Es gab schlechte und es gab echt beschissene Tage. Und die letzten waren mal wieder die, an denen sie überlegte, wofür sie überhaupt aufgestanden war. Die letzten Wochen waren nicht sehr erfolgreich gewesen. Was leicht aussah entpuppte sich für sie als wirklich harte Arbeit und viel Überwindungskunst. Silberzunge. Den Namen hatte sie damals nicht einfach so erhalten. Sie schaffte es, wenn sie wollte, ihren Gegenüber davon zu überzeugen, dass er glaubte, sie sei genau so, wie er sie eben gerne haben wollte. Perfekt. Und genau das hatte sie auch in den letzten zwei Wochen geschafft. Kaufen konnte sie sich von dem Scheiß jedoch nichts. Alles war verschwendete Zeit.
Der Auftrag seiner Lordschaft war einfach: Finde etwas, um ihn dazu zu bringen, das zu tun, was du von ihm willst... mit allen Mitteln. Ihr Mittel hieß Sohn und so schälte sie sich in ein teures Kleid, lies sich die Haare von der Kleinen zurecht stecken und schminkte sich vornehm blass. Ja, sie ging sogar so weit ihre wahre Augenfarbe zu zeigen. Bloß nicht Magie nutzen, bloß nichts zeigen, was hinterher auf sie zurück fallen könnte. Mit neuem Namen und gehobener Sprache, ja, sogar it den Wissen vom Adel hat sie das Herz des Sohns erobert, schnell und effizient. Sie brauchte nicht lang um seine Schwächen zu erkennen. Ihn einfach fühlen zu lassen, dass sie ohne ihn wohl mehr als verloren wäre schaffte ihr den Weg zu seinem Herzen und sein Vertrauen. Und wenn man den Sohn schon überzeugt hatte war es ein leichtes, etwas über den Vater zu erfahren, um ihn in der Hand zu halten. Dachte sie. Es war ein Spiel mit dem Feuer, bei dem sie sich dieses mal verbrannte. enn außer das Herz des langweiligen Sohns eroberte sie nichts. Nicht mal einen hauch an Informationen gegen den Vater. Absolut gar nichts.
Verschwendete Zeit. Und das machte sie wütend und frustriert. Ja, und irgendwie auch ängstlich. Denn nun musste sie seiner Lordschaft erzählen, dass sie nichts in der Hand hatte. Sie musste das Treffen noch verzögern, ihn auf ein paar Tage vertrösten, denn ihr blieb noch eine Möglichkeit.
Lair hatte es ihr gesagt: Fang endlich auch anderen Menschen zu vertrauen. Sie hatte dem nachgegeben. Sie hatte ihren Auftrag nun mit schlechtem Gewissen abgegeben. Aber sie vertraute Lair und wollte sich ihren Status zurück erobern, den er ihr vor Wochen genommen hatte. Sie brauchte ihn und sie brauchte seinen Schutz. Also brauchte sie auch seine Freunde.