Landpartie

Kälte.

Schmerz.

Unglaube.

Dunkelheit.


Der penetrante Geruch von beißendem Ozon war die letzte Erinnerung, die dem Manne blieb, als sein Verstand sich verabschiedete und sein fallender Körper sich der grenzenlosen Ohnmacht einer herrlichen Stille ergab. Sein Bewusstsein hatte ihn längst verlassen, als sein behelmter Kopf hart auf den regennassen Weidegrund unter sich stürzte. Er schmeckte die Erde nicht, die sich gegen seine Lippen drückte. Fühlte nicht den Regen, der ihm in den Nacken lief, unter den harten Panzer seiner Rüstung kroch und in dem schweißnassen Gambeson darunter letztendlich versickerte. Herbstbraunes Gras schmiegte sich wenig liebevoll gegen seine bärtigen Wangen, stach fast neckisch in seine Augenlider und schob sich ungeniert und dreist in seine Nase. Sein eigenes Gewicht, heuer noch durch Rüstwerk und Waffen gesteigert, drückte seinen geschlagenen Leib zusammen.


Die aufwallenden Sturmböen, die den Regen über das Flachland der ascalonischen Ebenen peitschten, verinnerlichten den unangenehm riechenden Qualm, der sich aus dem geschmolzenen Leder seiner Rüsthandschuhe löste und trugen ihn in unbekannte Weiten. Seine Haut war verbrannt, seine Knochen gebrochen, sein Leib durchstoßen von einer stählernen Klinge, die von zorniger Hand, in einem letzten Aufbegehren verzweifelten Widerstandes geführt worden war.


Er starb.

Er starb in diesem Moment.

In diesem einen flüchtigen Augenblick, in dem er seine Vorsicht hatte fahren, seine Aufmerksamkeit hatte ablenken lassen. Starb in einem Moment unermesslicher Furcht, der zu widerstehen er nicht gelernt hatte. Der zu begegnen er nicht erwartet hatte. Der zu unterliegen nicht in seinem Sinne war und doch...es geschah.


Ähnlich einer Marionette, die ihr achtsamer Führer behutsam der Länge nach auf ein Regalbrett legte, sodass sich ihre Fäden nicht miteinander verheddern konnten, lag der Gefällte, fern ab der eigenen Heimat, in Matsch und Nässe.


Ohne Würde.

Ohne Freude.

Ohne Hoffnung.


Es war nichts mehr geblieben.

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