Nachdenklich betrachtete er das Fangeisen in seinen Händen. Einfache, stabile Art. Nicht weniger wirksam, eindeutig. Ein Seufzen folgt, die Sylvari hatte wohl recht gehabt. Von den Dingern gab es echt jede Menge. Und er konnte sogar verstehen warum. Es war einfach.
Auslegen, warten, einsammeln. Keinerlei Mühen, außer vielleicht einem Tier den Gnadenstoß geben müssen. Der Mensch war erfinderisch, vor allem wenn es darum ging, sich die Arbeit leichter zu machen.Nachdenklich tippte man sich an das Kinn, schaute sich nochmal um. Dann ein Nicken, ehe er sich ächzend wieder aufrichtete. Die Kälte war eindeutig nicht gut für seinen geschundenen Körper, dachte man mit einem ergebenen Grinsen. Die Sünden der Jugend, er musste wirklich nochmal mit dieser Unuda vom Finsterlicht reden. Vielleicht gab es ja eine Vergünstigung wegen Mary. Hoffen durfte man ja noch.
Immer noch mit den Gedanken bei den Fangeisen wurde sich der Bogen geschnappt, den er von seiner Liebsten zur Weihe geschenkt bekommen hatte, sowie der Wanderstab den ihm Daralia gegeben hatte. Damit er sich daran erinnere, immer den anderen voranzuschreiten. Er grinste, als er daran denken musste. Es war bestimmt nicht verkehrt sich etwas mehr auf das Stück Holz zu stützen, ganz bestimmt nicht. Ein kurzer Pfiff, schon hob ein naher Busch den Kopf und fiepte fröhlich. Endlich war der Mensch bereit weiter zu gehen. Caylen, die grüne Gefahr, der Wirbelwind, erhob sich, weit geschickter als sein Mensch, umrundete eben jenen einmal, zweimal, während die blättrige Rute wild hin und her wedelte, ehe ein weiteres Seufzen folgte und ein alter, angenagter Lederball aus der Umhängetasche gekramt wurde, nur um diesen einfach irgendwo in den Wald zu pfeffern. Sofort folgt weiteres fröhliches Gefiepe, ehe der Farnhund davonschießt, dem Lederball hinterher.
„Angeber.“ murmelt der Melandrunovize, schaut dem Tier aber mit einem Lächeln hinterher. Schön das wenigstens einer hier Spaß hat. Dann macht man sich auf den Weg zum Treffpunkt. Wenn er richtig lag, hatte er noch ziemlich viel Zeit. Genug Zeit um die Kreise zu üben, die Bobo ihm gezeigt hatte. Er musste zugeben, in der Namenswahl war er eindeutig nicht der Beste, zumindest wenn ihm niemand ein klein wenig Hilfestellung gab, aber da musste er wohl durch. So langsam verstand er besser, was Bobo von ihm wollte, oder was er ihm da zeigte. Das ganze waren nicht einfach nur irgendwelche Kreise. Sie hatten Bedeutung, waren eine Übung für den Geist eines nicht mehr ganz jungen Mannes, der sich mit Magie nur in den letzten Jahren beschäftigt hatte und das auch nur im theoretischen Bereich.
Es dauerte eine Weile, während er durch den Wald wanderte, immer wieder den Ball für den Farnhund werfend. Immer wieder wanderte der Blick hin und her, mal wurde sich gebückt wenn man fündig wurde und ein Kraut in einen der vielen Beutelchen wanderte, die er am Gürtel trug. Oft waren es nur einfache Küchenkräuter, über die sich Mary sicherlich freuen würde. Vor allem wenn er sie ihr gab und nicht wieder selber ausprobierte. Erneut konnte er sich ein Grinsen nicht verkneifen. Er hatte schon Glück. Nicht nur machte sie ihn glücklich, sie konnte sogar seine größte Schwäche ausgleichen... seine absolut ungenießbare Kochkunst. Wenn er daran zurückdachte, wie sowohl er als auch seine Freunde damals leiden mussten, als nur er da war zum kochen. Wie zur Bestätigung warf ihm der Farnhund einen vorwurfsvollen Blick zu, nachdem man dem Menschen den Ball artig vor die Füße gespuckt hatte, jetzt schon schön eingesabbert und verdreckt.
Dann stellen sich die Ohren des blättrigen Tieres auf, der Kopf ruckt herum, richtet sich auf eine Stelle tiefer im Wald. Fragend schaut der Mann erst auf das Tier, dann in die Richtung in die es schaut, zuckt mit den Schultern und verstaut den Ball, ehe man in genau diese Richtung aufbricht.
