechslung. Doch wer Desmor von Halkor seinen Freund nennen konnte, der hatte einen treuen und direkten Mann an seiner Seite. Nun war er, nach der Meinung anderer von der Gesellschaft ausgestoßen. War er das? Was hatte er verbrochen? Angeblich hatte er schlecht über Gregorij Cornwall gesprochen. Er hatte zwar oft ein schlechtes Namensgedächnis, aber daran über seinen Freund (er dachte auch hier, er wäre einer) hatte er seinen Erinnerungen nach kein schlechtes Wort verloren. Nie hatte der Mann ihm etwas getan, also hatte er nie einen Grund dazu. Einst wollte er ihn gar in den elitären Kreis mit aufnehmen, aber der Baron zog sich eine Weile aus der Öffentlichkeit zurück. Dann wurden sowieso alle Handlungen in Richtung des Kreises eingestellt. Der Baron hörte dann auch lieber auf irgendeine Quelle, anstelle das direkte Gespräch mit ihm zu suchen. Das nahm Desmor ihm übel. Nun wollte niemand auf den anderen zugehen und es gab niemanden der vermitteln könnte oder wollte.


Desmor war in einer Sache schuldig. Er hatte versucht sich einen Freund mit seiner mesmerischen Begabung zu manipulieren, aber auch jene Person entschwand einfach. War es aufgefallen? Dabei war er meisterlich in der Gedankenmanipulation und hatte seine Spuren gut verwischt. Nicht mal so konnte er jemanden an sich binden. Wie tief war er gesunken? Es war zwar auch Teil eines Handels gewesen, aber aus diesem Handel hat er ebenso wenig Erkenntnisse ziehen können. Es fühlte sich an, als würde man in die elonische Wüste packen und versuchen jedes der Körner zu halten, welche dann doch zwischen den Fingern hindurch rieseln.


Doch der Graf war nicht am Ende. Er hatte seine Familie und er hatte Elian Forbes, Junker zu Fähengrab. Mittlerweile hatte der Junker sich so oft bewiesen und stets treu an seiner Seite gestanden, dass er ihn im Vertrauen auf selbe Stufe stellen konnte, wie seine Familie. Ein Bruch dort, würde den Grafen vermutlich brechen.

Ein weiterer Stern am dunklen Himmel war die Baroness Ashcroft, die sich die Mühe machte einen kleinen Schein hinter der Fassade von Grafen zu erhaschen und obwohl man auch bereits den ein oder anderen kleinen Konflikt hatte, schätzten sie einander. Sie war eine Freundin geworden, die er aber mit Vorsicht entgegen blickte. Er war stets darauf gefasst, dass auch sie sich einfach abwenden könnte.

In der Ferne wäre noch die Komtess zu Moosberg zu nennen, jedoch beschränkte sich der Kontakt zuletzt allein auf einen Briefwechsel.


Das war die kleine Welt des Grafen. Sie war völlig ausreichend und er hatte ein gutes Leben. Doch wie in jedem Leben gab es nun mal diese schwarzen Flecken auf der Seele, die sich nicht einfach abschütteln ließen. Entscheidungen die er treffen musste, um die zu schützen die er liebte. Nicht zuletzt sogar sein Einverständnis zu erteilen, dass ein Charr-Trupp ihm mit der Harpyienplage in Halkor unterstütze. Als alteingesessener Ascalonier sträubte sich alles in ihm dagegen, aber seine Verantwortung als Graf ließ ihn sich beugen. Vielleicht der erste Schritt der Völkerverständigung, der nun auch ihn erreicht hat.


Ein gutes Leben... es ist gut.

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