Kleine Norn. Kleine Norn hatte er sie genannt, weil sie mal wieder im Met versank, als sie am Abend im Flaschenhals am Feuer stand. Und dabei hatte sie nicht das Gefühl über ihren Durst hinaus zu trinken. Aber der Geschmack des süßen Alkohols war irgendwie zur Gewohnheit geworden in dem Stress der letzten Wochen. Sie hatte auch keine Lust darüber nachzudenken wann es angefangen hatte. Es war ihr auch egal. Es hatte sowieso nur eine Person schuld. Wie sie Frauen hasste.
Zu erst war es nur der Blick, mit dem sie die Männer auf sich aufmerksam machten. Ein netter Augenaufschlag, ein wenig auf die Unterlippe beißen, Po einziehen und Brust raus strecken. Ein wenig unschuldig aussehen... die meisten Frauen im Flaschenhals scheiterten schon am ersten Punkt. Doch wenn sie diese winzigen Schritte überwunden hatten lagen ihnen die Männer oft zu Füßen. Sie wusste wovon sie sprach. Sie war selbst eine Frau. Aber sie hatte es als ein Spiel gesehen. Und Probleme gab es bis dahin auch noch nie. Sie hatte nun mal das richtige Auge für die richtigen Männer, mit denen sie ihren Spaß haben konnte ohne dass diese danach an die große Liebe dachten. Nun, bei Vik war sie sich nicht sicher gewesen. Aber er war auch etwas anderes. Die Situation war eine andere. Die Nacht mit ihm geschah nur, weil sie Ablenkung brauche. Ablenkung von den Gedanken daran, ihrer Familie könnte bei der beschissenen Rettungsaktion etwas passieren. Und schon war der Gedanke wieder bei ihr. Wäre sie nicht gewesen hätte sie sich auch keine Sorgen machen brauchen, wäre nicht nachlässig geworden in ihrer Arbeit an dem Abend und die Dinge wären sowieso einfacher. Aber das wollte wohl auch Lair einfach nicht begreifen. Der Rotschopf hatte ihr Fäden um ihn gesponnen, wie eine Spinne um ihre Beute. Nur statt zu zappeln wie eine Fliege es tun würde um um ihr Leben zu kämpfen empfing Lair sie mit offenen Armen. Und anstatt sich helfen zu lassen verdammte er sie nun dazu zuzusehen, wie sich die Fäden dieser Frau auch weiter ausbreiteten. Aber so leicht würde sie sich nicht in das Netz setzen und darauf warten, eingesponnen zu werden. Sie wartete nur auf den richtigen Moment um die rote Spinne wieder in ihre Ecke zu vertreiben wo sie hocken bleiben sollte bis sich eine neue Gelegenheit bot ihr Spinnennetz aufzubauen. Sollte sie doch. Nur sollte sie ihre Finger von ihrer Familie lassen.
Das war schon immer ihre einzige Regel gewesen. Es war ihre eigene Regel, die sie so ganz genau umsetzte. Spielen – ja. Mehr nicht. Kein Mann bekam so viel Aufmerksamkeit, dass man meinen könnte, sie würde etwas für ihn empfinden. Das lies sie nicht zu. Und auch umgekehrt war es ihr wichtig, einen Mann klar zu stellen, er sollte sich nicht in sie verlieben. Das machte nur Probleme. Viel zu viele Probleme. Bisher hatte sie Lair auf ihrer Seite. Kam ein Mann ihr zu nah wurde er aktiv. Perfekt. Sie brauchte nicht mal mit ihm zu reden, wenn ihr jemand gegen den Strich ging. Und das hatte sich trotz der Spinne bisher auch nicht verändert. Bis jetzt. Er würde sie nicht mehr mit Samthandschuhen anpacken, nur weil sie so etwas wie seine Schwester war, hatte Lair gesagt. Die Zeiten seien schwer und man müsste Bündnisse schließen. Und das verlange er nun auch von ihr. Er verlangte es. Sie solle anfangen Athes und auch der roten Spinne zu vertrauen. In ihrem Kopf konnte er sie gerne am A... lecken. Was hatten Athes und Rest getan, damit sie anfangen sollte ein Stück von sich an sie weiter zu geben? Warum sollten sie ihr Vertrauen genießen können, den sich Menschen wie Kor verdient hatten. Al war in dem ganzen Grüppchen einer, der sie vielleicht ein wenig durchschaute, aber auch nur, weil sie es so wollte. Aber Athes? Die rote Spinne? Sate?
Sie war ganz froh, dass Arbeit auf sie zukam. Der Auftrag seiner Lordschaft versprach größer zu werden und sie musste ihren Kopf behalten. Er war ein Arschloch, der keine Fehler erlaubte. Etwas über den Schweigsamen rauszufinden gestaltete sich ebenso als schwieriger. Alle Informationen, die sie aufgreifen konnte führten im Kreis, nur ein einziger Weg nach Löwenstein. Es war Zeit alte Kontakte zu knüpfen.