Von Verlusten und Finden 1-7

*Ist zu faul zum formatieren*





-1-


Eisam saß die Sylvari am unteren See des Hains. Verspielt tummelten sich
die kleinen Lichter in der Luft und spiegelten sich auf der
Wasseroberfläche nieder. Es war Nacht, was ihre rosane Haut teilweise
zum Leuchten brachte. Ein helles, kontrastreiches Grün. Doch es war
schwach. Schwächer, als jehmals zuvor. Die dunklen, wallnußbraunen Augen
hatten sich zum Wasser herab gesenkt und besah sich. Trauer stand in
ihrem Blick. Trauer und Einsamkeit.


Ja, das war sie. Allein.


Der
Sylvari, welcher an ihrer Seite zu verweilen pflegte, hatte sie vor
einige Zeit einfach im Stich gelassen. Anderes wurde Interessanter, sie
jedoch nicht. Mag sich der Traum so getäuscht haben?


Bitter rann
ihr eine Träne die Wange herab und verlor sich im weichen, saftiggrünen
Gras. Sie verstand es einfach nicht und der Verlust riss eine tiefe
Wunde in ihr Herz. Hatte sie überhaupt eins? Dessen war sie nicht
sicher, trotzdem schmerzte es in ihrer Brust.


Ihn hatte sie auch
nicht wieder gefunden. Den Menschen. Der ihr den ersten Kuss stahl und
ihr das Kettchen schenkte, welches schlicht an ihrem Handgelenk
baumelte. Es wurde ihr in den letzten Monaten mehr und mehr bewusst, in
welchen sie alleine war. Ihn vermisste sie mehr. Sie sehnte sich nach
seiner Gesellschaft, nach seinen Gesprächen und seiner Zuneigung.


Immer
wieder zog sie durch Götterfels, befragte die Leute, suchte den Mann.
Vergeblich. Langsam starb der Keim in ihr, welcher sich Hoffnung zu
nennen pflegte. Sie veränderte sich. Ihre Haut wurde dunkler und die
Blätter, die ihr Haupt so hübsch zierten, wurden Welk, der Blick leer.


Letztendlich...
Hatte sie zwei geliebte Personen verloren. Doch hätte sie eine davon
niemals gehen lassen dürfen. Denn das sie ihn so sehr liebte...


Wurde ihr erst jetzt bewusst, wo alles verloren schien.


-2-


Alkohol ist komisch.
Sehr komisch.
Es schmeckte irgendwie seltsam
und biss im Mund. Rasch schob die Sylvari das Pinnchen mit dem
Kartoffelschnaps von sich. Ekelig! Aber der Mensch erzählte ihr, das
Alkohol Probleme nehmen kann. Nun hatte sie das Problem einen schlechten
Geschmack im Mund zu haben.


Rasch spülte sie sich jenen am
Schrein der Melandru aus. Sie mochte diesen Platz. Er war Grün, hatte
einen hübschen Brunnen... Dessen Wasseroberfläche nun leichte kringel
warf, als sich einige Tränen in das Gewässer verirrte. Das war ihr Ort
gewesen! Von ihr und ihm! Rasch vergrub sie das hübsche Gesicht in ihre
Hände, weinte bitterlich. Es schmerzte so sehr. Und es wollte nich
aufhören!


Sie sah es einfach als Strafe an. Als Strafe, ihn gehen
gelassen zu haben! Nur, weil er ein Mensch war? Nur, weil einer
Ihresgleichen in ihrem Traum war? Hätte sie dochmal auf ihr Herz gehört!
Oh, dieses verfluchte Herz! Nein, sie hatte tatsächlich keins, aber sie
würde das, was an jener Stelle so schmerzte und brannte, am liebsten
rausreissen!


Wenigstens hatte dieses Brennen im Mund aufgehört,
die Tränen versiegten. Keine Spur! Sie hatte keine Spur von ihm. War er
vielleicht...? Nein! Nein, nein, nein! Niemals! Das würde sie spüren,
irgendwie. Sie musste weitersuchen, durfte nicht aufgeben.


