Fragwürdige Bekanntschaften

"Als wär' ich dumm genug Ärger mit dir anzufang'n"


Ein Satz, der nicht mehr aus seinem Verstand weichen wollte, während er träge in seinem Sessel hing, die Beine über die Armlehne gestreckt und den Kopf weit in den Nacken gelegt hatte. Das Lächeln auf seinen Lippen war ohne Bestand, denn es veränderte sich im Takt seines kräftig schlagenden Herzens. Gefahr oder spannende Wendung? Heranwachsendes Problem, das Beseitigung finden musste oder doch nur neckisches Beiwerk in diesem Reigen, den zu spinnen sie alle so viel Zeit, Geld und Ausdauer gekostet hatte?!


Löwenstein...Was hatte dieses grässliche Vieh eigentlich nicht verstanden? Wie verzhaitant noch eins sollte sie nach Löwenstein kommen bei all den Kontrollen, spitzen Soldaten und notgeilen Gaffern, die sabbernd darauf warteten zuzuschlagen und ihren Teil vom Kuchen zu bekommen, der so versalzen und dröge, am Ende niemals Lohn sein konnte? Löwenstein...oh bei den Göttern, er verabscheute diese Stadt. Er verabscheute ihre Bürger, ihre Rechtslage, ihr neues Gewand, das so falsch und edel anmutete und doch nur Kleid für pestbeulige Ratten war, die dadurch nicht an Intellekt gewonnen hatten. Aber ach...was sollte es schon? Am Ende konnte er immer noch nein sagen. Sagen, dass er sie nicht hatte finden, sie nicht hatte erreichen können...Aber wollte er das denn? Wollte er sich diesen Spaß entgehen lassen? Wollte er selber im Ungewissen darüber bleiben, welches Angebot, welche Rede ihr unterbreitet werden würde? Ja...und nein. Sein Schnaufen war voller Ironie in diesem Moment. Ob -er- sich dereinst auch diese oder ähnliche Fragen gestellt hatte? Gewiss...Jeder in seiner Position kam zwangsläufig in den Genuss derlei Anfragen und Komplikationen zu bearbeiten, die am Ende vermutlich weit weniger kritisch waren, als der von Paranoia gezeichnete Verstand einen glauben lassen wollte.


Als es klopfte entkam ihm ein entnervtes Grunzen, das so schräg und abfällig klang, dass es seine Mundwinkel zum zucken brachte. Gleich wie sehr er sich auch darüber ärgern wollte: er konnte es nicht. Nur wenige Atemzüge später öffnete sich die Tür und die herrlich unansehnliche Visage des Magiers versüßte ihm den Abend auf groteske und äußerst fragwürdige Art und Weise. Seine Anwesenheit alleine bezeugte den erfolgreichen Abschluss seines Auftrages. Ein Handwink nur, eine müde Geste voller Ablehnung und ihr Gespräch war vorbei, noch ehe es hatte aufkommen können. Mit einem Schädel, den er zwischen die eigenen Schultern zog und feucht schimmernden Wangen trat der Zauberwirker also sogleich auch schon wieder seinen Rücktritt an. Er wusste, dass seine Gesellschaft von niemandem wirklich geschätzt, sein Antlitz von niemandem gerne gesehen wurde und doch...er kam immer wieder zurück. Ein Streuner, den man mit ein paar trockenen Brotkrumen gelockt und fett gefüttert hatte, auf dass er Treue für etwas empfand, das ihn am Leben zu halten schien. Nur ein weiterer Trug in diesem ganzen zerbrechlichen Gebilde, das sie alle hier umgab.


Treumunde von Ebonfalke hatte also vernommen und akzeptiert. Alles weitere lag nun nicht mehr in seiner Hand und das war ein Umstand, der ihn erneut in fast kindliche Heiterkeit stürzte. Die Frau war eine Naturgewalt. Oft und gerne wurde sie in ihren „alten“ Tagen auf diese Weise betitelt. Aus falschen Gründen.


Es schmeichelte ihm.