Es dauert garnicht mal so lange, bis man an der Stelle ankommt, die die Neugier des Farnhundes geweckt hat, aber doch etwas länger um auch den Grund des Ganzen zu finden. Dann sieht man es. Schwarzes Gefieder, etwas zusammengekrümmt unter dem Baum. Das Gefieder wirkt stumpf, fehlt ihm der sonst eigene Glanz, die braunen Augen trüb. Ein Flügel hängt schlapp herab und das gesamte Bild ist eines des Leidens. Langsam tritt der Mann näher, erzielt aber selbst, als er niederkniet, kaum eine Reaktion von dem verletzten Tier. Schnüffelnd tritt auch der Farnhund näher, ehe er sich hinter seinem Menschen hinhockt, Die Ohren immer noch neugierig aufgestellt, den Kopf leicht schief legend. Währenddessen machen sich die Hände des Mannes ans Werk, routiniert und bar des sonst gut wahrnehmbaren Zitterns werden Beutel zurechtgelegt so das man leichten Zugriff hat. Dann nähert man sich dem verletzten Tier weiter, streckt die, jetzt ruhigen, Finger aus und berührt vorsichtig das Federkleid. Auch hier nur wenig Abwehrreaktion, scheint der Rabe schon eine ganze Weile hier zu liegen, auch wenn er wohl noch nicht aufgegeben hat. Der Flügel wird betastet, was eine erste, heftigere Reaktion hervorruft, krächzt das Tier lautstark, man könnte meinen gequält auf, während der Kopf herumruckt und nach den garstigen Händen pickt. Ein gemurmelter Fluch, bei dem gewisse Teile der Anatomie einiger Gottheiten eine große Rolle spielen, dann arbeitet man weiter, während man leise zu dem Tier spricht. Die braunen Augen richten sich dabei auf den Menschen, der einen da antatscht, und doch wird nicht noch einmal gehackt, während dieser den Flügel schient, bandagiert und am Ende, nach langwieriger Arbeit und viel Zureden, das Tier hochnimmt. Der Rabe wehrt sich nicht mehr, der Schmerz im Flügel nur noch ein entferntes, dumpfes Pochen, nachdem der Mensch eine kleine Menge aus einer Phiole darauf gestrichen hat. Kurz hebt der Farnhund den Kopf, die schwarzen Augen des Sylvaritieres finden die hellbraunen, fast gelben des Menschen, der dem Tier zunickt. „Danke, Kleiner.“
Dann machen sich Mensch, Farnhund und nun Rabe, wieder auf den Weg, der schwarze Vogel auf einer Schulter reitend und, mit einem erleichterten Krächzen, den Mantel des Novizen mit einem großen, weißen Klecks markierend.
„Na toll. Darüber werden wir uns noch einmal unterhalten, Freundchen.“
„Kraah!“
Weiter wandert die Sonne, genauso wie das ungleiche Trio, bewegen sie sich auf den Treffpunkt zu, den Wald haben sie schon hinter sich gelassen, weicht das Bild großer Bäume nun dem von einfachen Wegen, während sich Feld an Feld reiht. Immer wieder begegnet der Mann nun Menschen, die ihrer Arbeit nachgehen, Zäune reparieren, Werkzeuge werden gepflegt. Immer und immer wieder, wenn sie ihn als das erkennen was er ist, wird er um einen kleinen Segen gebeten, wünschen die Menschen Rat. Lächelnd verteilt er ihn, gibt Rat wo er es kann, entschuldigt sich, wenn er nicht weiter weiß. Doch genauso genießt er das einfache Gespräch mit den Bauern, lauscht ihnen, wenn sie von den Problemen der Feldarbeit sprechen, die Schwierigkeiten die Jahr um Jahr auf sie zukommen, die sie immer wieder plagen. Er weiß nicht viel von solchen Dingen, das gibt er freimütig zu, war die Feldarbeit nie etwas, was ihm viel Freude bereitet hat, noch etwas, für das er ein wirkliches Geschick bewiesen hätte.
So vergeht die Zeit, schneller als gedacht, ist die Sonne schon merklich weiter geschritten, als er endlich den Treffpunkt erreicht hat... doch noch ist seine Gefährtin nicht da, scheint auch sie aufgehalten worden sein. Also nimmt man sich einen Stock, nachdem man es sich bequem gemacht hat, genauso wie dem Raben, und beginnt wieder, Bobos Übungen nachzuzeichnen. Immer, und immer wieder, während die Lieder schwerer werden.
Wie üblich fand sie ihn, wie er unter einem der Bäume hockte. Es war schon spät, die Sonne verschwand langsam am Horizont, tauchte die Gegend in warmes, goldenes Licht. Die Augen geschlossen, die Arme hinter dem Kopf verschränkt, der Mund leicht offen und schnarchend, Caylen quer über dem Schoß liegend, so schlief Fel unbekümmert und als könnte ihn kein Wässerchen trüben. Auf dem Boden neben ihm saß ein Rabe, der Flügel geschient und bandagiert, die Sylvari mit einem Krächzen begrüßend. Überall um sich herum hatte er mit einem Stock Muster und Kreise in den Boden gezeichnet, wobei einige von ihnen schwungvoll, fast schön anmuteten, wilde, kraftvolle Muster.
Wilde kraftvolle Muster, die von den Spuren von Vogelstelzen unterbrochen sind. Genauso wie von weißen Klecksen, wo man meinte, ein wenig Farbe könnte nicht schaden.
Ein kurzer Stuppser an die Wange des Menschen, während sie die Wangen aufplustert.
„Feeeheeel, schläfst du schon wieder?“
Verschlafen kommt die Antwort, mehr ein Genuschel. „Nein... ich.... arbeite, mach Dinge.“
„Was für Dinge?“
„Novizendinge.“
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