Mit wurde mal die Frage gestellt, was ich werden möchte.
Früher hatte ich diese Frage beantworten können: Arzt, Erbe, Anwalt für die Adligen, Ministerialwache.
Früher hatte ich mich noch gerne für einen Weg entschieden, irgendeinen… Mir standen alle Türen offen.
Meine Eltern hatten vieles für meinen Bruder geplant. Mein Weg führte zur Mesmerei, Täuschung war mein Gebiet und meine Säule.
Meine Zukunft sollte sich ändern…
”Monster!”
Ich schreckte sofort auf!
Schweissgebadet, erschrocken und kurz darauf schmiss ich mich auf die Seite, um den Inhalt meines Magens zu leeren, dabei hält jemand meine Haare weg. Ein stahlgeformter Eimer stand neben dem Bett als hatte man gewusst das diese Situation kommt. Doch wer hält die Haare? Und das ist auch nicht mein Bett… Langsam drehte ich den Kopf zur Seite und erblickte eine Frau. Die Haare waren Blond, die Augen blau und der Leib war wie von Lyssa selbst aus Ton geformt. Perfektioniert. Ihre Stimme ist sanft, als sie jene erhebt um mich zu beruhigen. ” Du hast gestern wirklich sehr viel getrunken. Ich bring dir gleich was zu Trinken und etwas gegen die Übelkeit.”
Schwach sehe ich in ihre wundervollen Augen, wie das Meer – Ruhig und doch kraftvoll. Ein kurzes Nicken folgt als Gestik meiner Erkenntnis, zu mehr wäre ich auch nicht fähig gewesen. Die Dame erhebt sich um sich leicht bekleidet auf den Weg zu machen.
Meine Augen sehen in den Eimer, unerfreulich als ich dann weiterhin durch den Raum sah. Er ist spärlich eingeräumt. Einige Sachen erkannte ich aber, seltsam. Vorsichtig erhebt sich meinen Oberkörper und sah auf den Boden, meine Sachen lagen dort übereinander. Dreckig und Zerrissen. Mehr sah ich im Raum als meine Hände auf dem Bett ab stemmte um mich aufzurichten. Eine Violine, ein Klavier. Sie scheint Reich zu sein, oder? Vielleicht hat sie es auch nur gefunden. Die Violine war auf einen Stuhl platziert, auch ich beherrsche die Kunst des Streifinstruments, mein Bruder konnte wunderbar Klavier spielen, es war Atemberaubend. Jeden Abend lauschte ich seiner Kunst, den Noten welcher er zu einer Melodie komponierte. Ich erhob mich vorsichtig aus dem Bett. Splitternackt, doch fühlte ich keine Scham, keine Peinlichkeit berührte meine Seele. Ich ging auf das Instrument zu. Es sah so neu aus, kaum gebraucht. Nur einige Spuren der fettigen Finger wiesen auf eine Nutzung hin. Sanft glitten meine Finger über den Geigenschaft, lange hatte ich das Gefühl nicht mehr dieses Werk anfassen zu dürfen. Unbeschreiblich. Das erste Wort war mir in den Sinn kam für diesen Augenblick. Unbeschreiblich. Achtsam sah ich dabei aus dem Fenster, welches hinter dem Stuhl an der Wand platziert war. Ich sah mich? Warum? Es schneite, doch es war doch Sommer? Der Schnee fiel sanft auf den Boden, kleidete die Strassen in weissen Samt. Während ich aus dem Fenster sah, kam die Frau wieder, doch ich sah sie nicht an.
Diese Frau war für mich immer noch der Anfang eines Rätsels. Sie war so Fremd und doch wirkte es so als wurde ich sie mein Lebelang kennen. Sie stellt den warmen Tee auf die Fensterbank, besorgt schien ihre Augen weiterhin auf mich zu sehen. Ich erkannte ihre Sorge ohne sie auch nur anzusehen. Vorsichtig erhob sie ihre Stimme. „Was siehst du? Du siehst dich oder? Als du noch Jung und ohne Ballast warst. Ein Kind. Ungeformt und ohne Vorurteile.“ Sie legt sanft ihre Hände auf meine Rechte, streichelte diese als wolle sie alle Ängste und Sorge wieder wett machen. Sie hatte Recht und doch konnte sie mir meine Last nicht nehmen. Eine Träne rollte über meine Wange, ein kleiner Schmerz rannte durch meinen Körper. Eine Schnittwunde zierte das Antlitz meiner Haut. Ein kurzes Nicken. Ich ringe nach Luft, jauchzte in Hoffnung ein Wort, geschweige einen Satz hervorbringen zu können: „ Du bist Ich. Sag mir, bin ich Tod? Sterbe ich gerade?“ Diese Person kam mir naher, legt einen Arm um meine Taille, der andere wurde mir sacht auf den die Schulter gelegt. „ Ja. Du stirbst.“ Ich schloss meine Augen. Die Antwort schmerzte. Doch so sehr wie die Qual mich erfasste zerrte man an mir. Ich hörte nichts mehr, ich war Taub und blind zu gleich. Diese Frau schmiss mich aus dem Fenster, lautlos flogen die Scherben und schwer fiel ich hinab. Ins Licht...
„Valeska! Verdammt! Scheisse…“
Ich riss meine Augen auf! Schon wieder, doch dieses Mal, sah ich die Realität. Arngar. Ein schweres Husten holte mich ein und spuckte einen Schwall Blut direkt dem Mann ins Gesicht. Ein tiefer Zug und ich jagte die Luft durch meine Kehle, Brustkorb und Lunge. Ich fühlte mich schwach und zugleich stark. Meine Brust schmerzte. Ich lag auf dem Boden, ein Kissen unter meinem Kopf. Der rote Lebenssaft lief mir aus dem Mund, mein Bauch brannte wie Feuer. Die Qual war unerträglich. Doch ich sah diesen Mann nur an, ich sah ihm in die Augen. Wortlos.
Dieser Riese war über mich gebeugt. Blut klebte an seinen Händen und Kleidung. Die Hände zittrig und die Augen zeigten Panik doch der Körper verneinte diese Emotion. Warum lag ich hier? Warum kann nicht sprechen? Mein Körper fühlte sich wie Blei an, schwer und unbeweglich. Ich roch nur das Blut was an Arngar klebte. Sein Blut war es nicht. Es war meines. Ich hob die Hand, so gut ich konnte, vorsichtig. Ich formte die Lippen, versuchte zu sprechen doch es kostete mehr Aufwand als sonst. Nur ein röcheln erlaubte mir mein Leib.
„Arngar…“