Und so
erhobt sie sich und schritt von dannen, rieb sich dabei die Oberarme.
Es war kalt, und jemand hatte ihr ihre Sachen geklaut und sie hatte
letztendlich nurnoch ihre pflanzliche Kleidung. Welche nicht grade dafür
bekannt ist, warmzuhalten.


Da war sie also wieder. Alleine in Götterfels, ohne Geld, Unterkunft, Essen und warme Kleidung.
Vielleicht war das eh ihre letzte Reise...


-3-


Immer Kälter schien es zu werden und Schnee bedeckte die Straßen
Götterfels. Der Sylvari ging es alles, nur nicht gut. Zu Essen suche sie
sich immer die Abfälle der Stadt, ihre Magie reichte jedoch nicht aus,
um jene geniessbar zu machen. Und schon machte sie Bekanntschaft mit
einem verdorbenen Magen.


Zumindest hatte sie sich eine alte Decke
geangelt, von den zahlreichen Flicken abgesehen war jene auch noch
brauchbar. Die Nächte verbrachte sie in den Seitengassen, zitternd und
hungrig. Doch ihr Überlebenswille war zu groß, um einfach aufzugeben und
wegzusterben.


So verging eine Zeit und es wurde wieder etwas
wärmer, wenn auch nicht viel. Der Winter jedoch hat Spuren hinterlassen.
Gesund sah sie nicht aus, Trauer lag in ihrem Blick und die
Hauptblätter waren fast verwelkt. Ihr treuer Begleiter, ein
Schattenunhold namens Murphy, zeigte sich sogar um die Sylvari zu
beschützen. Irgendwie, zumindest.


Als sie zufällig an einem
Schrein vorbei kam, wurde wohl eine Menschenwache sowie ein
Kampfpriester auf sie Aufmerksam aufgrund des 'entfleuchten' Wesens.
Eine Waffe wurde gezogen und sogleich versuchte sie, die Menschen zu
beschwichtigen. Resignierend verschwand ihr Begleiter, verschmolz wieder
mit ihrem Schatten. Die Sylvari endschuldigte sich, bekam sogar einiges
über Götter erzählt und ging dann wieder in die Nacht.


Die kühle, einsame Nacht, welche sie mit offenen Armen empfing.


-4-


Rurikstadt hatte einen schönen Brunnen! Da waren sogar Münzen drinnen,
aber die gehörten sicher jemanden, und so sah sie lieber dem Wasserspiel
zu. Sie hatte solchen Hunger...


Nur vom Kraft abzapfen kann man
halt auch nicht leben. Wobei dies hier auch nur ein dahinvegetieren war.
Irgendwie... War ihr die Lust auf das Leben vergangen. Nicht einmal
mehr über die ersten Sonnenstrahlen des Tages konnte sie sich freuen und
so verfiel die Sylvari immer mehr in Resignation.


Dennoch befragte sie die Wachen des Viertels, und tatsächlich...


Die
Portalwächter hatten den Mann gesehen! Weit hoben sich die Brauen der
Sylvari, welche sogleich nach dem Weg fragte. Es fielen die Worte
Arkanes Konzil und Taugenichts, was letzteres bedeutete, wusste sie
nicht. Rasch eilte sie durch das Portal.


Doch dieser Ort... Nein,
der passte nicht zu ihm! Gebäude dicht aneinenander, kaum ein Grashalm
guckt aus dem Boden. Er liebte die Natur. Doch sie erkundigte sich auch
hier bei diesen... "Gefallenen Engeln". So suchte sie besagtes Konzil
und verirrte sich auf ein kleines Feld, wo Schweinchen vor sich
hingrasten.


Seufzend legte sie die Arme auf das Gatter,
betrachtete die Tiere. Wenn sie ihn wirklich findet, was soll sie denn
da sagen? Was sollte sie erzählen? Das sie einst einen Fehler begangen
hatte? Das ihr 'Herz' regelrecht blutete unter den Verlusten, welche sie
erlitten hat? Wollte sie das dem Mann wirklich antun?


