Ieff, ein Leben in Fragmenten

V. 91. Tag, 1327 n.E.
Ich hatte mit einem anderen Asura Nachtwache, - eine lästige Pflicht, vor der selbst Arkanisten nicht verschont blieben. Leff war ein ausgezeichneter Nekromant - wir hatten im selben Jahrgang am Kolleg für Dynamik graduiert, waren in der selben Kru gewesen und beide Novizen der Abtei geworden. Er aber war ein schrecklicher Typ Asura, wie noch festzustellen ist. Im Schein der aufgestellten Lichtwerfer, die das gesamte Vorfeld beleuchteten und die überall aufgestellt waren, gingen wir bedächtig umher, als würden wir durch die Hallen der Abtei wandeln.
“Warte mal kurz”, sagte er und verschwand raschen Schrittes außer Reichweite meiner Augen und der Scheinwerfer. Ich wartete eine gefühlte Stunde. Doch in jenem Augenblick, wo ich unachtsam war, wuchs rasch eine dunkle Gestalt in meinem Schatten heran, die ich nicht bemerkte.
“Ieff” brüllte das Geschöpf hinter mir und ich fiel vor Schreck auf den Boden und landete in einer der riesigen Pfützen, die sich in den letzten Tagen gebildet hatten. “Zu langsam!”, sagte Leffs Abbild und er schaute auf mich mit seinen giftgrünen Augen und seinem dunklen Umhang triumphierend herab. In jenem Moment schlug mir das Herz so hoch, pochte die nasse Stirn so drückend, dass ich mich in meiner Wut gegen ihn wendete. “Du bist doch bekloppt!”, schrie ich ihn wütend an und packte ihn. Ich befürchte, ich hätte ihm in jenem Moment etwas angetan, dass ich vermutlich später ebenso bereuht hätte - doch in jenem Augenblick zerstob sein Angesicht und löste sich in einer Wolke voll Rauch auf. “Ieff, Ieff, Ieff”, murmelte es aus dem Dunkelheit und Leff trat wieder ins Licht des Sichtkegels. Er nahm einen Apfel und biss laut hinein.
Ich seufzte tief und die Furcht wich aus mir, und das Gefühl des kalten Unbehagens stellte sich ein. “Ich geh mich umziehen", sagte ich.