Abseits, wärend die Sylvari in Gedanken versunken war, näherten sich Schritte.


"Dulcamary?"


-5-


Ein Schauder durchfuhr ihren dunklen Körper, ihr Kopf dreht sich nach Rechts. Und dann... Wollte sie weinen. Lachen. Lieben.


Der
Mann war etwas größer als die Sylvari, welche jenen bis knapp zum Kinn
ging. Seine Haare etwas zauselig und braun, ebenso, wie die Augen welche
zuviel im Leben gesehen hatten. Ein minder gepflegter Bart und alte
Lederkleidung... Und er sah sie höchst überrascht an.


Noch nie
zuvor hatte sie solch eine Sehnsucht verspürt. Wollte einfach nur in
seinen Armen liegen, sich freuen und doch konnte sie nicht. Der alte
Schmerz über ihren Fehler stieg in den Gliedern des jungen
Pflanzenwesens hoch. Was ist, wenn er sie nicht mehr wollte?


Beim
Gespräch war sie nicht ganz bei sich. Immer wieder striffen die
Gedanken dunkle Gefilde, bis seine Berührungen sie aus dem Meer der
Trübnis rissen und seine Wärme ihr das Gefühl gab, welches sie sich so
sehr ersehnte. Endlich war sie zuhause.


Sie hatte gesucht, und
er... Er hatte gewartet. Auf sie, eine Sylvari, kaum älter als ein
halbes Jahr. 'Menschen... Menschen lieben nicht wie wir, Spößling.
Menschen lieben egoistisch. Menschen lieben sich selbst und
ihresgleichen. Bist du aus den Augen, bist du aus dem Sinn, bist du aus
dem Herzen.' hatte man ihr einst gesagt. Doch hielt die Hoffnung, dieser
kleine Keim, welcher endlich zu seiner vollen Pracht heranwuchs, sie am
Leben und am Suchen.


Und siegte.


-6-


Die Sylvari war in keinem guten Zustand, das erkannte auch er. Sogleich
mietete er sich ein Zimmer und zeigte der Sylvari, wie toll so warmes
Wasser sein kann. Und Essen. Und er. Lange sah sie ihn an, als sich der
Menschenmann zu ihr in den Badezuber gesellte, sie sich letztendlich zu
ihm. Er war so warm... Anders als das Wasser, wohliger. An seiner Brust
schloß sie die Augen, der Rest dieser Nacht glich einem wundervollen
Traum, welchen sie kaum zu erträumen gewagt hat.


Er war das
erste, was sie sah, wenn sie schlafen ging, und das erste, als sie
aufwachte. Lange hatte die Sylvari ihn im Schlaf beobachtet, ihn einfach
nur angesehen und gelächelt. Mit den Fingerspitzen fuhr sie gerne seine
Gesichtskonturen nach, die Narbe an der Wange... In ihren Augen war
dieser Mann das schier schönste und wundervollste, was die Welt zu
bieten hat. Sie war glücklich.


Leise raunte sie seinen Namen, ehe
der Mann erwachte und die Sylvari an sich drückte. "Meine wunderschöne
Blume..." Allein die Worte machten sie verlegen, doch war dieses Gefühl
gut, das Kompliment brachte sie zum Lächeln. Meter für Meter ließen sie
die Taverne dann hinter sich. Leider durfte sie nicht jede Nacht bei ihm
verbringen. Er war dem Konzil verpflichtet und durfte keinen Fremden
aufs Zimmer nehmen.


Doch das war ihr egal. Sie schlief, trotz der
Kälte, vor dem Gebäude, Nacht für Nacht. Und jedes Mal freute sie sich,
wenn sie Ihren Menschen endlich wieder bei sich hatte, welcher sie
umarmt, küsst, Wärme und Geborgenheit spendet oder einfach nur sanft
ihren Namen nennt.


Er machte sie einfach nur Glücklich.


-7-


Die Sylvari befand sich an dem schönsten Ort der Welt. Mit dem Kopf auf
Fel's Schoß. Er hatte seine Hand auf ihre Blätter gebettet welche hier
und da abgetrennt waren. Ein wütender Zentaur sowie eine hungrige Raupe
waren daran Schuld und sie konnte die besorgten Blicke ihres Menschen
regelrecht spüren. Viel hatten sie die letzten Tage erlebt. Der Aufbruch
mit dem Leutnant aus dem Konzil, das Finden von Schlüßeln und
Knoblauchknollen, das harte Verhandeln ihres Liebsten mit einem Asura.
Und letztendlich waren sie angekommen, wo sie hinwollten. In die
Harathi-Hinterlande. Kein schöner Ort, aber es lockten Abenteuer, eine
Aufgabe, welche die Blume schon längst vergessen hat und Fel. Sie konnte
nicht lange von ihm getrennt sein. Und er nicht von ihr. Dafür war das
Band was die beiden zusammen hielt zu stark.


Das tollste hatte
sie vor einigen Stunden gefunden. Zuerst war sie einfach drüber
gefallen. Eine Truhe im Sand. Oh, was hatte sie sich gefreut! Die
Sylvari mauserte sich zu einem echten Piraten, hatte ihr Mensch gesagt.
Die Truhe war geschlossen, doch der gefundene Schlüßel passte. Und der
Schatz, er strahlte! Irgendwie, zumindest. Einige Kristalle waren
enthalten, kleine Säcke und... Ein Ring. Ein hübscher, etwas alt
anmutender Goldring. Sofort fiel ihr etwas ein. Alles, bis auf das
Schmuckstück packte sie ein, ging zu Fel und drückte ihm den Ring
einfach in die Hand. Sie musste nicht viel sagen, er wusste, wofür es
stand. Für seine Frage, ob sie seine Frau werden will. Menschen machen
das wohl so. Und nur zu gerne hatte sie Ja gesagt. Nur Ringe, die hatten
sie nicht.


Bis jetzt. Er hatte nun einen. Und sein Blick sprach
Bände. Ein wenig peinlich berührt wand sich der Leutnant erstmal ab,
gönnte den beiden diesen Moment. Dann zogen sie auch schon weiter, Hand
in Hand.


Und nun liegt sie wieder dort, wo sie hingehört. Bei
ihrem geliebten Menschen. Alles würde sie für ihn tun, jederzeit. Doch
auch umgekehrt ist dies so. Die Sylvari schenkte dem Menschen soviel,
was anderen vielleicht verborgen bliebt. Ruhe, einen Moment Frieden.
Wenn er auf sie herab sah wie sie friedlich da lag, wurde es ihm immer
warm ums Herz. Auch jetzt, wo sie im Nirgendwo unter einer Wurzel
hockten galt sein Blick mehr der Sylvari als dem See auf welchen er ein
Auge haben sollte. Gar friedlich lag sie da, ein wenig zerschunden, aber
glücklich. Ein kleines, verletzliches Wesen doch stärker als so manch
anderer. Doch umso zerbrechlicher.


Kurz blickte der Waldläufer
über seine Schulter zum Leutnant welcher stoisch den Weg ansah, dann
beugte er sich zu seiner Sylvari herab und stahl ihr einen Kuss vom
daliegenden Mundwinkel. Jener hob sich sogleich ob der Berührung, die
Wange schmiegte sich inniger an sein in Leder gehülltes Bein. Noch so
viel stand ihnen bevor. Doch eins stand fest.


Er würde sie beschützen. Und sie ihn um keinen Preis verlieren.

Kommentare 1

  • Haha, danke für die Erwähnung. ;)


    Ich freue mich sehr für Dulcamary, dass sie ihren Menschen am Ende doch noch bekommen hat. Man spürt ihre Verliebtheit in jedem Wort, auch und gerade in diesem Text. Sehr schön.


    Ich hoffe, ihr ladet mich zur Hochzeit ein. Wenn nicht, dann... äh... backt Craig die Hochzeitstorte - und das wollt ihr nicht!!!


    Liebe Grüße,
    Britta